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ANTHRAX (MILZBRAND) |
Was ist Anthrax/Milzbrand? Welche Formen der Erkrankung gibt es? | |||||
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Der Milzbrand ist eine Erkrankung, die
durch Infektion mit bestimmten Bakterien (Bacillus anthracis) entsteht. Dabei kann die
Milz braun-schwarz ("brandig") verfärbt sein - daher der Name
"Milzbrand". An der Haut können knotige, bläschenartige, später schwarze und
schwarz-krustige Hautveränderungen entstehen (daher der Name "Anthrax" =
griechisch für Kohle). Eine Infektion mit Milzbrandbakterien kann beim Menschen in 3 verschiedenen Formen auftreten: Hautmilzbrand, Inhalations-Milzbrand, Milzbrand des Verdauungstraktes |
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Der
Hautmilzbrand Ansteckung: Schnitte, Abschürfungen oder andere Verletzungen der Haut bilden die Eintrittspforte. Auftreten: Häufigste natürlich auftretende Form (ca. 2000 Fälle im Jahr). In den USA eher selten: etwa 4 Fälle pro Jahr. Größte Epidemie in letzter Zeit in Simbabwe (an die 10000 Fälle zwischen 1979 und 1985). Kennzeichen: Anfangs ein juckender, rot-brauner Knoten, später Bläschenbildung, Verhärtungen, dann entwickelt sich ein Geschwür (Hautdefekt) mit flüssig-blutigen Absonderungen. Danach Bildung einer schwarzen Kruste. Das Geschwür kann nach ca. 5 Tagen vergehen. Eine Schwellung bleibt einige Wochen. Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung (=Inkubationszeit): Die Hautveränderungen beginnen wenige Tage nach der Ansteckung. Bei dem Anthrax-Unfall in Sverdlovsk (näheres siehe unten) dauerte es höchstens 12 Tage bis zum Ausbruch des Hautmilzbrandes. |
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Der
Inhalations-Milzbrand (auch Lungenmilzbrand oder pulmonaler Milzbrand genannt) Ansteckung: die Ansteckung erfolgt durch Einatmen (Inhalieren) von Bakterien. Es erkrankten vorwiegend Beschäftigte in der wolleverarbeitenden Industrie. Auftreten: Sehr seltene Form (unter den natürlich auftretenden Milzbrandformen). In den USA wurden zwischen 1900 und 1978 nur 18 Fälle beschrieben. Kennzeichen: In der ersten Phase ausschließlich uncharakteristische, grippeähnliche Krankheitszeichen (Fieber, Husten, Kopfweh, Erbrechen, Schüttelfrost, Atemnot, Brustschmerz, Bauchschmerz). Diese Phase kann Stunden bis einige Tage dauern. Sogar eine kurze scheinbare Erholung kann eintreten. In der zweiten Phase kommt es zu plötzlichem Fieberanstieg, Schwitzen, Atemnot und Schock. Sauerstoffmangel mit Blausucht (Zyanose) und Blutdruckabfall führen dann sehr rasch zum Tod. Auch eine Erkrankung der Gehirnhäute (Meningitis) kommt häufig vor. Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung (=Inkubationszeit): Meist 2 bis 5 Tage. Kann aber deutlich länger sein. Bei dem Anthrax-Unfall in Sverdlovsk (näheres siehe unten) kam es aber auch nach 43 Tagen noch zu Fällen von Inhalationsmilzbrand.
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Wie kann man Milzbrand normalerweise bekommen? | |||||
Eine Infektion kann über Wunden in der Haut, durch Einatmen der Sporen über die Lunge oder durch Verzehr von verseuchten Lebensmitteln entstehen. | |||||
Milzbrand ist vor allem eine Erkrankung von
pflanzenfressenden Tieren. Diese erkranken, nachdem sie Bakteriensporen im Boden mit ihrer
Nahrung aufgenommen haben. Aus dem Jahr 1945 ist ein Ausbruch im Iran beschrieben, dem
mehr als eine Million Schafe zum Opfer fielen. Menschen stecken sich an, wenn sie mit infizierten Tieren oder Tierprodukten in Berührung kommen (Fleischhauer [=Metzger], Arbeiter in der Tierhautverarbeitung oder der wolleverarbeitenden Industrie, Tierärzte, Tiertransport-Mitarbeiter). Die Krankheit wurde früher auch Hadernkrankheit genannt. Zu Milzbrand des Verdauungstraktes kommt es durch den Verzehr von nicht ausreichend gekochtem (10 minütiges Kochen genügt), verseuchtem Fleisch. Fälle von Anthrax (vor allem bei Tieren; wenn beim Menschen, dann meist nur die Hautform) kommen vor in: Süd- und Zentralamerika, Süd- und Osteuropa, Asien, Afrika, Karibik, Mittlerer Osten. |
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Wie häufig ist Milzbrand normalerweise? | |||||
Hautmilzbrand ist selten (ca. 2000 Fälle im Jahr, davon aber nur wenige in den industrialisierten Ländern). Inhalationsmilzbrand ist eine Rarität (in den USA ca. alle 4 Jahre ein Fall) auch der Milzbrand des Verdauungstraktes ist in den industrialisierten Ländern extrem selten. | |||||
Näheres zum Milzbranderreger (Bacillus anthracis). | |||||
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Der Milzbranderreger ist ein Bakterium. Er
gehört zur Gattung Bacillus; sporenbildendes, gram-positives Stäbchen. Vorkommen der
sehr langlebigen Sporen im Boden. Der
Milzbranderreger gehört zu den sog. gram-positiven Bakterien, das sind solche, die sich
mit dem für die Bakterienfärbung sehr häufig verwendeten Gram-Farbstoff anfärben. |
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Was sind Milzbrand-Sporen? | |||||
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Milzbrand-Sporen sind extrem
widerstandsfähige und langlebige Formen des Milzbranderregers. In dieser Form kann er
Jahrzehnte im Boden oder in Tierprodukten überdauern. Viele Bakterien sind relativ empfindlich auf Austrocknung oder andere
Umweltbedingungen. Um sich anzustecken ist daher enger Kontakt mit einem Erkrankten,
Tröpfcheninfektion, Schmierinfektion oder die Übertragung über verseuchtes Wasser oder
Nahrung notwendig. |
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Warum ist gerade der Milzbranderreger so gefährlich? | |||||
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Sporen: Durch die Sporenbildung
kann der Erreger Jahrzehnte im Boden oder in Tierprodukten überleben. Sobald die Sporen
durch Wunden der Haut, Einatmen oder Verzehr in unseren Körper gelangen, entstehen aus
ihnen wieder normale Bakterien, die sich vermehren. Gifte: Viele Bakterien produzieren Giftstoffe, sog. Toxine, mit denen sie unseren Körper schädigen können. Ein bekanntes Gift ist das des Wundstarrkrampferregers, das unsere Nerven schädigt und zu Krämpfen führt. Auch der Milzbranderreger kann hochgiftige Stoffe produzieren, die unsere Gewebe und Organe schädigen können. Immunabwehr: Die Kapsel des Milzbranderregers ist so aufgebaut, dass er von unseren Abwehrfresszellen kaum angegriffen werden kann. Außerdem produziert er Stoffe, die andere Teile der Immunabwehr hemmen. |
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Kann man Milzbrand nicht behandeln? Wie hoch ist die Sterberate? | |||||
Hautmilzbrand ist bei rechtzeitiger
Behandlung meist heilbar. Für Inhalationsmilzbrand fehlen exakte Daten, man muss aber
annehmen, dass der Anteil tödlich verlaufender Fälle trotz Behandlung sehr hoch ist.
Auch der Milzbrand des Verdauungstraktes hat eine sehr schlechte Prognose. Soll eine
Behandlung erfolgreich sein, muss sie sehr rasch beginnen. Noch bessere Ergebnisse hat eine vorbeugende Antibiotikatherapie siehe unter Postexpositionsprophylaxe. |
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Hautmilzbrand: unbehandelt sind
20% der Fälle tödlich, weil die Erkrankung fortschreitet. Bei rechtzeitiger
Antibiotikabehandlung meist heilbar. Inhalations-Milzbrand: Sobald die Krankheit Symptome verursachte, war es für die meisten Menschen schon zu spät. Die Patienten verstarben trotz intensiver Antibiotikatherapie. Da Inhalations-Milzbrand sehr selten ist, beruhen diese Erfahrungen auf teilweise lange zurückliegenden Fällen. Es gibt (glücklicherweise) keine neueren Daten oder größere Studien. Nach dem Unfall bei Sverdlovsk (1979) verstarben fast 90% aller Personen mit Inhalations-Milzbrand trotz Behandlung. Magen-Darm-Milzbrand: Die Sterberate ist nicht wirklich bekannt, das US Center of Disease Control schätzt sie zwischen 25 und 60%. Jegliche Behandlung muss sehr rasch erfolgen, damit überhaupt Chancen auf Heilung bestehen. Studien zeigen, dass es da auf Stunden ankommen kann. Viel besser könnten die Chancen sein, wenn man vor Ausbruch der Erkrankung mit der Behandlung beginnt. Dies ist aber genau genommen keine Behandlung sondern eine Vorbeugung und wird im Abschnitt "Was kann man nach einem Milzbrandangriff tun? Die Postexpositionsprophylaxe" besprochen. |
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Warum eignet sich der Milzbranderreger als Kampfstoff? | |||||
Einfache Lagerung in Sporenform, leichte Verbreitbarkeit über die Luft, Verursachung einer Erkrankung, die beim Auftreten von Symptomen meist nicht mehr behandelbar ist und zum Tod führt. | |||||
Bakterien, die sehr empfindlich sind, wären schwer
zu lagern. Bakteriensporen lassen sich leichter lagern. Bei Bakterienverbreitung aus einem Flugzeug könnte mit einer relativ geringen Bakterienmenge großer Schaden angerichtet werden. Milzbranderregersporen sind derzeit noch praktisch nicht messbar. Man würde den Terrorakt erst bemerken, wenn die ersten Erkrankungsfälle auftreten. Für viele Menschen käme eine Behandlung aber dann bereits viel zu spät. Eine amerikanische Behörde schätzte 1993, dass bei einem Abwurf von 100 kg Milzbranderregersporen über der Stadt Washington die Anzahl der Opfer zwischen 130000 und 3 Millionen liegen könnte. Der finanzielle und technische Aufwand für die Herstellung ist nicht übermäßig groß, die Wirkung enorm. Ein US Offizier nannte Biowaffen einmal die "Atombombe der armen Leute". |
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Seit wann wird der Milzbranderreger als Kampfstoff verwendet? | |||||
Die Entwicklung von Methoden zum Einsatz von Milzbranderregern als chemischer Kampfstoff geht bis in den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. | |||||
Wie viele Länder haben Milzbranderreger als Kampfstoff? | |||||
Eine Untersuchung aus dem Jahr 1996 berichtete, dass mindestens 17 Länder über biologische Kampfstoffe verfügen. Wieviele davon Milzbranderreger im Arsenal haben, war nicht bekannt. | |||||
Kann man sich an kranken Personen leicht anstecken? | |||||
Nein, die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung ist äußerst gering. | |||||
Dieser Übertragungsweg ist höchst unwahrscheinlich und spielt für die Verbreitung von Milzbrand keine Rolle. | |||||
Muss man sich behandeln lassen, wenn man mit Erkrankten Kontakt hatte? | |||||
Nein. | |||||
Da die Ansteckung an erkrankten Kontaktpersonen extrem unwahrscheinlich ist, müssen Kontaktpersonen nicht behandelt werden. Eine Behandlung ist aber sinnvoll, wenn man den Bedingungen, die die Krankheit verursacht haben, ebenfalls ausgesetzt war. | |||||
Kann man der Infektion vorbeugen? | |||||
In bestimmten Ländern den Kontakt mit Tieren und Tierprodukten meiden. Es gibt aber auch einen Impfstoff der hohe Sicherheit bietet. | |||||
Eine Vermeidung des Kontaktes mit Tieren und
Tierprodukten wird für Länder angeraten, in denen Fälle vorkommen und in denen die
Impfrate des Viehs niedrig ist. Effektiver ist eine Impfung gegen Milzbrand. Die Impfung besteht aus 6 Teilimpfungen, die ersten 3 erfolgen im 2 Wochenabstand, die anderen 6, 12 und 18 Monate nach dem Impfbeginn. Danach ist eine jährliche Auffrischung empfohlen. Über eine halbe Million Impfungen wurden ohne nennenswerte Nebenwirkungen bei US-Armeeangehörigen durchgeführt. Der Impfstoff wird von der Fa. Bioport hergestellt (www.bioport.com), wird aber nicht an Endkunden verkauft. |
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Wer sollte sich impfen lassen? | |||||
Personen, die mit dem Erreger arbeiten, die mit eventuell verseuchten Tieren in Berührung kommen oder Militärangehörige. Personen, die einer Milzbrandattacke ausgesetzt waren und eine Antibiotikatherapie erhalten, können parallel geimpft werden. | |||||
Eine Arbeitsgruppe für Zivile Bioabwehr hat in
Ihrem Bericht eine Durchimpfung der Gesamtbevölkerung nicht empfohlen. Einerseits stünde
gar nicht genug Impfstoff zur Verfügung, andererseits wäre auch dann einen generelle
Impfung nicht zu empfehlen, weil die Wahrscheinlichkeit eines Terrorschlages sehr gering
eingeschätzt wurde und der Aufwand enorm wäre. Eine Impfung wurde aber für Personen empfohlen, die einem Milzbrandangriff ausgesetzt waren. Diese könnten parallel zur medikamentösen Therapie geimpft werden. |
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Wie kann man Milzbrand diagnostizieren? | |||||
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Für die Diagnose muss man den Erreger oder
seine Gifte nachweisen. Den Erreger kann man mittels mikroskopischer Techniken oder in der Bakterienkultur nachweisen. In Speziallaboratorien kann der Milzbranderreger relativ rasch mittels molekularbiologischer Methoden (PCR) oder durch den Nachweis der Giftstoffe nachgewiesen werden. Routinelabors Speziallabors Der Grund, warum die letztgenannten Tests nur in Speziallabors durchgeführt werden, liegt an dem geringen Bedarf. Die Tests sind an sich nicht schwierig, man könnte sie bei größerem Bedarf auch in Routinelabors durchführen. |
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Wie bemerkt man einen Angriff mit Milzbranderregern aus der Luft? | |||||
Der Angriff selbst bleibt unbemerkt. Die Häufung schwer bis tödlich verlaufender, Grippe-ähnlicher Erkrankungen würde der erste Hinweis sein. | |||||
Die Arbeitsgruppe für Zivile Bioabwehr hält bei
einem Milzbrandattacke aus der Luft folgendes Szenario für wahrscheinlich: Die
Verbreitung der Milzbrandsporen selbst bliebe unbemerkt. Es gibt noch keine Methode
Milzbrandsporen-haltige Luft nachzuweisen*. Es käme innerhalb von Tagen zu einem Anstieg von Grippe-ähnlichen Erkrankungen, von denen aber etwa 80% tödlich verlaufen würden. Die Hälfte der Todesfälle würden bereits 24h bis 48h nach Ausbruch der Symptome auftreten. Das spricht für Milzbrand oder Lungenpest. Von den sofort verfügbaren Untersuchungen könnten ein Lungenröntgen (verbreitertes Mediastinum [=Mittelfell, Raum zwischen den Lungen]) und ein Blutausstrich (Erreger im Mikroskop sichtbar) auf den Milzbranderreger hinweisen. In Bakterienkulturen, die man mit Blut oder anderen Materialien beimpft, kann der Erreger dann innerhalb von 1 bis 2 Tagen in vielen Labors nachgewiesen werden. Wird der Verdacht konkret, können natürlich Spezialuntersuchungen in den dafür eingerichteten Labors durchgeführt werden. * Es gibt einige Prototypen von in Fahrzeuge eingebauten Nachweissystemen, die derzeit von der US Army erprobt werden. Von der italienischen Firma Coppa wurde ein handliches Gerät entwickelt, das Milzbrandsporen nachweisen können soll. |
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Erkrankt man bereits, wenn man eine einzige Milzbrand-Spore einatmet? | |||||
Höchstwahrscheinlich nicht. Einatmen geringer Sporenzahlen scheint nicht zu einer Erkrankung zu führen. | |||||
Diese Erfahrungen hat man einerseits aus Tierexperimenten gewonnen, andererseits aus Messungen der Luft in Fabriken, die Tierwolle verarbeiten. Dort waren immer Milzbrandsporen in der Luft und zwar so viele, dass ein Arbeiter etwa 500 Sporen pro 8-Stunden Schicht einatmete. Niemand erkrankte. | |||||
Was kann man nach einem Milzbrandangriff tun? Die Postexpositionsprophylaxe. | |||||
Wenn man annehmen muss, dass
Milzbrandsporen eingeatmet wurden, ist eine 60-tägige Antibiotikagabe empfohlen (auch
für Kinder und Schwangere). Dies wird als Postexpositionsprophylaxe bezeichnet also als Vorbeugung nachdem man dem Erreger ausgesetzt war. |
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Die Antibiotikatherapie muss so lange andauern, weil es auch sehr lange nach der Inhalation des Erregers noch zum Auftreten von Erkrankungsfällen kommen kann. Dies lernte man aus den Erfahrungen des Sverdlovsk-Unfalls und aus Tierexperimenten. | |||||
Welches Antibiotikum wird zur Vorbeugung verwendet? | |||||
Zuerst Ciprofloxacin, später ev. Penicillin, Doxycyclin oder Amoxicillin. | |||||
In den Medien wurden Aussagen widergegeben, die
sagten, man könne für die Bekämpfung von Milzbrand sehr viele Antibiotika verwenden.
Dies ist nur teilweise richtig. Für die natürlichen Milzbrandformen mag das gelten, die
Hersteller biologischer Kampfstoffe züchten aber gezielt Milzbranderreger-Stämme, die
gegen bestimmte Antibiotika unempfindlich sind. Daher empfiehlt die US Expertengruppe für
Anthrax zuerst den Einsatz von Ciprofloxacin. Erst wenn nachgewiesen wird, dass der für
den Anschlag verwendete Erreger-Stamm gegenüber anderen Antibiotika empfindlich ist, kann
man auf diese anderen Antibiotika, z.B. Penicillin, Doxycyclin oder Amoxicillin,
umsteigen. Ciprofloxacin ist in Österreich unter dem Produktnamen Ciproxin® bekannt. |
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Sollte man vorbeugend ein Antibiotikum schlucken? | |||||
Nein. Wenn kein Hinweis darauf besteht, dass man eventuell mit Milzbranderregern in Kontakt gekommen ist, macht dies keinen Sinn. | |||||
Man weiß nicht ob, wann und wo eine Gefährdung
auftritt. Es macht also keinen Sinn, ungezielt, vorbeugend Antibiotika zu verabreichen.
Dazu kommt, dass es viele verschiedene biologische Kampfstoffe gibt. Nur manchen kann man
mit einer Antibiotikatherapie vorbeugen, vielen aber nicht. |
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Wieso werden so unterschiedliche "Fallzahlen" von Milzbrandfällen genannt? | |||||
Bei manchen Berichten wurden Personen als "Milzbrandfälle" eingestuft, bei denen man den Erreger gefunden hatte, die aber nicht wirklich erkrankt waren. | |||||
Man hat bei Personen, die eventuell mit dem
Anthrax-Pulver in Berührung gekommen sind, z.B. Nasenabstriche vorgenommen. Mit sehr
empfindlichen Methoden hat man dann untersucht, ob in diesem Abstrich Milzbranderreger
vorhanden waren. Hat man tatsächlich Erreger gefunden hieß es dann "positive for
anthrax", was aber keineswegs heißen muss, dass die Person erkrankt war. Wenn Sie einem Grippekranken zu nahe kommen, wird man wahrscheinlich auch Grippeerreger bei Ihnen nachweisen können. Sie haben deswegen aber (noch) keine Grippe. |
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Der Sverdlovsk-Anthrax Unfall | |||||
Bei der Herstellung biologischer Kampfstoffe entwichen Milzbranderreger. 68 Tote waren die Folge. | |||||
Im Gebiet der früheren Sowjet-Union, in Sverdlovsk, kam es 1979 in einer Fabrik zur Herstellung biologischer Kampfstoffe zu einem Unfall. Milzbranderreger entwichen. 2 bis 43(!) Tage nach dem Unfall erkrankten Menschen an Inhalations-Milzbrand. 79 Menschen erkrankten, 68 davon starben trotz Behandlung. Je später man erkrankte, desto höher war die Chance zu überleben. | |||||
Der Anthrax-Angriff der AUM-Sekte. | |||||
In den 90er Jahren soll die AUM-Sekte in Tokyo mindestens 8 Anschläge mit biologischen Kampfstoffen durchgeführt haben. Unter den Kampfstoffen war auch der Milzbranderreger. Die Anschläge hatten glücklicherweise keinen Erfolg. Die Gründe dafür sind nicht klar. | |||||
Milzbrandbomben an der Schottischen Küste im 2. Weltkrieg | |||||
Nach Britischen Tests mit Milzbrandbomben im 2. Weltkrieg war das Testgelände auf Jahrzehnte verseucht. | |||||
Im 2. Weltkrieg experimentierten die britischen Streitkräfte mit Milzbrandsporen-Bomben auf der Gruinard Insel an Schottischen Küste. 36 Jahre nachher konnte man auf dem Gelände noch lebensfähige Erreger nachweisen. Die Beseitigung der Milzbrandsporen dauerte von 1979 bis 1987. 280 Tonnen Formaldehyd (Desinfektionsmittel) waren dazu notwendig. | |||||
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