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  ANTHRAX (MILZBRAND)

ANTHRAX (MILZBRAND)

Wir möchten dem amerikanischen Center for Disease Control und der Arbeitsgruppe für Zivile Bioabwehr (Civilian Biodefense) unter der Leitung von Thomas Ingelsby für die zur Verfügung gestellte Information danken. (Weiterführende Literatur: Ingelsby T. et al., Journal of the American Medical Association, 281:18, 1735-1745; 1999).
Was ist Anthrax (Milzbrand)? Welche Formen der Erkrankung gibt es?
Wie kann man Milzbrand normalerweise bekommen?
Wie häufig ist Milzbrand normalerweise?
Näheres zum Milzbranderreger (Bacillus anthracis).
Was sind Milzbrand-Sporen?
Warum ist gerade der Milzbranderreger so gefährlich?
Kann man Milzbrand nicht behandeln? Wie hoch ist die Chance auf Heilung?
Warum eignet sich der Milzbranderreger als Kampfstoff?
Seit wann wird der Milzbranderreger als Kampfstoff verwendet?
Wie viele Länder haben Milzbranderreger als Kampfstoff?
Kann man sich an kranken Personen anstecken?
Muss man sich behandeln lassen, wenn man mit Erkrankten Kontakt hatte?
Kann man der Infektion vorbeugen?
Wie geht die Impfung vor sich?
Wer sollte sich impfen lassen?
Wie kann man eine Milzbrandinfektion diagnostizieren (=erkennen)?
Wie bemerkt man einen Angriff mit Milzbranderregern?
Erkrankt man bereits, wenn man eine einzige Milzbrand-Spore einatmet?
Was kann man nach einem Milzbrandangriff tun? Die Postexpositionsprophylaxe.
Welches Antibiotikum wird zur Vorbeugung verwendet?
Sollte man vorbeugend ein Antibiotikum schlucken?
Wieso werden so unterschiedliche "Fallzahlen" von Milzbrandfällen genannt?
Der Sverdlovsk-Anthrax Unfall
Der Anthrax-Angriff der AUM-Sekte
Milzbrandbomben an der Schottischen Küste im 2. Weltkrieg
   

Link zur (englischen) Anthraxseite des Center of Disease Control

 


Was ist Anthrax/Milzbrand? Welche Formen der Erkrankung gibt es? Zum Seitenanfang

Beispiel eines Hautmilzbrandes am Finger

Hautmilzbrand

Der Milzbrand ist eine Erkrankung, die durch Infektion mit bestimmten Bakterien (Bacillus anthracis) entsteht. Dabei kann die Milz braun-schwarz ("brandig") verfärbt sein - daher der Name "Milzbrand". An der Haut können knotige, bläschenartige, später schwarze und schwarz-krustige Hautveränderungen entstehen (daher der Name "Anthrax" = griechisch für Kohle).
Eine Infektion mit Milzbrandbakterien kann beim Menschen in 3 verschiedenen Formen auftreten: Hautmilzbrand, Inhalations-Milzbrand, Milzbrand des Verdauungstraktes
 

 

Der Hautmilzbrand
  
Ansteckung:
Schnitte, Abschürfungen oder andere Verletzungen der Haut bilden die Eintrittspforte.
Auftreten: Häufigste natürlich auftretende Form (ca. 2000 Fälle im Jahr). In den USA eher selten: etwa 4 Fälle pro Jahr. Größte Epidemie in letzter Zeit in Simbabwe (an die 10000 Fälle zwischen 1979 und 1985).
Kennzeichen: Anfangs ein juckender, rot-brauner Knoten, später Bläschenbildung, Verhärtungen, dann entwickelt sich ein Geschwür (Hautdefekt) mit flüssig-blutigen Absonderungen. Danach Bildung einer schwarzen Kruste. Das Geschwür kann nach ca. 5 Tagen vergehen. Eine Schwellung bleibt einige Wochen.
Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung (=Inkubationszeit): Die Hautveränderungen beginnen wenige Tage nach der Ansteckung. Bei dem Anthrax-Unfall in Sverdlovsk (näheres siehe unten) dauerte es höchstens 12 Tage bis zum Ausbruch des Hautmilzbrandes.
Der Inhalations-Milzbrand
(auch Lungenmilzbrand oder pulmonaler Milzbrand genannt)

 
Ansteckung: die Ansteckung erfolgt durch Einatmen (Inhalieren) von Bakterien. Es erkrankten vorwiegend Beschäftigte in der wolleverarbeitenden Industrie.
Auftreten: Sehr seltene Form (unter den natürlich auftretenden Milzbrandformen). In den USA wurden zwischen 1900 und 1978 nur 18 Fälle beschrieben.
Kennzeichen: In der ersten Phase ausschließlich uncharakteristische, grippeähnliche Krankheitszeichen (Fieber, Husten, Kopfweh, Erbrechen, Schüttelfrost, Atemnot, Brustschmerz, Bauchschmerz). Diese Phase kann Stunden bis einige Tage dauern. Sogar eine kurze scheinbare Erholung kann eintreten. In der zweiten Phase kommt es zu plötzlichem Fieberanstieg, Schwitzen, Atemnot und Schock. Sauerstoffmangel mit Blausucht (Zyanose) und Blutdruckabfall führen dann sehr rasch zum Tod. Auch eine Erkrankung der Gehirnhäute (Meningitis) kommt häufig vor.
Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung (=Inkubationszeit): Meist 2 bis 5 Tage. Kann aber deutlich länger sein. Bei dem Anthrax-Unfall in Sverdlovsk (näheres siehe unten) kam es aber auch nach 43 Tagen noch zu Fällen von Inhalationsmilzbrand.
    

Beispiel eines Verlaufes von Inhalations- Milzbrand

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Verdauungstrakt-Milzbrand

 
Ansteckung: Verzehr von nicht ausreichend gekochten, verseuchten Lebensmitteln.
Auftreten: Sehr selten im westlichen Kulturkreis. Fälle in Afrika und Asien.
Kennzeichen: Je nach betroffenem Abschnitt des Verdauungstraktes. Geschwüre im Bereich der Mundhöhle des Rachens oder der Speiseröhre, Schwellung, geschwollene, schmerzhafte Lymphknoten des Halses und unter dem Unterkiefer. Später Übergang in eine tödliche Blutvergiftung.
Ist der Darm betroffen: Übelkeit, Erbrechen, blutige Durchfälle. Auch diese Form führt rasch zu einer tödlichen Blutvergiftung.

 


Wie kann man Milzbrand normalerweise bekommen? Zum Seitenanfang
Eine Infektion kann über Wunden in der Haut, durch Einatmen der Sporen über die Lunge oder durch Verzehr von verseuchten Lebensmitteln entstehen.
Milzbrand ist vor allem eine Erkrankung von pflanzenfressenden Tieren. Diese erkranken, nachdem sie Bakteriensporen im Boden mit ihrer Nahrung aufgenommen haben. Aus dem Jahr 1945 ist ein Ausbruch im Iran beschrieben, dem mehr als eine Million Schafe zum Opfer fielen.
Menschen stecken sich an, wenn sie mit infizierten Tieren oder Tierprodukten in Berührung kommen (Fleischhauer [=Metzger], Arbeiter in der Tierhautverarbeitung oder der wolleverarbeitenden Industrie, Tierärzte, Tiertransport-Mitarbeiter). Die Krankheit wurde früher auch Hadernkrankheit genannt.
Zu Milzbrand des Verdauungstraktes kommt es durch den Verzehr von nicht ausreichend gekochtem (10 minütiges Kochen genügt), verseuchtem Fleisch.
Fälle von Anthrax (vor allem bei Tieren; wenn beim Menschen, dann meist nur die Hautform) kommen vor in: Süd- und Zentralamerika, Süd- und Osteuropa, Asien, Afrika, Karibik, Mittlerer Osten.

Wie häufig ist Milzbrand normalerweise? Zum Seitenanfang
Hautmilzbrand ist selten (ca. 2000 Fälle im Jahr, davon aber nur wenige in den industrialisierten Ländern). Inhalationsmilzbrand ist eine Rarität (in den USA ca. alle 4 Jahre ein Fall) auch der Milzbrand des Verdauungstraktes ist in den industrialisierten Ländern extrem selten.

Näheres zum Milzbranderreger (Bacillus anthracis). Zum Seitenanfang

Milzbrand-
erreger unter dem Mikroskop

Bacillus anthracis

Der Milzbranderreger ist ein Bakterium. Er gehört zur Gattung Bacillus; sporenbildendes, gram-positives Stäbchen. Vorkommen der sehr langlebigen Sporen im Boden.

Der Milzbranderreger gehört zu den sog. gram-positiven Bakterien, das sind solche, die sich mit dem für die Bakterienfärbung sehr häufig verwendeten Gram-Farbstoff anfärben.
Milzbranderreger sind relativ große Stäbchenbakterien, die meist in Ketten liegen. Die Wuchsform wird oft als bambusstabartig beschrieben.
Eine wichtige Eigenschaft des Bakteriums ist seine Fähigkeit, in eine sehr widerstandsfähige Sporenform überzugehen (siehe Sporen).


Was sind Milzbrand-Sporen? Zum Seitenanfang

Bakterium mit Spore
(am Beispiel einer Clostridium Bakterie; beim Milzbranderreger sind die Sporen eher in der Mitte)

Bakterium mit Sporenbildung

Milzbrand-Sporen sind extrem widerstandsfähige und langlebige Formen des Milzbranderregers. In dieser Form kann er Jahrzehnte im Boden oder in Tierprodukten überdauern.

Viele Bakterien sind relativ empfindlich auf Austrocknung oder andere Umweltbedingungen. Um sich anzustecken ist daher enger Kontakt mit einem Erkrankten, Tröpfcheninfektion, Schmierinfektion oder die Übertragung über verseuchtes Wasser oder Nahrung notwendig.
Ganz anders ist das bei Bakterien, die sich auch in Sporenformen umwandeln können. Sporen haben eine relativ feste Hülle, einen stark reduzierten Stoffwechsel und stellen eine Art Ruheform des Bakteriums dar, in der es ungünstige Lebensbedingungen überdauern kann. Trifft eine Bakterienspore auf bessere Bedingungen, entsteht daraus wieder die normale, vermehrungsfähige Bakterienform.
Auch der Milzbranderreger kann solche Sporen ausbilden. Nach Erfahrungen auf der britischen Gruinard Insel (näheres siehe "Milzbrandbomben an der Schottischen Küste im 2. Weltkrieg") können diese Formen sicher etwa 40 Jahre überleben.
Ein anderes bekanntes sporenbildendes Bakterium ist der Erreger des Wundstarrkrampfes, Clostridium tetani.


Warum ist gerade der Milzbranderreger so gefährlich? Zum Seitenanfang
  • Er bildet dauerhafte, ansteckende Sporen.
  • Er produziert hochgiftige, unseren Organismus schädigende Giftstoffe.
  • Er kann von unserer Immunabwehr nicht wirksam bekämpft werden.
Sporen: Durch die Sporenbildung kann der Erreger Jahrzehnte im Boden oder in Tierprodukten überleben. Sobald die Sporen durch Wunden der Haut, Einatmen oder Verzehr in unseren Körper gelangen, entstehen aus ihnen wieder normale Bakterien, die sich vermehren.
Gifte: Viele Bakterien produzieren Giftstoffe, sog. Toxine, mit denen sie unseren Körper schädigen können. Ein bekanntes Gift ist das des Wundstarrkrampferregers, das unsere Nerven schädigt und zu Krämpfen führt. Auch der Milzbranderreger kann hochgiftige Stoffe produzieren, die unsere Gewebe und Organe schädigen können.
Immunabwehr: Die Kapsel des Milzbranderregers ist so aufgebaut, dass er von unseren Abwehrfresszellen kaum angegriffen werden kann. Außerdem produziert er Stoffe, die andere Teile der Immunabwehr hemmen.

Kann man Milzbrand nicht behandeln? Wie hoch ist die Sterberate? Zum Seitenanfang
Hautmilzbrand ist bei rechtzeitiger Behandlung meist heilbar. Für Inhalationsmilzbrand fehlen exakte Daten, man muss aber annehmen, dass der Anteil tödlich verlaufender Fälle trotz Behandlung sehr hoch ist. Auch der Milzbrand des Verdauungstraktes hat eine sehr schlechte Prognose. Soll eine Behandlung erfolgreich sein, muss sie sehr rasch beginnen.
Noch bessere Ergebnisse hat eine vorbeugende Antibiotikatherapie siehe unter Postexpositionsprophylaxe.
Hautmilzbrand: unbehandelt sind 20% der Fälle tödlich, weil die Erkrankung fortschreitet. Bei rechtzeitiger Antibiotikabehandlung meist heilbar.
Inhalations-Milzbrand: Sobald die Krankheit Symptome verursachte, war es für die meisten Menschen schon zu spät. Die Patienten verstarben trotz intensiver Antibiotikatherapie. Da Inhalations-Milzbrand sehr selten ist, beruhen diese Erfahrungen auf teilweise lange zurückliegenden Fällen. Es gibt (glücklicherweise) keine neueren Daten oder größere Studien. Nach dem Unfall bei Sverdlovsk (1979) verstarben fast 90% aller Personen mit Inhalations-Milzbrand trotz Behandlung.
Magen-Darm-Milzbrand: Die Sterberate ist nicht wirklich bekannt, das US Center of Disease Control schätzt sie zwischen 25 und 60%.

Jegliche Behandlung muss sehr rasch erfolgen, damit überhaupt Chancen auf Heilung bestehen. Studien zeigen, dass es da auf Stunden ankommen kann.

Viel besser könnten die Chancen sein, wenn man vor Ausbruch der Erkrankung mit der Behandlung beginnt. Dies ist aber genau genommen keine Behandlung sondern eine Vorbeugung und wird im Abschnitt "Was kann man nach einem Milzbrandangriff tun? Die Postexpositionsprophylaxe" besprochen.

Warum eignet sich der Milzbranderreger als Kampfstoff? Zum Seitenanfang
Einfache Lagerung in Sporenform, leichte Verbreitbarkeit über die Luft, Verursachung einer Erkrankung, die beim Auftreten von Symptomen meist nicht mehr behandelbar ist und zum Tod führt.
Bakterien, die sehr empfindlich sind, wären schwer zu lagern. Bakteriensporen lassen sich leichter lagern.
Bei Bakterienverbreitung aus einem Flugzeug könnte mit einer relativ geringen Bakterienmenge großer Schaden angerichtet werden. Milzbranderregersporen sind derzeit noch praktisch nicht messbar. Man würde den Terrorakt erst bemerken, wenn die ersten Erkrankungsfälle auftreten. Für viele Menschen käme eine Behandlung aber dann bereits viel zu spät. Eine amerikanische Behörde schätzte 1993, dass bei einem Abwurf von 100 kg Milzbranderregersporen über der Stadt Washington die Anzahl der Opfer zwischen 130000 und 3 Millionen liegen könnte.
Der finanzielle und technische Aufwand für die Herstellung ist nicht übermäßig groß, die Wirkung enorm. Ein US Offizier nannte Biowaffen einmal die "Atombombe der armen Leute".

Seit wann wird der Milzbranderreger als Kampfstoff verwendet? Zum Seitenanfang
Die Entwicklung von Methoden zum Einsatz von Milzbranderregern als chemischer Kampfstoff geht bis in den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück.

Wie viele Länder haben Milzbranderreger als Kampfstoff? Zum Seitenanfang
Eine Untersuchung aus dem Jahr 1996 berichtete, dass mindestens 17 Länder über biologische Kampfstoffe verfügen. Wieviele davon Milzbranderreger im Arsenal haben, war nicht bekannt.

Kann man sich an kranken Personen leicht anstecken?
Nein, die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung ist äußerst gering.
Dieser Übertragungsweg ist höchst unwahrscheinlich und spielt für die Verbreitung von Milzbrand keine Rolle.

Muss man sich behandeln lassen, wenn man mit Erkrankten Kontakt hatte?
Nein.
Da die Ansteckung an erkrankten Kontaktpersonen extrem unwahrscheinlich ist, müssen Kontaktpersonen nicht behandelt werden. Eine Behandlung ist aber sinnvoll, wenn man den Bedingungen, die die Krankheit verursacht haben, ebenfalls ausgesetzt war.

Kann man der Infektion vorbeugen? Zum Seitenanfang
In bestimmten Ländern den Kontakt mit Tieren und Tierprodukten meiden. Es gibt aber auch einen Impfstoff der hohe Sicherheit bietet.
Eine Vermeidung des Kontaktes mit Tieren und Tierprodukten wird für Länder angeraten, in denen Fälle vorkommen und in denen die Impfrate des Viehs niedrig ist.
Effektiver ist eine Impfung gegen Milzbrand. Die Impfung besteht aus 6 Teilimpfungen, die ersten 3 erfolgen im 2 Wochenabstand, die anderen 6, 12 und 18 Monate nach dem Impfbeginn. Danach ist eine jährliche Auffrischung empfohlen. Über eine halbe Million Impfungen wurden ohne nennenswerte Nebenwirkungen bei US-Armeeangehörigen durchgeführt.
Der Impfstoff wird von der Fa. Bioport hergestellt (www.bioport.com), wird aber nicht an Endkunden verkauft.

Wer sollte sich impfen lassen? Zum Seitenanfang
Personen, die mit dem Erreger arbeiten, die mit eventuell verseuchten Tieren in Berührung kommen oder Militärangehörige. Personen, die einer Milzbrandattacke ausgesetzt waren und eine Antibiotikatherapie erhalten, können parallel geimpft werden.
Eine Arbeitsgruppe für Zivile Bioabwehr hat in Ihrem Bericht eine Durchimpfung der Gesamtbevölkerung nicht empfohlen. Einerseits stünde gar nicht genug Impfstoff zur Verfügung, andererseits wäre auch dann einen generelle Impfung nicht zu empfehlen, weil die Wahrscheinlichkeit eines Terrorschlages sehr gering eingeschätzt wurde und der Aufwand enorm wäre.
Eine Impfung wurde aber für Personen empfohlen, die einem Milzbrandangriff ausgesetzt waren. Diese könnten parallel zur medikamentösen Therapie geimpft werden.

Wie kann man Milzbrand diagnostizieren? Zum Seitenanfang

Medien für Bakterien-
kulturen

Kulturmedien

Kulturmedien werden mit dem Untersuchungsmaterial beimpft. Bestimmte Bakterien wachsen unter bestimmten Bedingungen und in bestimmter Art und Weise. Man kann daraus auf die Art des Bakteriums schließen.
(Das obige Beispiel ist keine Milzbrandkultur)

Für die Diagnose muss man den Erreger oder seine Gifte nachweisen.
Den Erreger kann man mittels mikroskopischer Techniken oder in der Bakterienkultur nachweisen.
In Speziallaboratorien kann der Milzbranderreger relativ rasch mittels molekularbiologischer Methoden (PCR) oder durch den Nachweis der Giftstoffe nachgewiesen werden.

Routinelabors
Der Nachweis von Milzbranderregern gehört nicht zu den Routinemethoden eines normalen Labors. Die meisten Labormediziner, Pathologen und Mikrobiologen kennen den Erreger nur aus Lehrbüchern. Dennoch gibt es im Routinelabor Methoden, mit denen der Milzbranderreger nachweisbar ist. Davon ist die sogenannte Bakterienkultur die wichtigste. Bei einer Bakterienkultur wird das zu untersuchende Material (z.B. Blut oder hochgehusteter Auswurf) auf verschiedene Nährböden aufgebracht und unter verschiedenen Bedingungen gelagert. Verschiedene Bakterien wachsen unter unterschiedlichen Bedingungen und in verschiedener Art und Weise. Daraus kann man auf die Bakterienart schließen. Nachteil: Endgültiges Ergebnis erst nach ca. 2 Tagen.
Blutausstrich: Erreger könnten auch im Blut nachgewiesen werden, wenn ein Blutausstrich im Mikroskop begutachtet wird. Nachteil: wird erst bei einer höheren Anzahl von Milzbranderregern im Blut auffallen. 

Speziallabors
Immunofluoreszenzmethoden: Im Labor hergestellte Antikörper gegen den Erreger werden mit fluoreszierenden Molekülen gekoppelt. Damit kann man den Erreger markieren. Im Fluoreszenzmikroskop sieht man die Bakterien dann aufleuchten.
Molekularbiologische Verfahren: Man kann die Erbinformation des Bakteriums mittels Polymerase Chain Reaction (PCR) vervielfachen und dann messen. Dies ist eine überaus empfindliche Methode, die schon kleinste Mengen nachweisen kann.
Toxinnachweis: Mit anderen Tests kann man Giftstoffe, die die Bakterien produzieren, nachweisen.
Antikörpernachweis: Auch Antikörper, die unser Immunsystem gegen den Milzbranderreger bildet, können in Speziallabors nachgewiesen und zur Diagnose der Infektion benützt werden. Nachteil: Antikörperbildung erfolgt relativ spät.

Der Grund, warum die letztgenannten Tests nur in Speziallabors durchgeführt werden, liegt an dem geringen Bedarf. Die Tests sind an sich nicht schwierig, man könnte sie bei größerem Bedarf auch in Routinelabors durchführen.


Wie bemerkt man einen Angriff mit Milzbranderregern aus der Luft? Zum Seitenanfang
Der Angriff selbst bleibt unbemerkt. Die Häufung schwer bis tödlich verlaufender, Grippe-ähnlicher Erkrankungen würde der erste Hinweis sein.
Die Arbeitsgruppe für Zivile Bioabwehr hält bei einem Milzbrandattacke aus der Luft folgendes Szenario für wahrscheinlich: Die Verbreitung der Milzbrandsporen selbst bliebe unbemerkt. Es gibt noch keine Methode Milzbrandsporen-haltige Luft nachzuweisen*.
Es käme innerhalb von Tagen zu einem Anstieg von Grippe-ähnlichen Erkrankungen, von denen aber etwa 80% tödlich verlaufen würden. Die Hälfte der Todesfälle würden bereits 24h bis 48h nach Ausbruch der Symptome auftreten. Das spricht für Milzbrand oder Lungenpest.
Von den sofort verfügbaren Untersuchungen könnten ein Lungenröntgen (verbreitertes Mediastinum [=Mittelfell, Raum zwischen den Lungen]) und ein Blutausstrich (Erreger im Mikroskop sichtbar) auf den Milzbranderreger hinweisen.
In Bakterienkulturen, die man mit Blut oder anderen Materialien beimpft, kann der Erreger dann innerhalb von 1 bis 2 Tagen in vielen Labors nachgewiesen werden.
Wird der Verdacht konkret, können natürlich Spezialuntersuchungen in den dafür eingerichteten Labors durchgeführt werden.
* Es gibt einige Prototypen von in Fahrzeuge eingebauten Nachweissystemen, die derzeit von der US Army erprobt werden. Von der italienischen Firma Coppa wurde ein handliches Gerät entwickelt, das Milzbrandsporen nachweisen können soll.

Erkrankt man bereits, wenn man eine einzige Milzbrand-Spore einatmet? Zum Seitenanfang
Höchstwahrscheinlich nicht. Einatmen geringer Sporenzahlen scheint nicht zu einer Erkrankung zu führen.
Diese Erfahrungen hat man einerseits aus Tierexperimenten gewonnen, andererseits  aus Messungen der Luft in Fabriken, die Tierwolle verarbeiten. Dort waren immer Milzbrandsporen in der Luft und zwar so viele, dass ein Arbeiter etwa 500 Sporen pro 8-Stunden Schicht einatmete. Niemand erkrankte.

Was kann man nach einem Milzbrandangriff tun? Die Postexpositionsprophylaxe. Zum Seitenanfang
Wenn man annehmen muss, dass Milzbrandsporen eingeatmet wurden, ist eine 60-tägige Antibiotikagabe empfohlen (auch für Kinder und Schwangere).
Dies wird als Postexpositionsprophylaxe bezeichnet also als Vorbeugung nachdem man dem Erreger ausgesetzt war.
Die Antibiotikatherapie muss so lange andauern, weil es auch sehr lange nach der Inhalation des Erregers noch zum Auftreten von Erkrankungsfällen kommen kann. Dies lernte man aus den Erfahrungen des Sverdlovsk-Unfalls und aus Tierexperimenten.

Welches Antibiotikum wird zur Vorbeugung verwendet? Zum Seitenanfang
Zuerst Ciprofloxacin, später ev. Penicillin, Doxycyclin oder Amoxicillin.
In den Medien wurden Aussagen widergegeben, die sagten, man könne für die Bekämpfung von Milzbrand sehr viele Antibiotika verwenden. Dies ist nur teilweise richtig. Für die natürlichen Milzbrandformen mag das gelten, die Hersteller biologischer Kampfstoffe züchten aber gezielt Milzbranderreger-Stämme, die gegen bestimmte Antibiotika unempfindlich sind. Daher empfiehlt die US Expertengruppe für Anthrax zuerst den Einsatz von Ciprofloxacin. Erst wenn nachgewiesen wird, dass der für den Anschlag verwendete Erreger-Stamm gegenüber anderen Antibiotika empfindlich ist, kann man auf diese anderen Antibiotika, z.B. Penicillin, Doxycyclin oder Amoxicillin, umsteigen.
Ciprofloxacin ist in Österreich unter dem Produktnamen Ciproxin® bekannt.

Sollte man vorbeugend ein Antibiotikum schlucken? Zum Seitenanfang
Nein. Wenn kein Hinweis darauf besteht, dass man eventuell mit Milzbranderregern in Kontakt gekommen ist, macht dies keinen Sinn.
Man weiß nicht ob, wann und wo eine Gefährdung auftritt. Es macht also keinen Sinn, ungezielt, vorbeugend Antibiotika zu verabreichen. Dazu kommt, dass es viele verschiedene biologische Kampfstoffe gibt. Nur manchen kann man mit einer Antibiotikatherapie vorbeugen, vielen aber nicht.

Wieso werden so unterschiedliche "Fallzahlen" von Milzbrandfällen genannt? Zum Seitenanfang
Bei manchen Berichten wurden Personen als "Milzbrandfälle" eingestuft, bei denen man den Erreger gefunden hatte, die aber nicht wirklich erkrankt waren.
Man hat bei Personen, die eventuell mit dem Anthrax-Pulver in Berührung gekommen sind, z.B. Nasenabstriche vorgenommen. Mit sehr empfindlichen Methoden hat man dann untersucht, ob in diesem Abstrich Milzbranderreger vorhanden waren. Hat man tatsächlich Erreger gefunden hieß es dann "positive for anthrax", was aber keineswegs heißen muss, dass die Person erkrankt war.
Wenn Sie einem Grippekranken zu nahe kommen, wird man wahrscheinlich auch Grippeerreger bei Ihnen nachweisen können. Sie haben deswegen aber (noch) keine Grippe.

Der Sverdlovsk-Anthrax Unfall Zum Seitenanfang
Bei der Herstellung biologischer Kampfstoffe entwichen Milzbranderreger. 68 Tote waren die Folge.
Im Gebiet der früheren Sowjet-Union, in Sverdlovsk, kam es 1979 in einer Fabrik zur Herstellung biologischer Kampfstoffe zu einem Unfall. Milzbranderreger entwichen. 2 bis 43(!) Tage nach dem Unfall erkrankten Menschen an Inhalations-Milzbrand. 79 Menschen erkrankten, 68 davon starben trotz Behandlung. Je später man erkrankte, desto höher war die Chance zu überleben.

Der Anthrax-Angriff der AUM-Sekte. Zum Seitenanfang
In den 90er Jahren soll die AUM-Sekte in Tokyo mindestens 8 Anschläge mit biologischen Kampfstoffen durchgeführt haben. Unter den Kampfstoffen war auch der Milzbranderreger. Die Anschläge hatten glücklicherweise keinen Erfolg. Die Gründe dafür sind nicht klar.

Milzbrandbomben an der Schottischen Küste im 2. Weltkrieg Zum Seitenanfang
Nach Britischen Tests mit Milzbrandbomben im 2. Weltkrieg war das Testgelände auf Jahrzehnte verseucht.
Im 2. Weltkrieg experimentierten die britischen Streitkräfte mit Milzbrandsporen-Bomben auf der Gruinard Insel an Schottischen Küste. 36 Jahre nachher konnte man auf dem Gelände noch lebensfähige Erreger nachweisen. Die Beseitigung der Milzbrandsporen dauerte von 1979 bis 1987. 280 Tonnen Formaldehyd (Desinfektionsmittel) waren dazu notwendig.

 

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Letzte Änderung 2001-11-03

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