Wie entsteht das D-Dimer im Blut? Wann immer Blut im Körper gerinnt (z.B. bei einer Beinvenenthrombose oder
anderen Gefäßverstopfungen) versucht der Organismus, die Verstopfung wieder aufzulösen.
Dabei wird das Blutgerinnsel in sehr kleine Teile gespalten. Diese Spaltprodukte kann man
im Blut nachweisen. Man bestimmt sie im Blut eines Patienten um zu überprüfen, ob eine
Gefäßverstopfung vorliegt. Eines dieser Spaltprodukte des Fibrins ist das
D-Dimer.
Was sagt ein normaler D-Dimer-Spiegel?
Ein normaler D-Dimer Spiegel sagt, dass mit sehr hoher
Wahrscheinlichkeit, keine tiefe Beinvenenthrombose oder Lungenembolie vorliegt.
Genügt ein normaler D-Dimer-Spiegel, um
eine tiefe Beinvenenthrombose oder Lungenembolie sicher auszuschließen?
Nein. Es kann vorkommen, dass das D-Dimer trotz tiefer
Beinvenenthrombose oder Lungenembolie normal ist. Dies kommt zwar sehr selten vor, aber
dennoch sollte man ein normales D-Dimer nicht als alleiniges Ausschlusskriterium
verwenden.
Dies ist nicht ganz unumstritten, manche meinen, ein normales D-Dimer alleine
reicht zum Ausschluss einer tiefen Beinvenenthrombose oder Lungenembolie aus. Die Mehrzahl
der Experten vertritt aber eine andere Meinung.
Wie hilft dann der D-Dimer-Spiegel?
Folgendes Vorgehen wird empfohlen:
- Klinische Untersuchung zur Bestimmung der Wahrscheinlichkeit einer
tiefen Venenthrombose oder Lungenembolie
- Bestimmung des D-Dimer
Ist nach der klinischen Beurteilung die Wahrscheinlichkeit einer
tiefen Venenthrombose bzw. Lungenembolie niedrig und gleichzeitig das D-Dimer normal, dann
sind diese Erkrankungen praktisch ausgeschlossen. Man kann auf weitere Untersuchungen
verzichten.
Ist die klinische Wahrscheinlichkeit mittelgradig oder hoch müssen
weitere Untersuchungen angeschlossen werden, egal wie das D-Dimer-Ergebnis war. Daher
könnte man sich die D-Dimer-Bestimmung in diesem Fall eigentlich sparen.
Ermittlung der Wahrscheinlichkeit einer
tiefen Venenthrombose durch klinische Untersuchung
Dazu sind Punkteschemata vorgeschlagen worden.
P.A. Kyrle P.A. und S. Eichinger (Lancet 2005): |
Aktive Krebserkrankung (unter Behandlung oder Behandlung in
den letzten 6 Monaten oder unter Palliativstrategie) |
+1 |
Lähmung, Schwäche oder Immobilisierung (z.B. Gipsverband)
einer unteren Gliedmaße |
+1 |
Rezente, mehr als 3-tägige Bettlägrigkeit oder größerer
chirurgischer Eingriff innerhalb der letzten 4 Wochen |
+1 |
Lokaler Schmerz entlang des Verlaufs der tiefen Venen |
+1 |
Schwellung des gesamten Beins |
+1 |
Wadenschwellung (3 cm größer als unauffälliges Bein
gemessen 10 cm unter der Tuberositas tibiae) |
+1 |
Dellen-bildendes Ödem |
+1 |
Erweiterung paralleler, oberflächlicher Venen (ohne
Varikose) |
+1 |
Andere Diagnose ebenso wahrscheinlich wie oder
wahrscheinlicher als tiefe Venenthrombose |
-2 |
Man addiert die Punkte. Als niedriges Risiko
werden Punktewerte unter 2 angesehen. |
Andere Autoren führen zusätzliche Punkte an:
C. Gardiner et al. (British Journal of Haematology, 2005): |
Vorgeschichte einer tiefen Venenthrombose oder
Pulmonalembolie |
+1 |
Familiäre Häufung dieser Erkrankungen |
+1 |
Intravenöser Drogenmissbrauch |
+1 |
|
Was sagt ein erhöhter D-Dimer-Spiegel?
Außer der Thrombose können sehr viele andere Erkrankungen aber
auch physiologische Zustände (z.B. Schwangerschaft) den D-Dimer-Spiegel erhöhen (siehe
weiter unten). Besonders beim Patientengut eines Spitals ist daher ein
erhöhter D-Dimer-Spiegel kein aussagekräftiger Hinweis auf das Vorliegen einer
Thrombose. |