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Sonnenschutzmittel: Anwendung, Nutzen und Gefahren

Über den richtigen Umgang mit Sonnenschutzmitteln
Univ.-Prof. Dr.med. Harald Maier

Braune Haut kam in Mode

Der "Höhenflug" der Sonnenschutzmittel ist eng mit dem Umbruch in der Freizeitkultur der westlichen Welt und der Entwicklung eines neuen Schönheitsideals verbunden. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs galt die blasse, ungebräunte Haut als erstrebenswertes Ziel, gebräunte Haut war hingegen der Makel der unterprivilegierten weil vorzugsweise im Freien arbeitenden Gesellschaftsschichten. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs kam es zu großen sozialen Umwälzungen in deren Zuge sich auch das Verhältnis des Menschen zur Sonne wandelte. Bewegungen zur Förderung einer "natürlichen Lebensweise" (Wasser, Luft, Licht Sonne) trugen wesentlich dazu bei, dass sich die Menschen verstärkt der Sonnenstrahlung aussetzten. Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde dieser Trend durch die Entwicklung des neuen Schönheitsideals "tanned is beautiful (gebräunt ist schön)" weiter gefördert.

 

 

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Hautbräune ist Hautschaden

Einen nicht unerheblichen Anteil an dieser Entwicklung hatten die Sonnenschutzmittelhersteller, die mit ihren Werbekampagnen den Konsumenten einzureden versuchten, dass beides möglich wäre: erstrebenswerte Hautbräune und Schutz vor den negativen Auswirkungen der UV Strahlung ("safe tan" - die sichere Bräune). Diese Ansicht konnte von der Wissenschaft bereits eindeutig widerlegt werden. Hautbräune ist bereits ein Zeichen eines eingetretenen Hautschadens, stellt nämlich die Pigmentierung einen natürlichen Schutzmechanismus der Haut dar, um sich vor weiterem Schaden zu schützen. Auch die Gegenbewegung, die versucht, Sonnenschutzmittel als gefährlich zu verteufeln, ist abzulehnen. Gute Sonnenschutzmittel, von denen es dank der intensiven Forschung der kosmetischen Industrie bereits zahlreiche auf dem Markt gibt, tragen selbstverständlich zur Hautgesundheit bei. Solange sich der sorglose Umgang der hellhäutigen Bevölkerung mit der Sonne nicht verändert, sind Sonnenschutzmittel ein unverzichtbarer Teil eines umfassenden Konzepts zum Schutz vor der Sonneneinwirkung ("Photoprotektion"). Gute Sonnenschutzmittel sind nicht gesundheitsgefährdend! Gefährlich ist hingegen der falsche Umgang mit ihnen und die falschen Erwartungen, die in sie gesetzt werden.

 

 

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Sonnenschutzmittel sind nur eine Ergänzung

Eine Sonnenmilch oder –creme in die Reisetasche einzupacken, gehört derzeit bereits zu den selbstverständlichen Urlaubsvorbereitungen. Sonnenschutzmittel sind Teil des festen Angebots von Parfümerien, Drogerien, Apotheken und Supermärkten. Damit wird deutlich, dass sie einen Stellenwert einnehmen, der ihnen aus medizinischer Sicht gar nicht zusteht. Aus ärztlicher Sicht stellen Sonnenschutzmittel zwar eine sinnvolle Ergänzung der anderen Methoden der Photoprotektion dar, können diese aber keinesfalls ersetzen. Noch immer sind natürlicher Schatten, Bekleidung, Kopfbedeckung und Sonnenbrille die bedeutendsten Maßnahmen, um sich wirkungsvoll vor der ultravioletten Strahlung zu schützen. Sonnenschutzmittel im engeren Sinn sollen jene Körperareale schützen, die man mit den anderen Maßnahmen schlecht schützen kann (Gesicht, Hände) bzw. dann schützen, wenn man sich wenig bekleidet in der Sonne aufhält wie z.B. bei Sport und Arbeit im Freien.

 

 

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Was muss ein gutes Sonnenschutzmittel können?

Damit komme ich zur Frage, welche Qualitätsmerkmale ein gutes Sonnenschutzmittel erfüllen muss? Gute Sonnenschutzmittel müssen einen Breitspektrumschutz bieten, d.h. sie müssen sowohl im UVB als auch im UVA Bereich schützen, sollen in beiden Bereichen einen hohen Schutzfaktor aufweisen und müssen photostabil sein (siehe unten).
 

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Schutz vor Sonnenbrand genügt nicht!
Lange Zeit war man der Auffassung, dass ein Schutz vor der Entwicklung eines Sonnenbrandes ausreichend sei. Heute weiß man, dass nicht nur die stark sonnenbrandauslösende UVB Strahlung sondern auch die UVA Strahlung an der Entwicklung von UV-verursachten Hautschäden mitbeteiligt ist. UVA spielt für die vorzeitige Hautalterung und wahrscheinlich auch für die Melanomentstehung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Für einen Breitspektrumschutz spricht auch die Tatsache, dass die auf die Erdoberfläche auftreffende Sonnenstrahlung (ambiente Strahlung) beide UV Bereiche enthält.

Die UV-Strahlung

Das Spektrum des für den Menschen sichtbaren Lichts reicht von rot bis violett. Elektromagnetische Strahlung mit noch kleinerer Wellenlänge als violett (kleiner als 400 nanometer [nm]) ist nicht sichtbar. Sie wird als Ultraviolettstrahlung bezeichnet und in 3 Bereiche unterteilt:
  1. UVA Strahlung (315-400nm)
    Führt auch zur Hautalterung und kann in hohen Dosen zu Sonnenbränden führen. Im Tierversuch krebserrregend. Dringt durch Fensterglas.
  2. UVB-Strahlung (280-315nm)
    Hauptverantwortlich für die Entstehung des Sonnenbrandes, der Hautalterung und für die Entstehung von Hautkrebs. Durchdringt Fensterglas nicht, wohl aber Wasser.
  3. UVC-Strahlung (100-280nm)
    UVC Strahlung der Sonne wird praktisch vollständig durch die Ozonschicht abgefiltert.

Spektrum des sichtbaren Lichts und des UV-Bereichs

 
Der Sonnenschutzfaktor sagt nicht alles

Der Sonnenschutzfaktor (sun protection factor,SPF; Lichtschutzfaktor, LSF) ist das Maß für die Schutzwirkung eines Sonnenschutzmittels gegen Sonnenbrand. Da, wie oben bereits erwähnt, der Sonnenbrand in erster Linie durch UVB hervorgerufen wird, beschreibt der Sonnenschutzfaktor im wesentlichen den Schutz vor UVB-Strahlung. Er wird in Europa an einer Gruppe von Testpersonen nach der COLIPA Norm ermittelt. Der Sonnenschutzfaktor bedeutet, um wie viel länger sich eine Person geschützt in der Sonne aufhalten kann als ungeschützt. Eine Person, die ein Sonnenschutzmittel mit dem SPF 8 aufträgt, könnte sich demnach achtmal länger der Sonnenstrahlung aussetzen als ohne dieses Sonnenschutzmittel. Voraussetzung für diese Schutzwirkung ist, dass das Mittel auch in der vom Testprotokoll vorgeschriebenen Menge von 2 mg pro cm2 auf die Hautoberfläche aufgetragen wird. Derzeit stellen die meisten Produzenten Produkte mit einem SPF zwischen 20 und 40 her. Einzelne Firmen produzieren auch Sonnenschutzmittel mit einem SPF von 60 und darüber. Während die SPF Bestimmungsmethode standardisiert ist, konnte bis jetzt in Fachkreisen noch keine Einigung über die sinnvollste Bestimmung des UVA Schutzes erzielt werden. Das ist der Grund, warum der UVA Schutz bei vielen Produkten noch nicht angegeben ist, bzw. verschiedene oder mehrere Werte, je nach Bestimmungsverfahren, genannt werden.
  
Das Sonnenschutzmittel muss "photostabil" sein.

Photostabilität bedeutet, dass sich das Sonnenschutzmittel unter UV Bestrahlung nicht zersetzt. Von meiner Arbeitsgruppe konnte nachgewiesen werden, dass bei der Hälfte der auf dem Markt befindlichen Sonnenschutzmittel nach relativ kurzer Bestrahlungszeit die UVA Schutzwirkung zerstört wird. Das bedeutet, dass mit zunehmender Bestrahlungszeit mehr und mehr UVA-Strahlung auf die Haut trifft und entsprechende Schadwirkungen entfalten kann. Darüber hinaus werden die Zerfallsprodukte des Sonnenschutzmittels verdächtigt, selbst für negative Auswirkungen auf die Haut verantwortlich zu sein (Unverträglichkeitsreaktionen, Schädigungen der Erbsubstanz).
 
Neben diesen als UV-Schutz Eigenschaft ("UV-protektive Performance") zusammengefassten Qualitäten, muss ein gutes Sonnenschutzmittel noch zahlreiche weitere Qualitätskriterien erfüllen: Haltbarkeit, Reinheit, Wärmestabilität, geringe Toxizität ("ungiftig"), usw.

 

 

Woran erkennt man ein gutes Sonnenschutzmittel?

Die schwierigste Frage, die mir immer wieder als Sonnenschutzmittelforscher gestellt wird, lautet: woran kann ein Konsument ein gutes Sonnenschutzmittel überhaupt erkennen? In Österreich ist der Sonnenschutzfaktor praktisch auf allen Produkten deklariert. Weniger gut ist es um den UVA Schutzfaktor bestellt. Eine Breitspektrumschutzwirkung wird ebenfalls häufig angegeben, obwohl eine eigene Untersuchung an photoprotektiven Lippenstiften zeigte, dass die Anpreisung nicht immer mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinstimmt. Das Photostabilitätsverhalten eines Produkts wird hingegen nur in wenigen Ausnahmen deklariert. Auch hier ist eine Einigung über die günstigste Bestimmungsmethode und eine verpflichtende Deklaration noch nicht in Sicht. Wenn der Käufer sicher gehen möchte, dass er auch ein qualitativ hochwertiges Produkt in den Urlaub mitnimmt, empfehle ich die unabhängige Testzeitschrift Konsument des Österreichischen Vereins für Konsumentenschutz. Diese veröffentlicht Jahr für Jahr eine Marktübersicht der wichtigsten Sonnenschutzmittel. Keinesfalls ist der Schluss zulässig, dass ein teures Sonnenschutzmittel auch ein gutes Produkt sein muss. So konnte ich bei meinen Untersuchungen nachweisen, dass viele hochpreisige Produkte leider katastrophale Qualitätsmerkmale aufweisen.

 

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Welches Produkt soll man wählen?

Welches Produkt nun ausgewählt werden soll, ist von verschiedenen Faktoren abhängig: Urlaubsort, Hauttyp, Überempfindlichkeit gegenüber Inhaltsstoffen von Sonnenschutzmitteln, eventuelle licht-verursachte Hautkrankheiten. Aufenthalt in großen Höhen (z.B. Gletscher) und im Süden erfordert ein Sonnenschutzmittel mit einem hohen Sonnenschutzfaktor. Je heller der Hauttyp, umso höher muss die Schutzwirkung des Produkts sein.

Photobiologische Hauttypen der Europäer
Hauttyp I II III IV
Haut hell hell hellbraun braun
Haare rötlich bis rotblond blond bis hellbraun dunkelblond bis braun dunkelbraun
Augen blau, grün blau, grau, braun braun braun
Sonnenbrand immer immer selten nie
Bräunung nie wenig gut immer

Patienten, die an UV-verursachten Hautkrankheiten leiden, benötigen Produkte mit einem ultrahohen Sonnenschutzfaktor und einem hohen UVA Schutz. Überempfindlichkeitsreaktionen auf Inhaltsstoffe des Sonnenschutzmittels sind nicht selten. Man kann diese durch einen speziellen Test (Photopatch-Test) nachweisen und muss dann in Zukunft auf ein Produkt, das diesen Stoff nicht enthält, ausweichen. Sehr häufig sind Unverträglichkeiten der Sonnenschutzmittelzubereitung. Durch das Zusammenwirken von Sonne und einem fetthältigen Sonnenschutzmittel entwickeln sich sehr unangenehme, akneähnliche Hautausschläge (Mallorca Akne). Die Industrie hält für diese Zwecke als Alternativen Milchen und Sonnenschutzgele bereit.

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Mallorca-AkneDie Mallorca Akne entsteht durch Zusammenwirken der Sonnenstrahlung und einem fetthaltigen Sonnenschutzmittel. Betroffene müssen auf fettfreie Sonnenschutzmittel umsteigen.

 

 

 

Wie wende ich das Sonnenschutzmittel richtig an?

Genauso wichtig wie die Auswahl des geeigneten Produkts ist auch dessen richtige Anwendung. Sonnenschutzmittel müssen vor dem Sonnenaufenthalt aufgetragen werden, damit sie sich gut auf der Körperoberfläche verteilen. Beim Auftragen von Produkten auf der schweißigen Haut kann es zu Verteilungsproblemen kommen. Weiters konnte in Untersuchungen nachgewiesen werden, dass die meisten Konsumenten die Sonnenschutzmittel in einer zu geringen Schichtdicke auftragen. Damit reduziert sich die Schutzwirkung auf einen Bruchteil der deklarierten Werte. Dies ist ein wichtiges Argument für die Empfehlung von Sonnenschutzmitteln mit hohen und ultrahohen Schutzfaktoren. Bestimmte Hautareale werden erfahrungsgemäß schlecht oder gar nicht geschützt: Ohren, Nase, Kinn, Lippen, wenig oder unbehaarte Kopfhaut. Eine weitere wichtige Verhaltensmaßnahme, um die Sonne möglichst gefahrlos zu genießen, ist das regelmäßige Eincremen. Alle zwei Stunden sollte der Schutzfilm erneuert werden, beim Aufenthalt im Wasser schon früher. Bekanntlich kann auch die Deklaration "wasserfest" nicht verhindern, dass Sonnenschutzmittel im Wasser abgeschwemmt werden und der Film beim Abtrocknen eine gefährliche Verdünnung erfährt.

Der wichtigste Rat noch einmal:
Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung von Hautschäden ist jedoch, den Konsumenten begreiflich zu machen, dass Sonnenschutzmittel nur eine sinnvolle Ergänzung der anderen Schutzmaßnahmen sind, diese aber nicht ersetzen können. Nur so wird es uns möglich sein zu verhindern, dass die Volkskrankheit sonnenverursachter Hautschaden die von vielen Experten vorhergesagten epidemischen Ausmaße erreicht.

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Wichtige Hinweise: Die Website kann Ihnen nur einen allgemeinen Überblick bieten und Orientierungshilfe sein. Allgemeine Informationen können Ihren Arzt nicht ersetzen, da nur er Ihre individuelle Situation beurteilen kann. Anregungen für Verbesserungen, Ergänzungen oder interessante Themen nehmen wir gerne an, individuelle Anfragen können leider nicht beantwortet werden. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr. Die in med4you dargestellten Informationen dürfen auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch approbierte Ärzte angesehen werden. Der Inhalt von med4you kann und darf nicht zur Diagnosestellung oder zum Durchführen von Behandlungen verwendet werden. Bitte Nutzungsvereinbarungen lesen. Reproduktionen gleich welcher Art, die über die private Nutzung hinausgehen, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion.
 

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Letzte Änderung 2002-10-14

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