Wozu misst man die
Anti-Xa-Aktivität?
Heparin wird häufig als Medikament zur Hemmung der Blutgerinnung eingesetzt. Heparin muss
aber richtig dosiert werden. Hat man zuviel bekommen kommt es zu Blutungen, hat man zu
wenig zu Blutgefäßverstopfungen. Zur Überprüfung der Heparindosierung,
misst man, in welchem Bereich die Anti-Xa-Aktivität im Blutplasma des Patienten liegt.
Wieso sagt einem die Anti-Xa-Aktivität
etwas über den Heparinspiegel im Blut?
Wie gesagt ist Heparin ein Hemmstoff der Blutgerinnung. Es wirkt dabei
unter anderem indem es den Faktor Xa hemmt. Überprüft man jetzt, wie stark dieser
Faktor gehemmt wird (also wie hoch die Anti-Xa-Aktivität ist), weiß man, wie viel
Heparin im Blut ist.
Hintergrundinfo |
Was ist der Faktor Xa?
Der Faktor X ist ein wichtiger Faktor des Blutgerinnungssystems, der für die
Gerinnselbildung notwendig ist. Er kommt normalerweise überwiegend in seiner
"Ruheform" vor (Faktor X), beim Ablauf einer Blutgerinnung entsteht die
aktivierte Form: Faktor Xa.Was ist die Anti-Xa-Aktivität?
Gerinnungsvorgänge dürfen nie unkontrolliert ablaufen. Wenn irgendwo aktivierter
Faktor X (Faktor Xa) entsteht, muss er auch wieder gehemmt werden. In unserer
Blutflüssigkeit (im Blutplasma) kann man solche Hemmstoffe finden. Ein wichtiger,
natürlicher Hemmstoff in der Blutgerinnung ist das sog. Antithrombin III (sprich
"Antithrombin drei"; Abkürzung ATIII). Es hemmt, wie der Name sagt, das
Thrombin aber auch den Faktor Xa.
Durch die Wirkung des Medikaments Heparin wird die Wirkung von ATIII extrem verstärkt.
Blutplasma, in dem sich Heparin befindet, hat also eine hohe Anti-Xa-Aktivität. Und zwar
dosisabhängig: je mehr Heparin, desto mehr Hemmung. In Anwesenheit von Heparin heißt das
daher: die Anti-Xa-Aktivität gibt Auskunft über den Heparinspiegel in der Probe.
Mit der Messung der Anti-Xa
Aktivität überprüft man die Dosierung ganz bestimmter Heparine.
Es gibt verschiedene Typen von Heparinen, die man zur Hemmung der Blutgerinnung einsetzen
kann. Eine Gruppe stellen die hochmolekularen Heparine (=unfraktionierte Heparine,
High-Molecular-Weight-Heparine, HMW-Heparine) dar, eine andere die
niedermolekularen Heparine (=fraktionierte Heparine, Low-Molecular-Weight-Heparine, LMW-Heparine).
Früher setzte man vorwiegend HMW-Heparine ein, heute werden in zunehmendem Maß
LMW-Heparine verwendet.
Die HMW-Heparinwirkung lässt sich meist durch einfache Tests, wie z.B die PTT überprüfen. Für die LMW-Heparine hingegen
braucht man die Anti-Xa-Aktivitätsmessung, um ihre Dosierung zu überprüfen.
Die Dosierung eines anderen gerinnungshemmenden Medikaments, des Danaparoid
(Orgaran®), muss ebenfalls über die Anti-Xa-Aktivität überprüft werden.
Wie funktioniert die Messung
der Anti-Xa-Aktivität?
Bei der Bestimmung der Anti-Xa-Aktivität gibt man eine bestimmte Menge Faktor Xa zum
Blutplasma des Patienten. Dieser Faktor Xa wird dann von den im Blutplasma
befindlichen Hemmstoffen gehemmt. Je nachdem wieviel Hemmwirkung im Plasma vorhanden ist,
bleibt mehr oder weniger (ungehemmter) Faktor Xa übrig.
Wie viel Faktor Xa vorhanden ist, misst man meist, indem man einen Stoff zusetzt, von
dem Faktor Xa einen Farbstoff abspalten kann. Je mehr Farbstoff entsteht, desto mehr
Faktor Xa war noch vorhanden (sog. chromogene Methode; man misst dabei den Farbstoff photometrisch).
Wie gibt man das Ergebnis an?
Man gibt die Heparinaktivität im Plasma des Patienten an. Die Einheit
dafür ist IE/ml oder auch Anti-Xa IE/ml (IE steht für Internationale Einheit; engl. IU=
International Unit).
Wie kommt man durch Messung der
Anti-Xa-Aktivität auf den Heparinspiegel?
Das geschieht bei der sog. Kalibration des Tests: man misst mehrere Proben mit bekannten
Heparinkonzentrationen (z.B. 6 Proben mit einer Heparinkonzentration von 0, 0.4, 0,80,
1.20 und 1.60 IE/ml. So lernt man, wie sich ein bestimmter Heparinspiegel auf das
Testergebnis auswirkt und kann nach Messung einer Patientenprobe vom Testergebnis auf den
Heparinspiegel schließen. |
Muss man bei Therapie
mit LMW-Heparin die Plasmaspiegel überhaupt kontrollieren?
Generell, nein. Es ist ja der besondere Vorteil der LMW-Heparine gegenüber dem
"normalen", HMW-Heparin, dass man keine Laborkontrollen braucht, was für den
Patienten sehr angenehm ist.
Bei speziellen Patienten, z.B. Neugeborene, Kinder, Schwangere, Nierenkranke oder
Patienten mit sehr niedrigem oder sehr hohem Körpergewicht, wird aber eine Überwachung
der Heparinkonzentration empfohlen.
Zu welchem Zeitpunkt sollte man die
Anti-Xa-Aktivität, also den Heparinspiegel messen?
4 Stunden nach der subkutanen Injektion (Injektion in die Unterhaut). Nur die Einhaltung
dieses Zeitpunktes schafft standardisierte Bedingungen und aussagekräftige Ergebnisse.
(Ergebnisse der 6. Konsensuskonferenz für antithrombotische Therapie,
Chest, 2001; 119:64S-94S)
|
Anti-Xa-Aktivität nach Heparin Injektion
Eine Dosis von 10.000 IE eines niedermolekularen Heparins wurde in die Unterhaut
injiziert. Der Verlauf der Anti-Xa-Aktivität im Plasma des Patienten macht klar, warum
der Zeitpunkt der Abnahme so wichtig ist. |
Welche Plasmaheparinspiegel sollten
erreicht werden?
Das hängt ganz von der Anwendung ab und natürlich gibt es auch verschiedene Ansichten zu
dem Thema. Die folgenden Bereichsangaben sollen daher nur Anhaltspunkte sein und gelten
für eine Abnahme 4h nach der letzten Injektion.
- LMW-Heparin-Behandlung von Gefäßverstopfungen (Thrombosen,
Embolien) oder bei Herzkranzgefäßerkrankungen (z.B. Herzinfarkt):
- bei einer 2 x täglichen Heparindosierung:
0.6 - 1.0 IE/ml
- bei einer 1 x täglichen Heparindosierung:
1.0 - 2.0 IE/ml
(Ergebnisse der 6. Konsensuskonferenz für antithrombotische Therapie,
Chest, 2001; 119:64S-94S)
- Vorbeugende Anwendung von LMW-Heparin:
(ein Monitoring wird dabei allerdings nur selten notwendig sein):
- 0.4 - 0.6 IE/ml
- 0.2 - 0.4 IE/ml in der Schwangerschaft
- 0.5 - 1.0 IE/ml bei Neugeborenen
|