Was ist HbA1c?
HbA1c ist ein Hämoglobin, also roter Blutfarbstoff, an das sich ein
Zucker, und zwar eine Glucose gebunden hat. (Glucose ist der ganz normale Blutzucker)
Wie entsteht HbA1c?
Der Blutzucker (die Glucose) kann sich an Eiweißstoffe binden. Diese Reaktion wird
Glykierung* genannt. Da auch in den roten Blutkörperchen Blutzucker vorhanden ist, kann
sich der Blutzucker an den dort vorhandenen roten Blutfarbstoff (das Hämoglobin), binden.
So entsteht Hämoglobin A1c, kurz HbA1c.
Auch beim Gesunden ist ein Teil des Hämoglobins (und zwar ca. 5%) an Blutzucker
gekoppelt.
*früher wurde die Reaktion - chemisch nicht ganz korrekt - Glykosilierung genannt.
Entstehung und Bedeutung des
Hba1c |
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Bei hohem Blutglucosespiegel wird die Glucose
("der Blutzucker") an das Hämoglobin gebunden
Ist im Blut viel Glucose (gelbe Sechsecke), dann ist auch im roten Blutkörperchen (rosa
Scheibe) viel Glucose. Und sie wird sich in hohem Maße an den roten Blutfarbstoff (das
Hämoglobin; rote Ellipsoide) binden. Das Gebilde aus Glucose und Hämoglobin ist das Hba1c. |
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Auch bei niedrigem Blutzucker, bleibt das Hba1c
erhalten
Die Bindung der Glucose an das Hämoglobin kann nicht rückgangig gemacht werden. Der
Blutglucosespiegel ist zwar derzeit niedrig, der hohe Anteil an Hba1c
zeigt aber, dass einmal ein höherer Blutglucosespiegel geherrscht haben muss. Und da rote
Blutkörperchen bis zu 4 Monaten leben, gibt die Höhe des Hba1c
über den Blutzuckerspiegel der letzten Monate Auskunft. |
Anmerkung: Damit chemisch Interessierte
kein falsches Bild von der vereinfachten Graphik mitnehmen: es ist nicht die Ringform der
Glucose, die an das Hämoglobin bindet sondern die lineare Form. |
Warum bestimmt man HbA1c im Blut?
- Diagnose der Zuckerkrankheit (Diabetes Mellitus)
Lange Zeit hielt man die Bestimmung für zu wenig verlässlich und zu teuer, seit
2010 aber wird die HbA1c-Bestimmung zur Diagnose der Zuckerkrankheit empfohlen (American
Diabetes Association, Diabetes Care. 2010, Vol.33, Suppl.1., 2010).
- Die Bestimmung von HbA1c im Blut dient auch der Langzeitkontrolle
und der Einschätzung des Risikos von Langzeitschäden bei
Zuckerkranken (Diabetikern).
Früher war man zur Kontrolle, ob ein Zuckerkranker gut eingestellt ist, d.h. ob seine
Zuckerwerte im richtigen Bereich liegen, auf den Blutzucker selbst angewiesen. Aber der
Blutzuckerwert, den der Zuckerkranke bei der ambulanten Kontrolle aufweist, ist nur eine
Momentaufnahme. Er sagt nichts über die Zeit davor. Eine häufige, mehrmals tägliche
Messung des Blutzuckers (Selbstmessung), ist mit diversen Schwierigkeiten verbunden und
oft kaum durchführbar.
Das HbA1c löst diese Probleme, denn es erlaubt, mit einer einzigen
Blutabnahme den (durchschnittlichen) Blutzucker der letzten Monate zu bestimmen. Man
schaut damit gewissermaßen in die Vergangenheit.
Die Definition des Diabetes mellitus:
(American Diabetes Association, Diabetes Care, Vol. 33, Suppl.1, 2010)
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1. |
HbA1c 6.5% oder höher. |
2. |
Ein Nüchtern-Blutzuckerspiegel von 126 mg/dl
(=7.0 mmol/l) oder höher. Nüchtern heißt: keine Kalorienzufuhr in den letzten 8h. |
3. |
Ein Blutzuckerspiegel von 200 mg/dl (=11.1
mmol/l) oder höher beim 2-Stunden-Wert des Zuckerbelastungstests
(oraler Glucose-Toleranz-Test, OGTT). Bei diesem Test werden 75 g Glucose in Wasser
gelöst eingenommen. Danach werden Blutzuckermessungen vorgenommen. |
4. |
Es finden sich Zeichen des Diabetes (wie große Trink-
und Harnmengen) und ein Blutzuckerspiegel von 200 mg/dl (=11.1
mmol/l) oder höher. Gilt auch für Blutabnahmen nach Mahlzeiten.
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Hinweise:
- Ein Diabetes mellitus liegt vor, wenn eines
der Kriterien erfüllt ist und an einem anderen Tag bestätigt wird.
- Die Bestätigung kann durch Erfüllung des gleichen Kriteriums
oder eines der beiden anderen erfolgen. Man sollte aber vorzugsweise den Wert wiederholen,
der abnorm war.
- Kriterium 4 kann auch bei einmaligem Auftreten zur Diagnose
Diabetes mellitus ausreichen, die anderen Kriterien nur in Ausnahmefällen bei sehr
typischen Symptomen.
- Die angegebenen Blutzuckerwerte sind Werte für Bestimmungen
aus der Blutflüssigkeit einer aus einer Vene abgenommenen Blutprobe. Messungen in der
Blutflüssigkeit von Kapillarblut ("Fingerstich") können besonders beim
Zuckerbelastungstest davon abweichen.
- Die HbA1c-Bestimmung muss bestimmten Qualitätsnormen genügen
(mobile Kleingeräte sind ungeeignet)
- Der HbA1c Wert ist bei manchen Krankheiten (z.B.Hämolysen,
Eisenmangelanämien) und in der späteren Schwangerschaft nicht für die Diabetes-Diagnose
verwendbar.
- Bei sehr rasch auftretendem Diabetes Typ 1 kann der HbA1c
Wert zu Beginn der Erkrankung noch normal sein.
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Wieso schaut man mit der HbA1c-Bestimmung
"in die Vergangenheit" des Blutzuckerspiegels?
Weil die roten Blutkörperchen, in denen sich ja das HbA1c befindet, etwa
3-4 Monate lang leben, und sich im HbA1c-Wert daher die Blutzuckerspiegel
der letzten Wochen widerspiegeln.
Beispiel: Wie oben erklärt, bindet sich Blutzucker
an einen Teil unseres Hämoglobins und bildet das HbA1c. Und je höher der
Blutzuckerspiegel ist, desto mehr HbA1c entsteht. Ein Diabetiker, der
Diätsünden begeht oder seine Medikamente nicht einnimmt, hat einen sehr hohen Blutzucker
und demnach entsteht auch sehr viel HbA1c. Während sich aber der
Blutzucker selbst normalisiert und bei der nächsten Kontrolle schon wieder in Ordnung
sein kann, wird sich der damals hohe Blutzuckerspiegel noch immer in einer Erhöhung des
HbA1c-Anteils auswirken, denn das HbA1c verbleibt länger im
Blut. Nämlich bis das rote Blutkörperchen, in dem sich das Hämoglobin befindet, zu
Grunde geht. Und das kann 4 Monate dauern.
Wovon hängt die Höhe des HbA1c-Wertes
ab?
Der Wert wird um so höher, je höher der Blutzuckerspiegel war und je länger der hohe
Blutzuckerspiegel angedauert hat.
Mathematisch betrachtet ist der HbA1c-Wert gewissermaßen das
Integral des Blutzuckerspiegels.
Länger zurückliegende
Blutzuckerspiegel wirken sich weniger stark auf den HbA1c-Wert aus
Auch wenn die roten Blutkörperchen 3 - 4 Monate leben: 8 Wochen nach Auftreten
eines hohen Blutzuckerspiegel haben ja nur mehr etwa die Hälfte der roten Blutkörperchen
im Blut diesen noch "miterlebt". Die andere Hälfte ist seither neu gebildet
worden und "weiß" von dem damals erhöhten Blutzuckerspiegel gar nichts.
Je länger eine Episode mit hohem Blutzuckerspiegels zurückliegt, desto weniger wirkt sie
sich auf den HbA1c-Wert aus.
Der HbA1c-Wert wird daher meist als Maß für den durchschnittlichen
Blutzuckerwert der letzten 6-8 (maximal 12) Wochen angesehen.
Wie oft sollte man HbA1c
kontrollieren?
Wird nicht einheitlich gehandhabt. Folgende Empfehlungen seien hier zitiert:
- Bei stabilen, gut eingestellten Typ 2 Diabetikern
("Erwachsenendiabetes") genügt 2 mal jährlich, bei weniger gut eingestellten
Patienten oder bei Änderungen der Behandlung 4 mal jährlich.
American Diabetes Association, 2010.
- Typ 1 Diabetiker ("Juveniler Diabetes") 3 bis 4 mal
jährlich. Niederau/Reinauer in Thomas L. Labor und Diagnose, 2005.
- Zuckerkrankheit in der Schwangerschaft alle 1 bis 2 Monate. Niederau/Reinauer
in Thomas L. Labor und Diagnose, 2005.
Welchem durchschnittlichen
Blutzuckerwert entspricht ein bestimmter HbA1c-Wert?
Da die Labormethoden für HbA1c noch nicht alle optimal vereinheitlicht
sind, und verschiedene Methoden auch verschiedene Werte ergeben können, darf die
nachfolgende Tabelle und auch die Berechnungsformel nur als Anhaltspunkt
dienen.
gemessenes
HbA1c |
Durchschnittlicher Blutzuckerspiegel
(Plasmaspiegel; d.h. in der der
Blutflüssigkeit gemessen) |
|
mg/dl |
mmol/l |
6 % |
126 |
7.0 |
7 % |
154 |
8.6 |
8 % |
183 |
10.2 |
9 % |
212 |
11.8 |
10 % |
240 |
13.4 |
11 % |
269 |
14.9 |
12 % |
298 |
16.5 |
Quelle:
American Diabetes Association, Diabetes Care, 33, Suppl. 1, 2010. |
|
Auch Formeln werden
hierzu eingesetzt: |
Durchschnittlicher
Blutzuckerspiegel
(in mg/dl) |
= |
|
28.7 x HbA1c (%) |
- |
46.7 |
|
Quelle: American Diabetes
Association, Diabetes Care, 33, Suppl. 1, 2010 |
Was ist ein "guter" HbA1c-Wert?
- Eine Möglichkeit ist, den HbA1c-Wert mit dem von
Gesunden zu vergleichen und danach zu entscheiden, ob die Einstellung des Diabetes in
Ordnung ist. Dies hat die WHO (World Health Organization) vorgeschlagen. Als Beispiel sei
folgende Einteilung angegeben.
|
gute Einstellung |
grenzwertige Einstellung |
schlechte Einstellung |
HbA1c |
< 6.5 % |
6.5 - 7.5 % |
> 7.5 % |
- Die amerikanische Diabetesgesellschaft empfiehlt HbA1c-Werte
unter 7 % als Therapieziel bei Zuckerkranken. Von Patient zu Patient mag das Ziel
etwas davon abweichen, bei Werten, die konstant über 8 % liegen, sollte aber die
Behandlungsstrategie in jedem Fall geändert werden.
(American Diabetes Association, Diabetes Care, 2003 und 2010).
Da unterschiedliche Labormethoden unterschiedliche HbA1c-Werte
ergeben, können auch diese Angaben nur als Anhaltspunkt dienen.
Wie schnell kann sich ein hoher HbA1c-Wert
bessern?
Bei optimaler Therapie kann nach 10 Tagen mit normalen Blutzuckerspiegeln ein Absinken des
HbA1c um 1% (also z.B. von 9% auf 8%) erreicht werden.
Andere Eiweißstoffe,
an die sich Blutzucker binden kann
Die Glucose im Blut bindet sich nicht nur an Hämoglobin, sondern auch an viele andere
Eiweißstoffe. Dabei bilden sich sog. "glykierte" Eiweißstoffe. Auch diese kann
man messen und man versucht, die Ergebnisse zur Kontrolle der Zuckerkrankheit einzusetzen.
- Glykierte Serumproteine (GSP, Fruktosamine)
Die Summe aller glykierten Eiweißstoffe in der Blutflüssigkeit. Man misst diese mit der
sog. Fruktosamin-Bestimmung.
- Glykiertes Serumalbumin (GSA)
Der Haupteiweißstoff der Blutflüssigkeit ist das Albumin. Auch dessen glykierte Form
kann man messen
Einsatz der Bestimmung von GSP oder GSA
- Falls HbA1c-Werte nicht verwertbar
Das HbA1c-Ergebnis ist nicht verwertbar, wenn die roten Blutkörperchen
durch andere Erkrankungen zerstört werden (Hämolyse; Erklärung siehe unter Verminderung). In diesem Fall könnte man statt HbA1c
GSP oder GSA bestimmen, da diese Werte durch Hämolyse kaum beeinflusst werden.
- Beurteilung kurzfristiger Veränderungen des Blutzuckers
Da die Eiweißstoffe in der Blutflüssigkeit viel kurzlebiger sind als das HbA1c,
gibt die Höhe von GSP oder GSA nur über den Blutzuckerspiegel der letzten ein bis zwei
Wochen Auskunft. Das kann erwünscht sein (z.B. wenn man bei Änderung der Behandlung
rasch den Erfolg kontrollieren will) oder von Nachteil sein.
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