Unterstützer der Website

 

Haptoglobin - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
    
NAME:
Globine sind bestimmte Eiweißstoffe, der Wortteil Hapto- kommt vom griechischen Wort für kleben, haften. Abkürzung: Hp
   
KURZINFO:
Wofür braucht man Haptoglobin?
Rote Blutkörperchen sind voll von eisenhaltigem roten Blutfarbstoff, dem Hämoglobin, mit dem ja der Sauerstoff transportiert wird. Wenn rote Blutkörperchen zugrunde gehen, wird das Hämoglobin frei. Damit das freiwerdende Hämoglobin, bzw. das enthaltene Eisen nicht über die Nieren verloren geht, wird Hämoglobin sofort an das Haptoglobin des Blutes gebunden. Der Komplex aus Haptoglobin und Hämoglobin ist so groß, dass er nicht mehr über die Niere verlorengehen kann. Außerdem wird er sehr rasch von den Fresszellen des Körpers aufgenommen (die gibt es unter anderem in der Milz, der Leber und im Knochenmark). Dort wird der Komplex zerlegt und das Eisen wiederverwertet.
Normalerweise ist das alles im Gleichgewicht: Die Leber stellt genügend Haptoglobin her, um das freiwerdende Hämoglobin aufzufangen. Dieses wir aus roten Blutkörperchen frei, die durch normale Alterungsprozesse und mechanische Belastungen zerstört werden.

Wodurch kann Haptoglobin vermindert werden?
Werden aus irgendeinem Grund mehr rote Blutkörperchen zerstört als normalerweise, dann wird auch mehr Haptoglobin gebraucht und verbraucht. Sobald die Leber nicht mehr genug nachliefern kann, sinkt der Haptoglobinspiegel im Blut.
Deswegen ist ein zu niedriger Haptoglobinspiegel ein Zeichen für einen vermehrten Blutabbau, eine sog. Hämolyse.

Wann bestimmt man Haptoglobin?
Man bestimmt es, wenn man den Verdacht auf einen vermehrten Abbau roter Blutkörperchen (Hämolyse) hat.

   
REFERENZ-
BEREICH:
Bereich Einheit Bereich Einheit
0.30 - 2.0 g/l 30 - 200 mg/dl
Leider gibt es beim Haptoglobin verschiedene (erbliche) Typen,
die unterschiedliche Referenzbereiche haben. Dadurch wird der
Gesamtreferenzbereich (wenn man alle Typen gemeinsam auswertet)
sehr breit.

Detaillierte Referenzbereiche: Altersgruppen, Hp-Typen

   
  Hinweis: aus isolierten, leichten Erhöhungen oder Erniedrigungen von Laborwerten kann man in den allermeisten Fällen keine Schlussfolgerungen auf irgendeine Erkrankung ziehen. Liegen also nur leichte Veränderungen vor, muss keineswegs irgendeine der nachfolgend genannten Erkrankungen oder Veränderungen vorliegen!
ERHÖHUNG:
Erhöhungen kommen vor bei
  • Entzündungen, Gewebszerstörung, malignen Tumoren
  • Eisenmangelblutarmut
  • Nierenschaden mit Eiweißverlust (nephrotisches Syndrom)
  • Hautverbrennungen mit Eiweißverlust.
   
VERMINDERUNG:
Hämolysen

Was sind Hämolysen?
Hämolysen sind Zustände bei denen vermehrt rote Blutkörperchen abgebaut werden. Es gibt zwar auch eine normale Hämolyse, im klinischen Sprachgebrauch steht aber Hämolyse nur für den abnorm gesteigerten Blutabbau.

Wodurch entstehen Hämolysen?
Hämolysen können die verschiedensten Ursachen haben: Von erblichen Krankheiten (Kugelzellen-Blutarmut, Thalassämie, Sichelzell-Blutarmut), Infektionen (z.B. bei Malaria; aber auch als Komplikation vieler Infektionen), Autoimmunkrankheiten bis zu Fehltransfusionen, Vergiftungen oder künstlichen Herzklappen.
Auch ausgiebiges Joggen kann zur Hämolyse führen.

Hat jede Hämolyse ein erniedrigtes Haptoglobin?
Nein, denn es gibt besonders 2 Probleme: 1. leichte Hämolysen verursachen keine erkennbare Verminderung und 2. führen Entzündungsprozesse, wie oben erwähnt, zu einer Vermehrung des Haptoglobins. Hat also jemand gleichzeitig eine Entzündung und eine Hämolyse, dann erhöht die Entzündung das Haptoglobin und kann so eine Hämolyse verschleiern.

Bedeutet jedes erniedrigte Haptoglobin eine Hämolyse?
Nicht ganz, aber fast. Besonders, wenn man eine niedrige Grenze als Entscheidungskriterium nimmt: Von 100 Patienten unter 0.2 g/l Haptoglobin haben 96 eine Hämolyse.

Für Fortgeschrittene: Sie mögen einwenden, dass bei vielen Arten von Hämolysen gar kein Hämoglobin im Blut frei wird, dass die roten Blutkörperchen vielmehr außerhalb der Gefäße als Ganzes von Fresszellen aufgenommen und abgebaut werden (vor allem in der Milz). Warum sinkt dann aber auch bei diesen Hämolysen das Haptoglobin? Genau weiß man das nicht. Eine Möglichkeit wäre, dass aus den Fresszellen etwas Hämoglobin nach außen dringt, eine andere, dass bei diesen Hämolysen doch ein Teil der roten Blutkörperchen in den Gefäßen zugrunde geht, eine dritte, dass dies dann passiert, wenn die Fresszellen überlastet sind. Wie auch immer, die Tatsache bleibt, dass Haptoglobin auch bei den Hämolysen, die vorwiegend außerhalb der Gefäße stattfinden (den sog. extravaskulären Hämolysen) erniedrigt ist.

 

Vitamin B12 / Folsäure-Mangel-Blutarmut (Megaloblastäre Anämien)

Auch bei dieser Erkrankung gehen (im Knochenmark) mehr rote Blutkörperchen zugrunde als normalerweise. Das Haptoglobin kann daher vermindert sein.

 

Lebererkrankungen
Wenn die Leber zuwenig Haptoglobin produziert, ist der Spiegel im Blut vermindert.

 

Eiweißmangelzustände bei schweren Verdauungsstörungen

 

Angeborener Mangel an Haptoglobin
Dann ist das erniedrigte Haptoglobin natürlich kein Hämolysezeichen.

 

   

 

Wichtige Hinweise: Die Website kann Ihnen nur einen allgemeinen Überblick bieten und Orientierungshilfe sein. Allgemeine Informationen können Ihren Arzt nicht ersetzen, da nur er Ihre individuelle Situation beurteilen kann. Anregungen für Verbesserungen, Ergänzungen oder interessante Themen nehmen wir gerne an, individuelle Anfragen können leider nicht beantwortet werden. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr. Die in med4you dargestellten Informationen dürfen auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch approbierte Ärzte angesehen werden. Der Inhalt von med4you kann und darf nicht  zur Diagnosestellung oder zum Durchführen von Behandlungen verwendet werden. Bitte Nutzungsvereinbarungen lesen. Reproduktionen gleich welcher Art, die über die private Nutzung hinausgehen, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion. Impressum .
 

E-Mail: med4you@gmx.at

Letzte Änderung 2003-09-09

Zum Seitenanfang