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Lipase - Details
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
Name - Info - Referenzbereich - Bestimmung - Erhöhung - Verminderung
Probe - Probenlagerung - Präanalytik - Analysenreaktion - Interferenzen - Fehlerquellen
 
NAME:
Verdauungsferment (Enzym), das Fette (Lipide) abbaut
   
INFO:
Die Lipase wird in den Drüsenzellen der Bauchspeicheldrüse gebildet (Pankreaslipase). Im Zuge der Verdauung wird sie über den Ductus pancreaticus (Bauchspeicheldrüsengang), der direkt oder indirekt in den Zwölffingerdarm mündet, abgegeben. Im Zusammenwirken mit den Gallensäuren und einem Koenzym (der  Kolipase) vermag die Lipase die Fette der Nahrung in Glycerin und Fettsäuren aufzuspalten. Normalerweise gelangen nur Spuren von Lipase ins Blut.
Außerhalb der Bauchspeicheldrüse werden geringe Lipasemengen noch in der Zungen-, Magen- und Zwölffingerdarmschleimhaut produziert. Auch im Leber- und Fettgewebe und in Leukozyten kann man Lipaseaktivitäten nachweisen.
Das Enzym wird normalerweise nicht im Harn ausgeschieden, lediglich bei starken Proteinverlusten (Nephrotisches Syndrom) kann es im Harn nachweisbar sein.
Die Serumhalbwertszeit beträgt 7-14h.
   
REFERENZ-
BEREICH:
Bereich Einheit
-60 U/l
Stark methodenabhängig.
   
Wie bei den meisten Enzymen misst man nicht die Enzymmenge sondern die Aktivität des Enzyms. Man bietet ein Substrat an, also ein Molekül, das durch das Enzym abgebaut wird. Man misst dann, wieviel Substrat in einer bestimmten Zeit abgebaut wird. Beispiel einer Lipasemethode unter ANALYSENREAKTION.
   
ERHÖHUNG:
PRINZIP
Zu Erhöhungen kann es kommen
- wenn die eigentlich in den Darm abzugebende Lipase in das Blut übertritt (Abflusshindernis, Entzündung),
- wenn in der Niere weniger Lipase abgebaut wird (Nierenversagen),
- bei Austritt von Lipasen aus anderen Geweben (z.B. Fettgewebe): je nach Spezifität der Bestimmungsmethode Erhöhungen möglich.
Akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis)
Die Erhöhung der Lipase ist etwa 5h nach dem Auftreten der Symptome nachweisbar und dauert ca. 3-6 Tage an. Das Ausmaß des Anstiegs kann beträchtlich sein, sagt aber nicht unbedingt etwas über Schwere oder Prognose der Erkrankung aus.
Ein Ausbleiben des Abfalls nach einer akuten Episode kann durch die Entwicklung einer Pseudozyste bedingt sein.
Für die Detektion der akuten Pankreatitis, ist die Lipase der Amylase überlegen.
Akuter Schub einer chronischen Pankreatitis
Der Anstieg dauert im allgemeinen länger als bei akuter Pankreatitis (2 Wochen). Ein Ausbleiben des Abfalls nach einer akuten Episode kann durch die Entwicklung einer Pseudozyste bedingt sein.
Hat die Erkrankungen bereits zum Absterben größerer Teile des Pankreas geführt, können neue Schübe auch ohne besondere Lipaseerhöhungen ablaufen.
Pankreastumoren
Kann bei Pankreastumoren erhöht sein, jedoch in weniger 10% aller frühen Formen.
 
Indirekte Mitbeteiligung der Bauchspeicheldrüse
Bei Magengeschwüren, Zwölffingerdarmgeschwüren oder Ausstülpungen (Divertikel), Gallenblasenentzündung, Darmverschluss.
 
Nach einer endoskopischen Pankreasganguntersuchung (ERCP) Anstieg etwa auf das 12-fache; Dauer 3 Tage.
 
Verschlüsse des Bauchspeicheldrüsengangs (Ductus pancreaticus), Mitbeteiligung bei Verschlüssen des Gallengangs (Ductus choledochus)
Die chronisch obstruktive (durch Abflussstörung verursachte) Pankreatitis kann extreme Lipaseerhöhungen bis zur 80-fachen Obergrenze zeigen.
 
Nierenversagen
Die Lipase wird zwar normalerweise nicht im Harn ausgeschieden aber vollständig glomerulär filtriert und dann komplett rückresorbiert und abgebaut. Nierenversagen kann daher zu leichten Lipaseanstiegen führen.
 
Diabetische Ketoazidose (=entgleister Diabetes)
 
Virushepatitis (virale Entzündung der Leber)
Es wurden bei Hepatitis aber auch Lipaseverminderungen beschrieben.
 
Parotitis epidemica (Mumps)
Etwa jeder 9. Mumpspatient zeigte in einer Studie leicht erhöhte Lipasewerte.
 
Typhus (Typhus abdominalis)
 
Sarkoidose
 
Verletzungen mit ausgedehnter Fettgewebszerstörung
 
Medikamente
Die Mündung des Gallen/Bauchspeicheldrüsengangs in den Zwölffingerdarm ist mit einem Schließmuskel versehen, dem sog. Sphincter Oddi. Manche Medikamente könne diesen stimulieren und einen krampfartigen Verschluss auslösen: Opiate, Codein, Methylcholin.
Medikamente bei denen eine Lipaseerhöhung beschrieben wurde:
Aethanol, Asparaginase, Azathioprin, Bethanechol, Cholinergische Medikamente, Codein, Furosemid, Heparin, Indomethacin, Meperidin, Methacholin, Methylprednisolon, Morphin, Narkotika, Orale Kontrazeptiva ("Pille"), Pentazocin, Sekretin, Sulfisoxazol,
   
Ausgedehnte Zerstörungen des Pankreas bei Pankreaskarzinom
 
Extreme Proteinmangelernährung (Kwashiorkor)
 
Virushepatitis (virale Entzündung der Leber)
Es wurden aber auch Lipaseerhöhungen beschrieben.
 
Akute und subakute Lebernekrose mit Störung der Gallenproduktion
 
Gallengangsobstruktion ohne Pankreasbeteiligung
Störung der Gallenausscheidung verhindert Lipaseaktivierung
 
Zystische Fibrose (Mukoviszidose)
 
Schwangerschaft, manche Fälle
Medikamente
Medikamente bei denen eine Lipaseverminderung beschrieben wurde: Protamin, Somatostatin
   
Vorzugsweise Serum; Heparinplasma verwendbar.
   
PROBEN-
LAGERUNG:
Haltbarkeit des Serums:
Bei 20 bis 25°C: 1 Woche
Bei 4-8°C: 1 Woche
Bei -20°C: 1 Jahr

 

   
ANALYSEN-
REAKTION:
Beispiel: Colorimetrische Lipasebestimmung (Roche Diagnostics)

Prinzip:
Als Substrat dient 1,2.=-Dilauryl-rac-Glycero-3-Glutarsäure-(6-Methyl-Resorufin)-Ester. Von diesem wird durch die Lipaseaktivität Glutarsäure-(6-Methyl-Resorufin)-Ester abgespalten. Dieser zerfällt in Glutarsäure und Methylresorufin. Methylresorufin wird bei 583nm photometrisch gemessen.

Die Spezifität der Reaktion wird durch die Zugabe von Kolipase und Cholaten gesichert. Esterasen oder lipolytische Enzyme des Serums können daher keine Pankreaslipaseaktivität vortäuschen.

    
Hämolyse, Ikterus und Lipämie haben keinen Einfluss; EDTA, Citrat und Fluorid stören die Reaktion. Nur Li-Heparin kann als Antikoagulanz verwendet werden.
   

 

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Letzte Änderung 2003-01-24

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