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Med4You: Ist Wärme für den Menschen wichtig? Maier: Ja, Wärme ist für den Menschen wichtig! Der menschliche Körper muss die sogenannte Körperkerntemperatur von 37,5 ° C mittels eines ausgeklügelten Temperaturregulationssystem aufrechterhalten, denn nur in diesem Temperaturbereich funktionieren die Stoffwechselvorgänge optimal. Da wir Menschen kein so dichtes Körperhaarkleid haben wie Felltiere, um unseren Körper bei niedrigen Außentemperaturen vor Wärmeverlust zu bewahren, müssen wir uns entsprechend kleiden. In Räumen müssen wir bei niedrigen Temperaturen bekanntlich heizen.
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Med4You: Welche Möglichkeiten gibt es eigentlich, Räume zu erwärmen? Maier: Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten. Bei der sogenannten Konvektionswärme werden erwärmte Gase, Aerosole oder Flüssigkeiten verschoben. Klassisches Beispiel ist die Konvektorheizung. Bei der Strahlungswärme geben erhitzte Körper die sogenannte Infrarotstrahlung ab, wie z.B. der Kachelofen.
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Med4You: Welche Wärme tut uns gut? Maier: Das ist nicht so leicht zu beantworten, denn welche Wärme als angenehm empfunden wird, hängt von persönlichen Vorlieben ab. Manche Menschen bevorzugen feuchte Wärme wie etwa in der finnischen Sauna oder im Dampfbad, andere bevorzugen trockene Wärme wie zum Beispiel im Tepidarium oder in der Infrarotkabine.
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Med4You: Was hat es mit der Infrarotstrahlung auf sich? Maier: Die Infrarotstrahlung ist ein Teil des elektromagnetischen Wellenspektrums, welches von der Sonne abgegeben wird. Im Zusammenhang mit der Infrarotstrahlung feiern wir heuer ein Jubiläum. 1800 d.h. vor exakt 210 Jahren - beschrieb der in England tätige deutsche Astronom Friedrich Wilhelm Herschel erstmalig die Infrarotstrahlung und nannte sie kalorische Strahlung. Die heute gebräuchliche Bezeichnung erhielt sie, weil das infrarote Spektrum an den Rotbereich der sichtbaren optischen Strahlung anschließt. Man unterscheidet IR-A- oder nahe Infrarotstrahlung (Wellenlängen 780nm-1400nm), IR-B- oder mittlere Infrarotstrahlung (Wellenlängen1400nm-3000nm) und IR-C-Strahlung, die sogenannte ferne Infrarotstrahlung (Wellenlängen 3000nm-1mm). Die drei Formen der Infrarotstrahlung unterscheiden sich auch in ihrer Gewebeeindringtiefe. Während IR-C- und IR-B-Strahlung nur in die oberste Hautschicht eindringen, erreicht IR-A-Strahlung sogar die Muskulatur. Die wichtigste Quelle für Infrarot ist die Sonne. Durch die Atmosphäre wird IR-C vollständig gefiltert, sodass nur IR-A und IR-B auf die Erdoberfläche treffen. Auf der Erde selbst gibt es aber zahllose Infrarotquellen, weil jeder erwärmte Körper Infrarotstrahlung abgibt; auch der menschliche Körper. Auf dem Prinzip der Infrarotkamera funktionieren ja bekanntlich Nachtsichtgeräte.
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Med4You: Welche positiven Wirkungen darf man sich von der Infrarotstrahlung erwarten? Maier: Wärme wird schon seit sehr, sehr langer Zeit als Therapieprinzip eingesetzt. Schon in den alten Hochkulturen wurde Wärme zur Behandlung von Krankheiten, insbesondere des Bewegungsapparats, angewandt. Besonders bei den Römern war der Einsatz von Wärme ein wichtiger Teil der Alltagskultur. Einige Thermen, die noch heute in Österreich in Betrieb sind, gehen auf die Erschließung durch die Römer zurück. Heute wird Infrarot zur Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparats eingesetzt. Lokale und generalisierte Hyperthermie findet Anwendung bei der Krebsbehandlung. Es gibt Untersuchungen, wonach Menschen, die regelmäßig die finnische Sauna besuchen, wesentlich weniger krankheitsanfällig sind als Menschen, die dies nicht tun. In vielen Haushalten findet man die berühmten Rotlichtlampen, die nichts anderes sind als Infrarotstrahler und bei Schnupfen und Nasennebenhöhlenentzündungen gerne verwendet werden. Auch der Körper selbst nützt Wärme in Form von Fieber zum Gesundungsprozess. Durch die Hochregulierung der Körpertemperatur verschlechtern sich die Lebensbedingungen für alle möglichen Krankheitserreger. Aus dem Wellnessbereich sind Infrarotkabinen heute nicht mehr wegzudenken. Viele Menschen leisten sich solche Kabinen, um auch im Alltag regelmäßig zu entspannen und Kraft zu tanken.
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Med4You: Kann die Infrarotstrahlung auch gefährlich sein? Maier: Wie alles im Leben, so gibt es auch bei der Infrarotstrahlung Gefahren. Die Temperaturregulation muss natürlich auch nach oben hin gewährleistet sein. Steigt die Körperkerntemperatur, so versucht der Körper Wärme nach außen durch Schwitzen und eine verstärkte Hautdurchblutung abzugeben. Das stellt mitunter eine starke Herz-Kreislaufbelastung dar. Darauf muss man bei Personen mit Herz- und Kreislauferkrankungen Rücksicht nehmen. Infrarotstrahlung entsteht bei Arbeitprozessen bei denen Materialien erhitzt werden. Klassische Beispiele sind Berufsgruppen, welche mit glühenden Metallen zu tun haben. Infrarotstrahlung kann die Haut und die Augen schädigen, deshalb müssen die Grenzwerte auf dem Arbeitsplatz eingehalten werden. Wo viel Geld im Spiel ist, wie beim Vertrieb von Infrarotkabinen und anderen Wärmekammern, da gibt es auch unseriöse Anbieter, die den potentiellen KundenInnen das Blaue vom Himmel versprechen. Anbietern, die Infrarotkabinen als Lösung für alle Gesundheitsprobleme anpreisen, sollte misstraut werden.
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Med4You: Was würden Sie Menschen raten, die sich den Erwerb einer Infrarotkabine überlegen? Maier: Als ersten Schritt würde ich ihnen raten, ein Wochenende in einer Therme zu verbringen. Da kann man sich von der entspannenden Wirkung der Wärme auf Körper, Geist und Seele überzeugen; und es ist auch die einfachste Möglichkeit, die verschiedenen Wärmekammern zu testen, um seinen persönlichen Wärmetypus herauszufinden. Wenn dann die Entscheidung gefallen ist, sollte man sich an den seriösen Fachhandel wenden. Personen mit Herz- und Kreislaufproblemen rate ich, vor dem Erwerb einer Wärmekammer unbedingt zu einem Besuch bei ihrem/ihrer Arzt/Ärztin, um sich über mögliche Risiken zu informieren. |
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