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Einleitung
Trotz aller neuen systemischen Therapien sind
äußerliche (topische, externe) Pflege- und Behandlungsmaßnahmen ein wichtiger
Bestandteil eines umfassenden Therapiekonzeptes für Psoriasis. Einerseits ergänzen
topische Präparate die diversen systemischen Therapien und die Bestrahlungstherapie bei
Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis und tragen dadurch zu einer Abkürzung
des Heilungsprozesses bei, andererseits gibt es sehr viele Patienten mit leichten Formen
der Psoriasis, bei denen Lokalmaßnahmen ausreichen, um einen erscheinungsfreien Zustand
zu erzielen.
Da die Schuppenflechte eine sehr häufige
Hautkrankheit ist, müssen wir Dermatologen sehr dankbar sein, dass derzeit eine Vielzahl
topischer Präparate am Markt verfügbar ist.
Grundsätzlich kann zwischen rückfettenden
Pflegeprodukten und wirkstoffhältigen Externa unterschieden werden.
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Pflegeprodukte
Die Bedeutung der Pflegeprodukte liegt in der
Rückfettung der Haut während jeder Form von Therapie und im erscheinungsfreien
Intervall. So zeigt die Erfahrung, dass ein konsequenter Einsatz von rückfettenden Bade-
und Duschzusätzen und Salben den Heilungsverlauf beschleunigt und das erscheinungsfreie
Intervall verlängert.
Eine Art Mittelstellung zu den therapeutischen
Externa nehmen die Harnstoff- und Salizylsäure-hältigen Produkte ein.
Harnstoff durchfeuchtet aufgrund seiner hohen
Wasserbindungskapazität die Hornschicht der Oberhaut, unterstützt die Abschuppung und
macht die Haut geschmeidig. Darüber hinaus hat der Harnstoff eine leicht antiseptische
Wirkung, d.h. er hemmt die Vermehrung von krankmachenden Keimen auf der Haut.
Seit langer Zeit ist die Salizylsäure als
stark entschuppender Zusatz von Kopfhautölen, Schampoos, sowie Cremen und Salben im
Einsatz. Selbst der stärkste Kopfschuppenbefall lässt sich durch eine kurmäßige
Anwendung von 10 % igem Salizylkopföl, einem salizylhältigen Entschuppungsschampoo und
einer Lösung bestehend aus Salizysäure und Kortison in relativ kurzer Zeit bekämpfen.
Gegen stark verhornte Fußsohlen und Handflächen helfen nur Präparate mit hohen
Konzentrationen von Salizylsäure und Harnstoff. Wirkstoffsalben oder
Bestrahlungsbehandlungen haben in solchen Fällen nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn die
dicken Hornmassen vorher durch diese desquamierenden (entschuppenden) Maßnahmen beseitigt
wurden.
Sehr angenehm empfinden viele, unter Juckreiz
leidende Psoriasispatienten die Anwendung von Badezusätzen mit dem juckreizstillenden
Inhaltstoff Polidocanol.
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Wirkstoffhältige
Externa
Trotz der weit verbreiteten Skepsis gegenüber Kortison
(Glukokortikosteroide), ist dieses nach wie vor die tragende Säule der topischen
Psoriasistherapie. Nach dem Wirkungsgrad unterscheidet man vier Klassen von Steroiden:
für die Behandlung der Psoriasis kommen die Steroide ab Klasse II zum Einsatz. Kortison
wirkt entzündungshemmend und entfaltet eine besonders starke Wirkung, wenn es unter
Okklusion, d.h. unter einer Kunststofffolie angewandt wird. Da die Schuppenflechte eine
"trockene" Dermatose ist, sollten in erster Linie fette Kortisonprodukte
(Salben, Fettsalben) zum Einsatz kommen. An der Kopfhaut verwendet man aus kosmetischen
Gründen alkoholische Lösungen und Lotionen. Es ist unbestreitbar, dass Kortison auch
Nebenwirkungen haben kann, insbesondere bei langfristiger und großflächiger Anwendung.
So setzt Kortison die Abwehrkraft der Haut herab und fördert dadurch die Entwicklung von
Hautinfektionen durch Bakterien und Pilze. Am gefürchtetsten aber ist die Hautverdünnung
durch langfristige Kortisonsalbenanwendung.
In den 1990iger Jahren kam eine Wirkstoffgruppe auf
den Markt, die vielen Patienten ein erscheinungsfreies Leben bescherte, die Vitamin D
Analoga. Calcipotriol und Tacalcitol sind die beiden wichtigsten Vertreter
dieser Stoffgruppe. Calcipotriol ist als Salbe, Creme und Lösung verfügbar. Die großen
Vorteile der Vitamin D Analoga liegen in ihrem Kortison-sparenden Effekt, sowie in der
Tatsache, dass es auch bei Langzeitanwendung zu keiner Hautatrophie kommt. Allerdings gibt
es auch Nachteile. So sprechen nicht alle Patienten (gleich gut) auf die Präparate an.
Vitamin D Analoge sind bei stark infiltrierten Plaques auch weniger effizient. Aufgrund
des irritierenden Charakters sollten sie nicht im Gesicht und im Genitalbereich angewandt
werden. Derzeit gilt eine Kombinationssalbe aus Calcipotriol und Dexamethason als
Goldstandard der externen Psoriasisbehandlung.
Ein schon seit längerer Zeit bekanntes
antipsoriatisches Wirkprinzip ist Dithranol, das im deutschsprachigen Raum auch
unter dem Namen Cignolin bekannt ist. Es handelt sich dabei um ein synthetisches Derivat
des pflanzlichen Chrysarobin. Dieser Stoff wirkt entzündungsauslösend, entschuppend und
antiproliferativ, d.h. er hemmt die Zellteilungsrate. Am gängigsten ist derzeit die
sogenannte Minutentherapie, bei der 1 % bis 4 % ige Cignolin-hältige Salben kurzfristig
auf die Psoriasisherde aufgetragen werden. Am Anfang der Therapie wird mit einer 10
minütigen Kontaktzeit begonnen, bevor die Salbe mit Wasser abgewaschen wird. Verträgt
der Patient die Therapie gut, kann schrittweise bis auf 20 Minuten Kontaktzeit gesteigert
werden. Derzeit sind ein 1 % und ein 3 % iges Fertigprodukt auf dem Markt. Dithranol kann
die Haut sehr stark irritieren, führt nach der Abheilung der psoriatischen Läsion zu
einer vorübergehenden Braunverfärbung der Haut und verschmutzt die Wäsche.
Auch das Gebiet der externen Psoriasistherapeutika
ist im Fluss. Immer wieder wird über neue pflanzliche Wirkstoffe berichtet, die
einen starken antipsoriatischen Effekt aufweisen. So konnte in einer vielbeachteten Studie
gezeigt werden, dass eine Produktserie, die neben einer kleinen Menge Steinkohlenteer
ausschließlich pflanzliche Inhaltsstoffe enthält, zu einer Abheilung der Psoriasis
führt. Zu einer breiten Anwendung ist es bisher jedoch noch nicht gekommen, zu groß ist
die Skepsis der Patienten und Ihrer Ärzte vor dem Schlagwort "biologisch" und
"kortisonfrei", da damit auf dem boomender Gesundheitsmarkt leider sehr viel
Unfug getrieben wird. |
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