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WIE MAN DIE QUALITÄT EINES LABORTESTS DEFINIERTUniv.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl |
Zusammenfassung:
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Präzision und Richtigkeit eines Labortests | ||||||||||||||||||||||||||
Die Präzision beschreibt die Wiederholgenauigkeit eines Labortests. Die Richtigkeit definiert, wie nahe das Ergebnis am wahren Wert liegt. | ||||||||||||||||||||||||||
Im allgemeinen Sprachgebrauch
vermischen wir oft Ausdrücke wie "genau", "richtig" oder
"präzis". Die folgenden Abbildungen machen die Unterschiede deutlich:
Messung der Präzision Messung der Richtigkeit Jetzt braucht man nur noch entsprechende statistische Verfahren, um die Ergebnisse der beiden Methoden (=Labortests) miteinander zu vergleichen. Ein klassisches Verfahren ist die Korrelationsanalyse:
Diese nicht proportionale Abweichung ermittelt man folgendermaßen. Man legt (berechnet) eine Gerade (Regressionsgerade) durch die roten Punkte und misst in welcher Höhe diese gerade die Y-Achse schneidet (Abw.). Diese Höhe entspricht der konstanten Abweichung. Im Englischen wird dieser Wert y-Intercept genannt. Wie berechnet man die Gerade und den
Korrelationskoeffizienten r? Altman-Bland Plots (Bias-Plots
[Abweichungs-Graphik])
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Wiederfindung (Recovery) | ||||||||||||||||||||||||||
Bei der Untersuchung der Wiederfindung gibt man dem Blut eine bestimmte Menge des Analyts (das ist die Substanz, die man messen möchte) zu und analysiert das Blut. Bei der Messung sollte man genau diese Menge wiederfinden. (Auch dies ist eine Überprüfung der Richtigkeit des Labortests.) | ||||||||||||||||||||||||||
Messbereich / Detektionslimit / Linearität | ||||||||||||||||||||||||||
Dabei wird überprüft, wie kleine Werte und wie große Werte man gerade noch messen kann. | ||||||||||||||||||||||||||
Beispiel Obergrenze:
Kann eine Labortest maximal 500 mg/dl Blutzucker richtig messen, muss man höhere
Werte verdünnen und noch einmal messen. Dies kostet Zeit und Geld. Dies spart eine
Methode, die Proben bis 1000 mg/dl richtig messen kann. Beispiel Untergrenze: noch schwieriger wird es, wenn ein Wert zu niedrig ist, um von dem Labortest richtig gemessen zu werden. Man kann die Probe nicht einfach eindicken und noch einmal messen. Man muss dann meist auf eine andere Methode zurückgreifen. In der Praxis kommt das selten vor, da Labortests so entwickelt werden, dass sie klinisch wichtige Werte richtig messen können. |
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Interferenzen (Störeinflüsse) | ||||||||||||||||||||||||||
Man überprüft, ob ein Labortest auf Störsubstanzen (Interferenzen) empfindlich ist. | ||||||||||||||||||||||||||
Um zu überprüfen, ob ein Labortest
auf Störeinflüsse empfindlich ist, gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten:
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Verschleppung (Carry-Over) | ||||||||||||||||||||||||||
Man überprüft, ob es bei der Analyse zu einer Verschleppung von einer Probe in die nächste kommt. | ||||||||||||||||||||||||||
In den Laboranalyseautomaten werden Ansaugnadeln und Schläuche zum Probentransport mehrfach verwendet. Zwischen den einzelnen Proben werden diese Systeme gründlich gewaschen. Dadurch wird die Probenverschleppung minimiert. Man muss sie aber von Fall zu Fall kontrollieren. Vereinfacht gesagt tut man dies auf folgende Weise: Man misst zuerst eine Probe, die eine sehr hohe Konzentration der Messsubstanz enthält, und unmittelbar danach eine Probe, die die Messsubstanz gar nicht enthält. Im Idealfall sollte man in dieser zweiten Probe dann auch nichts finden. Wenn doch, dann ist es zu einer Verschleppung gekommen. | ||||||||||||||||||||||||||
Andere technisch-wirtschaftliche Faktoren | ||||||||||||||||||||||||||
Neben den analytischen Qualitäten bestimmen noch viele andere Faktoren die Eignung eines Labortests: wie lange sind die Reagenzien haltbar, wie lange das Kontrollmaterial; wie oft müssen Kontrollen laufen; wie oft muss man die Methode kalibrieren ("eichen"); ist die Einschulung des Personals aufwendig; braucht man spezielle Laboreinrichtungen; wie lange braucht man zur Durchführung; wie teuer ist der Test....um nur einige wenige zu nennen. | ||||||||||||||||||||||||||
Prädiktiver Wert eines Labortests | ||||||||||||||||||||||||||
Positiver
Prädiktiver Wert (PWpos) Aussage: mit welcher Wahrscheinlichkeit ist jemand krank, der mit dem Test als krank eingestuft wird.
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Der Wert wird zwischen 0 und 100%,
manchmal auch zwischen 0 und 1 angegeben. Im Idealfall 100%. In Worten sagt der PWpos, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein positives Ergebnis des Tests die Aussage "krank" vorhersagt. Beispiele: Hat ein Test einen PWpos von nur 50%, dann heißt das: Jeder 2. mit positivem Befund ist in Wirklichkeit nicht krank. Ein positives Testresultat hat also keine besonders verlässliche Aussage. Hat ein Test hingegen einen PWpos von 95%, dann heißt ein positives Testergebnis, dass man mit hoher Wahrscheinlichkeit krank ist. 1 das sind die mit Test als positiv
("krank") eingestuften, die auch wirklich krank waren.
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Negativer
Prädiktiver Wert (PWneg) Aussage: mit welcher Wahrscheinlichkeit ist jemand nicht krank, der mit dem Test als nicht krank eingestuft wird.
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Der Wert wird zwischen 0 und 100%,
manchmal auch zwischen 0 und 1 angegeben. Im Idealfall 100%. In Worten sagt der PWneg, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein negatives Ergebnis des Tests die Aussage "nicht krank" vorhersagt. Beispiele: Hat ein Test einen PWneg von nur 50%, dann heißt das: Jeder 2. mit negativem Befund ist in Wirklichkeit krank. Ein negatives Testresultat hat also keine besonders verlässliche Aussage. Hat ein Test hingegen einen PWneg von 0.95 (oder 95%), dann heißt ein negatives Testergebnis, dass man mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht krank ist. 3 das sind die mit Test als negativ ("nicht
krank") eingestuften, die auch wirklich gesund waren. |
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Spezifität, Sensitivität und Effizienz eines Labortests | ||||||||||||||||||||||||||
Spezifität Aussage: wieviel % der Nicht-Kranken5 werden mit dem Test richtigerweise als nicht krank eingestuft.
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Der Wert wird zwischen 0 und 100%,
manchmal auch zwischen 0 und 1 angegeben. Im Idealfall 100%. In Worten sagt die Spezifität, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Nicht-Kranker von dem Test richtigerweise als nicht krank eingestuft wird. Beispiele: Hat ein Test eine Spezifität von nur 0.5 (oder 50%), dann heißt das: Bei jedem 2. Nicht-Kranken ist der Test positiv. Ein positives Testresultat hat also keine besonders verlässliche Aussage. Hat ein Test hingegen eine Spezifität von 0.95 (oder 95%), dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass man bei einem positivem Testergebnis wirklich krank ist, viel höher. 5Gesunde
bzw. Personen, die die Krankheit, die der Test nachweisen will, nicht haben.
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Sensitivität Aussage: wieviel % der Kranken werden mit dem Test richtigerweise als krank eingestuft.
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Der Wert wird zwischen 0 und 100%,
manchmal auch zwischen 0 und 1 angegeben. Im Idealfall 100%. In Worten sagt die Sensitivität, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Kranker von dem Test richtigerweise als krank eingestuft wird. Beispiele: Hat ein Test eine Sensitivität von nur 50%, dann heißt das: Bei jedem 2. Kranken ist der Test negativ. Ein negatives Testresultat hat also keine besonders verlässliche Aussage. Hat ein Test hingegen eine Sensitivität von 95%, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man bei einem negativen Ergebnis tasächlich nicht krank, ist viel höher. Falsch-Negativ-Rate: Drückt man die Sensitivität umgekehrt aus, wird sie manchmal leichter verständlich: Die sog. Falsch-Negativ-Rate beschreibt den Anteil der Kranken, die vom Test fälschlicherweise als nicht krank eingestuft wurden. Ist die Sensitivität 95% (wurden also 95 von 100 Kranken richtigerweise als krank eingestuft), dann ist die Falsch-Negativ-Rate 5% (denn 5 wurden ja fälschlicherweise als nicht krank eingestuft). Auch die Falsch-Negativ-Rate ist also ein Maß für die Sensitivität eines Labortests.
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Effizienz Aussage: wieviel % Ergebnisse waren korrekt.
Gewissermaßen die Gesamtwertung der diagnostischen Leistung eines Tests bestehend aus Sensitivität und Spezifität. Sagt über den Test aber nicht so viel aus, weil man nicht weiß, wo seine Schwächen und Stärken liegen. Gerade das ist aber für die meisten Anwendungen von Labortests wichtig. |
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ROC-Kurven | ||||||||||||||||||||||||||
ROC-Kurven sind gewissermaßen
die hohe Schule der Sensitivitäts- und Spezifitätsbeschreibung. Man versucht dabei, die
Sensitivität und Spezifität eines Labortests bei den verschiedenen Entscheidungsgrenzen
in einer Kurve darzustellen. Die Fläche unter der Kurve ist das Maß für die Leistung
des Labortests. Falls Sie mit den nachstehenden Ausführungen nichts anfangen können, mag es sie trösten, dass das Thema ROC-Kurven auch viele Laborfachleute unangenehm berührt. |
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Welche Entscheidungsgrenze soll
man wählen? Nehmen wir ein (vereinfachtes) Beispiel: Menschen mit Entzündungen haben eine erhöhte Zahl weißer Blutkörperchen (Gesunde haben meist unter 10000/µl). Wir können also mit der Messung der weißen Blutkörperchen Entzündungen erkennen. Aber ab welcher Schwelle sagen wir: "Entzündung vorhanden"?
Beide Schwellen erscheinen nicht ideal, irgendwo in der Mitte wird die ideale Schwelle liegen. Bei der Erstellung der ROC-Kurven wird für jede mögliche Schwelle die dazugehörige Sensitivität und Spezifität errechnet und in einem Diagramm aufgezeichnet (ROC heißt übrigens Receiver Operating Characteristics. Warum, müsste man einen Hard-Core Statistiker fragen). Und so sieht eine ROC-Kurve aus: Anmerkung: die Spezifität und Sensitivität sind hier nicht in % sondern, wie bei ROC-Kurven üblich, von 0 bis 1 angegeben. Die Fläche unter der Kurve (Area Under Curve) ist ein Maß für die Qualität des Tests. Links unten beginnt die Kurve bei sehr hohen
Entscheidungsgrenzen, bei denen die Sensitivität sehr niedrig ist (man übersieht alles),
die Spezifität sehr hoch (und daher ist 1 minus der Spezifität 0; man stuft keinen
Gesunden fälschlich als krank ein). |
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Wichtige Hinweise: Die Website kann
Ihnen nur einen allgemeinen Überblick bieten und Orientierungshilfe sein. Allgemeine
Informationen können Ihren Arzt nicht ersetzen, da nur er Ihre individuelle Situation
beurteilen kann. Anregungen für Verbesserungen, Ergänzungen oder interessante Themen
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