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Was ist ein Referenzbereich (Normalbereich)? |
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Das ist der Bereich der Werte
eines Laborwertes, in dem die meisten (aber nicht alle)
Gesunden liegen oder liegen sollten. |
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Was ist der Unterschied zwischen Normalbereich und
Referenzbereich? |
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Was man früher als
Normalbereich bezeichnete, bezeichnet man heute als Referenzbereich. Die Bezeichnung
Referenzbereich ist korrekter, der Unterschied aber von geringer praktischer Relevanz. |
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Etwas salopp gesagt, ist der
Ausdruck Referenzbereich "in", während der Ausdruck Normalbereich aus
verschiedenen Gründen verpönt ist. So ist einerseits der Zustand "normal" sehr
schwer zu definieren, andererseits ist nicht jeder, der in diesen Bereich fällt
"normal" im Sinne von gesund. Bei manchen Analysen (z.B. Cholesterin) ist der
Referenzbereich auch eher ein Sollwert als der Durchschnittswert der
"Normalbevölkerung". Der Ausdruck Referenzbereich ist korrekter und umgeht all
diese Schwierigkeiten. |
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Wie ermittelt man Referenzbereiche? |
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Indem man eine bestimmte Menge
Gesunder untersucht. Im allgemeinen ist der Referenzbereich der Bereich, in
dem 95% aller gesunden Menschen liegen. Jeder 20. Gesunde liegt also bei einem bestimmten
Laborwert nicht im Referenzbereich. |
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Für die meisten Laborwerte
geht man so vor: man analysiert ein Gruppe von z.B. 200 Gesunden. Manche der Gesunden
werden niedrige Werte haben, manche etwas höhere, die meisten werden um einen Mittelwert
herum liegen. Mit statistischen Methoden berechnet man nun die Grenzen innerhalb derer 95%
aller Gesunden liegen. Dabei gibt es eine Untergrenze und eine Obergrenze. 2.5% aller
Gesunden liegen unter der Untergenze, 2.5% liegen über der Obergrenze. 5% aller Gesunden,
anders ausgedrückt jeder 20. fällt aus dem Referenzbereich heraus. Zeichnet man das Ergebnis des Laborwertes auf der X-Achse und die
Anzahl der Personen auf der Y-Achse auf, erhält man im Idealfall eine glockenförmige
Kurve, die sog. Normalverteilung.
Einfachster Fall eines Referenzbereichs:
die Normalverteilung
Die meisten Werte liegen um den Mittelwert (mit 0 markiert); innerhalb der
doppelten Standardabweichungen (="2s-Bereich", kann man berechnen) liegen ca.
95% aller Werte (grüne Fläche). 5% der
Werte der Gesunden liegen über oder unter den 2s-Grenzen (rote
Fläche).
Als Referenzbereich wird im allgemeinen der grüne 2s-Bereich festgelegt. |
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Wie erkennen Sie, dass Ihr Laborwert außerhalb des
Referenzbereichs liegt? |
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Meist wird dies im
Befund durch ein H (für High = zu hoch) oder ein L (für Low = zu niedrig), ein Sternchen
und/oder einen Fettdruck des Ergebnisses ausgedrückt. |
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Eventuell stehen auch die
Obergrenzen und Untergrenzen des Referenzbereichs neben dem Laborwert, sie müssen dann
selbst nachsehen, ob Ihr Wert innerhalb dieser Grenzen liegt. |
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Was bedeutet es, wenn ein Wert außerhalb des Referenzbereichs
liegt? |
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Vor allem heißt es
noch lange nicht, dass Sie unbedingt krank sind!! |
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Die Bedeutung eines
abnormen Laborwertes kann man natürlich nicht allgemein beantworten. Nur Ihr behandelnder
Arzt, kann seine Bedeutung einschätzen. Einige allgemeine Überlegung sind aber
vielleicht hilfreich: Jeder 20.
Gesunde liegt draußen
Referenzbereiche sind meist so definiert, dass jeder 20. Gesunde außerhalb des
Referenzbereichs liegt. Werden bei Ihnen also mehrere Werte analysiert, haben sie eine
gute Chance, dass einer dieser Laborwerte außerhalb des Referenzbereichs liegt, auch wenn
Sie kerngesund sind.
Abnorme Laborbefunde unbekannter
Ursache
Viele Laborwerte können bei offenbar Gesunden ohne erkennbare Ursache kurzfristig,
manchmal aber auch dauerhaft erhöht sein. Man nennt das dann oft idiopathische
Veränderung. Das ist fachchinesisch für "unbekannte Ursache", klingt aber viel
besser.
Wichtig ist auch, wie stark der
Wert verändert ist
Haben Sie statt 10000 weißen Blutkörperchen 12000,
kann das an vielen Dingen liegen. Vielleicht nur daran, dass Sie sich vor der Blutabnahme
gefürchtet oder vorher 3 Stockwerke ohne Lift bewältigt haben. Haben sie aber 50000
weiße Blutkörperchen, muss man annehmen, dass eine Erkrankung vorliegt. Ähnlich ist es
z.B auch bei vielen Tumormarkern: Leichte Erhöhungen können viele Ursachen haben, sehr
starke Erhöhungen sind bedenklicher. Die gleichen Überlegungen gelten natürlich auch,
wenn ein Wert zu niedrig ist: Ist er nur leicht erniedrigt, ist es weniger bedenklich als
wenn er stark erniedrigt ist. Sie mögen das Binsenweisheiten nennen, aber sehr viele
Menschen machen sich Sorgen, auch wenn sie nur minimal vom Referenzbereich abweichen.
Nachlesen ist bei geringen
Veränderungen oft irreführend
Gerade bei nur gering veränderten Werten ist es auch eher irrreführend in medizinischen
Büchern (oder auf dieser Website) nachzusehen, bei welchen Krankheiten der Wert
erhöht/erniedrigt ist. Man muss keineswegs eine der aufgezählten Krankheiten haben.
Haben leicht veränderte Werte also
keinerlei Bedeutung?
So kann man das leider auch nicht sagen. Leicht veränderte Werte
können in der Zusammenschau mit anderen Befunden für den Arzt interessant und wichtig
werden. Ein leicht veränderter Laborwert als einzige Besonderheit hat aber nur geringe
Aussagekraft.
Bestätigungstest notwendig
Jeder Laborbefund von größerer Bedeutung sollte überprüft werden, besonders wenn er
nicht zu den Beschwerden und Symptomen des Patienten passt. Keine Labormethode und kein
Labor ist 100% ohne Fehler. Schon bei der Blutabnahme oder beim Probentransport können
Fehler passieren. Eine Wiederholungsuntersuchung oder ein Bestätigungstest mit einer
anderen Methode kann oft Klarheit bringen.
Diese Ausführungen sollen Sie nicht verleiten, Laborwerte
auf die leichte Schulter nehmen. Sie sollten aber die Wertigkeit von Laborwerten dem Arzt
überlassen und wenn er Ihnen sagt, dass Sie ein Wert nicht beunruhigen sollte, auch wenn
er außerhalb des Referenzbereichs liegt, können Sie ihm das ruhig glauben. |
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Was ist "indeterminiert" oder "im Graubereich"? |
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Das Ergebis des Labortests
liegt um die Entscheidungsgrenze herum und liefert keine eindeutige Antwort. Meist wird
eine Wiederholung der Untersuchung oder die Durchführung eines anderen Tests zur Klärung
notwendig sein. |
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Das betrifft meist Labortests, die
entweder positiv oder negativ sein können und kann verschiedene Ursachen haben:
- Das Ergebnis ist nicht eindeutig weil die Veränderung noch oder
nicht mehr so stark ist. Beispiel: man erkrankt an einer Infektionskrankheit und bildet
Antikörper gegen den Erreger. Durch den Nachweis dieser Antikörper im Blut kann man die
Infektion nachweisen. Nimmt man aber sehr früh Blut ab, wenn erst sehr wenige Antikörper
gebildet worden sind, dann kann es passieren, dass der Test weder eindeutig positiv noch
eindeutig negativ ist. Auch wenn man lange Zeit nach der Infektion untersucht, kann der
Antikörperspiegel im Blut so niedrig sein, dass der Test kein eindeutiges Ergebnis
ergibt.
- Störfaktoren (z.B. Medikamente, andere Erkrankungen, ev. auch Fehler
des Laborgeräts) können dazu führen, dass ein Testergebnis nicht eindeutig wird.
In beiden Fällen wird eine Wiederholung der Untersuchung oder die
Durchführung eines anderen Tests notwendig sein. |
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Sind Sie normal? |
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Wenn Sie sich in gewisser Weise
deutlich anders als die Durchschnittsbevölkerung verhalten, dann können auch Ihre
Laborwerte anders sein. Ohne, dass Sie deswegen krank sind. |
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Das betrifft zum Beispiel Menschen, die
ausgiebig Dauerlaufen (Joggen). Nach einem längeren Dauerlauf kann u.a. die Kreatinkinase
erhöht sein (weil sie aus den beanspruchten Muskelfasern frei wird), das freie
Hämoglobin erhöht sein (weil bei bei jedem Schritt in den Füßen ein paar rote
Blutkörperchen zerquetscht werden), es kann sogar Blut im Stuhl auftreten (Ursache nicht
ganz so klar).
Bodybuilder können ein erhöhtes Kreatinin zeigen (wegen der großen Muskelmasse).
Wenn Sie gerade eine Abmagerungskur machen, können einige Werte verändert sein. Auch bei
Vegetariern findet man Besonderheiten.
Daher: erzählen Sie Ihrem Arzt von außergewöhnlichen Lebensgewohnheiten. Dies könnte
helfen, eine Abweichung vom Normalbefund zu erklären. |
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Zwei Labors haben bei ein und demselben Laborparameter
unterschiedliche Referenzwerte! |
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Das ist ganz normal.
Verschiedene Methoden haben oft verschiedene Referenzbereiche. Aber selbst für ein und
dieselbe Methode werden oft leicht unterschiedliche Referenzwerte angegeben. |
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Es mag für den naturwissenschaftlich
denkenden Leser eigenartig sein, aber es gibt viele Laborparameter, bei denen bei ein und
derselben Probe mit verschiedenen Methoden systematisch unterschiedliche Ergebnisse
herauskommen können. Auch wenn die Ergebnisse z.B. in µg/l angegeben werden. Natürlich
ist das theoretisch unmöglich. 1 Meter bleibt ja auch ein Meter, egal wie man ihn misst.
Und misst jemand etwas anderes, misst er einfach falsch.
Bei vielen Laborwerten ist es aber nicht möglich, wirklich exakt und einheitlich mit
allen Methoden auf dieselben Ergebnisse zu kommen. Man bemüht sich zwar dies zu tun und
internationale Organisationen entwickeln Eich- und Kalibrationsmaterialien genau zu diesem
Zweck. Und es gelingt auch für medizinische Zwecke ausreichend gut, aber letztlich
bleiben zwischen den Methoden kleine Unterschiede, die dann zu unterschiedlichen
Referenzbereichen führen. |
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Was bedeutet ein negatives Ergebnis? Ist das
schlecht? |
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Das hängt ganz von der
Untersuchung ab. Im Gegensatz zum allgemeinen Sprachgebrauch ist aber ein negatives
Ergebnis bei vielen Laboruntersuchungen wünschenswert. |
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Ein negatives Ergebnis beschreibt
meist, dass man nichts gefunden hat. Ob dies dann gut oder schlecht ist, hängt davon ab,
wonach man gesucht hat. Meist ist ein negatives Ergebnis gut. Z.B. HIV (AIDS): ein
negativer AIDS-Test heißt, dass man keine Erreger oder keine Antikörper gegen HIV
gefunden hat, ist also gut. Ein positiver Test wäre schlecht. Beispiel Tuberkulose: ein
negativer Test ist gut - man hat keine Erreger gefunden.
Komplizierter wird es z.B. bei Hepatitis B (Leberentzündung): Manche Antikörper
gegen Hepatitis B dürfen durchaus positiv sein, denn sie zeigen an, dass man nach
einer Impfung oder einer überstandenen Erkrankungen immun ist. Andere Antikörper sollten
negativ sein, sie würden anzeigen, dass man die Erkrankung gerade oder immer noch hat.
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