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1. Kein
Test ist perfekt
Wie oben beschrieben, soll ein Screeningtest alle Kranken erkennen, ohne auch nur einen
Gesunden als krank einzustufen. Meist lassen sich nicht beide Forderungen gleichzeitig
erfüllen und so muss man einen Kompromiss zwischen der Empfindlichkeit eines Tests und
seiner Spezifität eingehen. Daraus folgt, dass
- praktisch jeder Screeningtest falsch positive Resultate hat
(D.h., wenn man positiv ist muss man noch lange nicht krank sein. Ein Bestätigungstest
ist notwendig)
- praktisch jeder Screeningtest auch falsch negative Resultate hat
(D.h, auch wenn man negativ ist, gibt es keine 100%ige Sicherheit).
Bei der Entwicklung und Anwendung von Screeningtests kann man diese
Testeigenschaften beeinflussen. Je nach Einsatzgebiet muss man sich entscheiden, ob man
einen Test möchte, der möglichst keinen Krankheitsfall übersieht oder einen, der
möglichst niemanden zu unrecht als krank bestimmt.
Diese Ausführungen erscheinen zwar selbstverständlich, trotzdem
muss man bewusst machen, dass bei Screeningtests oft falsch positive Resultate in Kauf
genommen werden und man sich daher bei einem positiven Ergebnis im Screeningtest nicht
unnötig beunruhigen sollte.
2. Es werden Tests als Screeningtests
verwendet, die sich dazu überhaupt nicht eignen
Dies findet insbesondere bei den sog. Tumormarkern statt. Diese werden oft völlig
ungeachtet ihrer Eignung als Screeningtests missbraucht.
Das unwiderstehliche an diesen Tests scheint ihr Name zu sein. Natürlich suggeriert der
Name Tumormarker, dass man damit Tumoren suchen und finden könnte. Das ist das eine
Problem. Das zweite ist, dass dies für manche Tumormarker auch stimmt. Manche eignen sich
tatsächlich als Screeningtests (das PSA für das Prostatakarzinom zum Beispiel). Andere
eignen sich aber nicht als Screeningtests und werden dennoch als solche verwendet. Die
Folge sind falsch positive Befunde, die oft aufwendige Folgeuntersuchungen nach sich
ziehen und den Patienten unnötigerweise belasten.
Für die meisten Tumormarker gibt es ganz bestimmte Einsatzmöglichkeiten, eine
unreflektierte Anwendung als Screeningtests ist abzulehnen. |
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