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Diagnose der Lyme-Borreliose - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
    
 
Zusammenfassung
Die Lyme Borreliose
Der Nachweis von Antikörpern im Blut
Der Nachweis der Borrelien
Untersuchungen im Liquor (=Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit)
Verhalten nach Zeckenbiss (Entfernung, Untersuchungen)

 

Hinweis: Dies ist eine schulmedizinische Seite.
Mir ist bewusst, dass die Schulmedizin zum Thema Diagnose der Borreliose nicht immer befriedigende, einfache Antworten hat. Dennoch gibt es m.E. keine Alternative zur Schulmedizin. Nicht weil sie alles weiß oder immer recht hat. Die Schulmedizin macht Fehler und hat manchmal auch unrecht. Aber abseits der Schulmedizin ist es viel schlimmer. Da werden unkontrolliert Behauptungen ohne jede wissenschaftliche Grundlage aufgestellt. Nicht alle dieser Behauptungen müssen unlogisch oder falsch sein. Aber durch die fehlende wissenschaftliche Absicherung begegnet einem abseits der Schulmedizin eine Unmenge Unbewiesenes, Missverstandenes und manchmal auch schlicht Unsinniges.
Deswegen basiert diese Seite ausschließlich auf wissenschaftlich fundierten Artikeln von Experten in anerkannten medizinischen Publikationen, was durch die Quellenangaben bei vielen Punkten unterstrichen wird.
    

 

 

 

 

ZUSAMMEN-
FASSUNG:

 

Die Lyme-Borreliose ist eine durch Borrelien-Bakterien ausgelöste Erkrankung, die meist mit Hautveränderungen (Wanderröte) beginnt und später verschiedene Organe befallen kann (Nervensystem, Gelenke, Herz, selten Augen). Sie wird durch Zecken auf den Menschen übertragen.
Bei der Diagnose müssen Zeichen und Beschwerden beim Patienten sowie Laborergebnisse berücksichtigt werden. Zeigen sämtliche Laboruntersuchungen keine Hinweise eine Lyme Borreliose, ist eine Erkrankung sehr unwahrscheinlich, wenn auch nicht vollständig ausgeschlossen. Findet man unter den Laborwerten Hinweise auf eine Erkrankung, muss abgeschätzt werden, ob eine aktive oder eine überstandene Erkrankung vorliegt, die mit den aktuellen Beschwerden vielleicht gar nichts zu tun hat. Laborzeichen für die Erkrankung bleiben auch bei überstandener Erkrankung meist jahrzehntelang bestehen.

Die nicht selten schwierige Diagnose stützt sich auf:

  • Erscheinung und Verlauf der Erkrankung
    Besonders das erste Stadium der Lyme-Borreliose, in der die Wanderröte (das Erythema migrans) auftritt, ist oft ohne Laborbefunde zu erkennen. In den späteren Stadien der Borreliose sind die Beschwerden und Zeichen oft unklarer und vieldeutiger.
  • Borrelien-Antikörpernachweis im Blut
    Negativer Befund: Werden bei korrekter Durchführung und Verwendung   moderner Testverfahren keine Borrelien-Antikörper gefunden, ist eine länger bestehende Lyme-Borreliose sehr unwahrscheinlich, wenn auch nicht 100%ig ausgeschlossen.
    Positiver Befund: Wenn Antikörper gegen Borrelien im Blut gefunden werden, kann dies wegen einer aktiven Infektion aber auch wegen einer ausgeheilten Infektion sein. Es heißt also keinesfalls, dass eine Lyme-Borreliose vorliegen muss.
  • Nachweis der Borrelien
    Wird heute meistens mit Hilfe der PCR-Technik durchgeführt. Derzeit noch auf spezielle Anwendungen beschränkt: z.B. für den Nachweis von Borreliose-bedingten Gelenksentzündungen  (Erregernachweis in Gelenksflüssigkeit) oder Verdacht auf Borreliose des Nervensystems (Erregernachweis in der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit).
  • Untersuchung des Liquors (=Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit)
    Die Untersuchung des Liquors auf Zellen (Leukozyten) und Borrelienantikörper, sowie der Nachweis von Borrelien im Liquor kann helfen, einen Borreliose-Befall des Nervensystems zu erkennen.
   

 

DIE LYME
BORRELIOSE:
Der Name
Lyme ist eine kleine Stadt im  Bundesstaat in Connecticut, USA. Borrelien sind bestimmte Bakterien, die nach dem Straßburger Bakteriologen Amedée Borrel so benannt wurden (im Jahre 1907).

 

Was ist die Lyme-Borreliose?
Die Lyme-Borreliose ist eine Infektionserkrankung, die durch eine bestimmte Bakterienart (Borrelia burgdorferi) verursacht und durch Zecken übertragen wird. Die Ansteckung des Menschen erfolgt durch den Biss einer mit Borrelien infizierten Zecke. [Genau genommen beißen Zecken nicht; sondern sie stechen: Der Ausruck Zeckenbiss ist aber gebräuchlicher als Zeckenstich]
Die Bezeichnung "burgdorferi" geht auf den in New York arbeitenden Auslandsschweizer Wilhelm Burgdorfer zurück, der diese Erreger 1981 erstmalig in Zecken entdeckte.
Die Lyme-Erkrankung selbst wurde schon um 1976 definiert, als sich in der US-Kleinstadt Lyme Fälle mit eigenartigen und zunächst unerklärlichen Zeichen und Beschwerden häuften. Bald wurde der Zusammenhang mit Zeckenbissen erkannt. Der Erreger war aber bis zur Entdeckung der Borrelien durch Burgdorfer unbekannt.
Auch wenn die Krankheit erst vor kurzer Zeit entdeckt wurde, gibt es sie vermutlich schon sehr lange. Und schon in medizinischen Arbeiten des 19. Jahrhunderts sind Zeichen der Lyme-Borreliose beschrieben ohne dass man damals die Zusammenhänge kannte.

Borrelien im Dunkelfeldmikrokop betrachtet 2 Borrelien im Mikroskop
Das Bild macht deutlich, warum die Borrelien zu den Schrauben- oder Spiralbakterien gehören.

 

Wie häufig ist die Lyme-Borreliose?
Die Lyme-Borreliose ist in Europa vor allem in Zentraleuropa (bes. Österreich, Slowenien und Deutschland) und in Skandinavien (bes. Schweden) relativ häufig (Größenordnung: 100 Fälle pro 100.000 Einwohner). 

 

Die Lyme-Borreliose ist in Europa anders!
Die Lyme-Borreliose wird in Europa meist von anderen Borrelien als in den USA verursacht. Daher sind auch manche Zeichen und Merkmale der Erkrankung in Europa anders oder zumindest anders ausgeprägt als in den USA.
Es hat sich gezeigt, dass es verschiedenen Typen von Borrelia burgdorferi gibt. In den USA wird die Lyme-Borreliose fast ausschließlich durch Borrelia burgdorferi "sensu stricto" verursacht (sensu stricto heißt: "im engeren Sinn"). In Europa aber auch durch Borrelia afzelii und Borrelia garinii. Daher die Unterschiede bei den Zeichen und Merkmalen der Erkrankung. Auch Labortests sollten optimaler Weise an die in jeweiligen Region vorkommenden Borrelien angepasst sein.
Alle drei Typen werden übrigens unter dem Begriff Borrelia burgdorferi "sensu lato" (= "im weiteren Sinn") zusammengefasst.

 

Wie läuft eine Lyme-Borreliose ab?
Der Beginn der Infektion erfolgt mit dem Zeckenbiss, der in etwa der Hälfte der Fälle unbemerkt bleibt. Mit etwas Abstand können dann die verschiedenen Abschnitte (Stadien) der Erkrankung ablaufen:

  • Stadium I (etwa 3 bis 30 Tagen nach dem Zeckenbiss)
    örtlich beschränkte Infektion: die Wanderröte (Erythema migrans) mit oder ohne Allgemeinbeschwerden
    Das erste Zeichen einer Lyme-Borreliose ist im Allgemeinen das sog. Erythema (chronicum) migrans, die Wanderröte. Die Wanderröte taucht meist 7 bis 10 Tage nach dem Biss an der Bissstelle auf. Sie beginnt oft als unbemerkter kleiner roter Fleck oder Knötchen und wird über Tage bis Wochen zu einem großen roten Fleck, der ohne Behandlung über 50 cm im Durchmesser groß werden kann. In Europa zeigt der Fleck in der Mitte meist eine Aufhellung. Zurückbildung nach einigen Wochen. Nach 1 bis 2 Monaten bildet sich die Wanderröte wieder zurück. Allgemeine Beschwerden (Müdigkeit, Muskel- und Gelenksschmerzen, Kopfschmerzen, Fieber) können im Stadium I auftreten, Schwellungen der örtlichen Lymphknoten sind möglich.
     
    em_sm.jpg (4802 Byte) Wanderröte (Erythema migrans)
    Typische Erscheinung im Stadium I einer Borreliose.
    In der Mitte heller. Manchmal auch im Zentrum wieder dunkler (Schießscheiben-artig).

     

  • Stadium II (Wochen bis Monate nach dem Zeckenbiss)
    Ausbreitung der Infektion mit Befall verschiedener Organe: Vor allem das Nervensystem wird betroffen (Neuroborreliose).
    • Meist Wochen bis Monate nach dem Stadium I kann es zu Erkrankungen des Nervensystems (Neuroborreliose) kommen: Entzündungen der Gehirn-Rückenmarksnerven: Missempfindungen, aber auch brennende Schmerzen, besonders nachts z.B. im Versorgungsgebiet eines Rückenmarksnerven (Bannwarth-Syndrom). Auch Schwäche und Lähmungen z.B. des Gesichtsnervs können auftreten.
      Seltener kommen auch Entzündungen Gehirns oder Rückenmarks selbst mit verschiedensten Zeichen und Beschwerden (Lähmungen, Krampfanfälle, Sprachstörungen u.a.) vor.
       
      Schmerzen im Ausbreitungsgebiet eines Rückenmarksnerven. Borreliose-bedingte Nervenentzündungen
      Die aus dem Rückenmark austretenden Nervenwurzeln, deren Fasern sich zu den Rückenmarksnerven bündeln, versorgen bestimmte Gebiete auf der Haut. Werden sie geschädigt, können Schmerzen in bestimmten Hautgebieten auftreten. Links rot eingezeichnet das Hautareal, das von den Nerven im Bereich des 8. Brustwirbels versorgt wird.

      Bei Kindern kommt es oft zur Gehirnhautentzündung  und/oder Lähmungen von Gehirnnerven (Gesichtsnerv oder andere Hirnnerven).

    • Seltener kommen Schädigungen des Herzens vor. Entzündungen der "Steuerleitungen" des Herzens (AV-Knoten) verursachen Herzrhythmusstörungen, Herzklopfen. Seltenere Beschwerden sind Schwindel, Atemnot oder Ohnmacht. Auch Entzündungen des Herzmuskels können vorkommen.
    • Selten kommen etwa münzgroße, bläulich-rote knotige oder mehr plattenförmige Hautveränderungen vor (meist am Ohr, Hoden oder an der Brustwarze). Man nennt diese Tumor-ähnlichen Veränderung Lymphozytom, Borrelien-Lymphozytom oder Lymphadenosis cutis benigna. Das Borrelien-Lymphozytom kann auch im Bereich der Wanderröte im Stadium I auftreten.
    • Im Stadium II kommen auch Muskel-Skelett-Schmerzen vor (besonders bei der USA-Lyme-Borreliose). Das typische Muster sind  wandernde Schmerzen in Gelenken, Sehnen, Schleimbeuteln, Muskeln oder Knochen, die Stunden bis Tage andauern und die jeweils an ein oder zwei Stellen auftreten.
    • Auftreten von mehreren Wanderröte-ähnlichen Hautveränderungen, oft ohne Aufhellung im Zentrum.
    • Selten kommt auch ein Befall der Augen vor.
  • Stadium III (Monate bis Jahre nach dem Zeckenbiss)
    Stadium der persistierenden (lange anhaltenden) Infektion
    • Gelenksentzündung (Arthritis): Gelenksschmerzen vorwiegend an großen Gelenken. Typischer Weise wiederkehrende kurz dauernde (Wochen bis Monate) Attacken mit Gelenksschwellung in einem oder wenigen Gelenken, meist Kniegelenk(e) betroffen.
    • Hautveränderungen:  anfangs bläulich-rötliche Verfärbungen dann Übergang in bräunlich-bläulich-rötlich Veränderungen mit dünner, zigarettenpapierartiger Haut und hervortretenden Venen besonders an Unterschenkeln, Unterarmen, Hand- und Füßrücken (Acrodermatitis chronica atrophicans).
    • Selten können auch Nervenerkrankungen (Neuroborreliose) als Spätfolge auftreten. Milde Formen von Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis) mit Gedächtnisstörungen, Stimmungsschwankungen oder anderen Zeichen, aber auch Entzündungen der Rückenmarksnerven (Radikulitis) mit Missempfindungen oder Schmerzen im jeweiligen Versorgungsgebiet des Nerven kommen vor. Auch unvollständige Lähmungen (Paresen, gewissermaßen "Schwächen") der Gliedmaßen können vorkommen.

 

Abweichungen vom Schema
Die oben beschriebene Stadieneinteilung einer Lyme-Borreliose ist eine vereinfachte Beschreibung, wie eine unbehandelte Lyme-Borreliose ablaufen kann, aber keineswegs muss. Es können Stadien fehlen (Stadium I z.B. kann fehlen oder unbemerkt bleiben) und es muss keineswegs zum Stadium II oder III kommen, selbst wenn keine Behandlung erfolgt.
Nur etwa 15% aller unbehandelten Fälle des Stadiums I (Wanderröte) zeigen später die Nervenerkrankungen des Stadiums II, die in den meisten Fällen nach einigen Monaten auch wieder verschwinden. Langfristige Schäden können aber später wieder zu Tage treten. Nur weniger als 10 % aller unbehandelten Fälle zeigen die oben beschriebenen Erkrankungen des Herzens des Stadiums II. Auch die Herzbeschwerden dauern nur wenige Wochen, können aber zurückkehren. In Europa kommt es etwas häufiger zu schwereren, langfristigen Herzschäden mit Herzerweiterungen und Herzschwäche (Dilatative Kardiomyopathie) als in den USA.
(A.Steere, Lyme borreliosis in Harrison's Principles of Internal Medicine, 2002; Hengge et al., Lancet, 2003).

 

Nur wenige Zeckenbisse führen zur Lyme-Borreliose
Obwohl in Europa etwa jede 5. Zecke Borrelien-infiziert ist (regional stark unterschiedlich), gehen Schätzungen davon aus, dass eine Borrelien-Erkrankung des Menschen nur nach etwa einem von 20 Zeckenbissen entsteht. Je rascher die Zecke entfernt wird, desto geringer ist das Risiko. Saugt die Zecke weniger als 24h, ist das Risiko gering (J.Piesman, Journal of Infectious Diseases, 1993).
Aber leider weiß man meist nicht, wie lange die Zecke schon gesaugt hat.

 

Die Diagnose
Prinzipiell erfolgt die Diagnose durch die Beurteilung der Beschwerden, Krankheitszeichen und Krankengeschichte des Patienten in Kombination mit den Ergebnissen von Laborbefunden.
Bei der Laboruntersuchung der Lyme-Borreliose gibt es so wie bei vielen anderen Infektionserkrankungen vor allem 2 Möglichkeiten:

 

    

 

DER NACHWEIS
VON
BORRELIEN-
ANTIKÖRPERN:

 

Der Nachweis von Borrelien-Antikörpern im Blut
Wenn ein Krankheitserreger (z.B. ein Bakterium oder Virus) bei uns eine Infektion auslöst, dann bildet unsere Abwehr meistens Antikörper gegen diesen Erreger, um ihn zu beseitigen. Findet man solche Antikörper in unserem Blut oder in anderen Körperflüssigkeiten, ist dies ein Hinweis auf einen Infektion mit genau diesem Erreger. Und das nützt man in der Labormedizin aus, um Infektionen und deren Ursache zu erkennen.
Prinzipiell funktioniert das auch bei der Lyme-Borreliose so. Findet man Antikörper gegen Borrelien, ist das ein Hinweis auf eine Borrelieninfektion. Aber leider sagen uns Borrelien-Antikörper meist nichts darüber, ob die Borreliose noch aktiv ist oder ob sie vielleicht schon seit Jahren völlig ausgeheilt ist. In beiden Fällen kann man Borrelienantikörper finden.
Darüber hinaus gibt es noch das Problem, dass selten aber doch Borreliose-Fälle ohne nachweisbare Antikörper vorkommen.

 

Wann werden die Borrelien-Antikörper gebildet?
Antikörper gegen Borrelien findet man etwa 3 Wochen nach der Infektion (nach dem Zeckenbiss). Und zwar eine bestimmte Klasse von Antikörpern, sog. IgM-Antikörper ("Frühantikörper"). Nach etwa 6 Wochen findet man dann auch IgG-Antikörper gegen Borrelien. Die IgM-Antikörper können verschwinden oder auch jahrzehntelang weiter nachweisbar bleiben. IgG-Antikörper bleiben meist nachweisbar.
Dem entsprechend findet man im Stadium I der Erkrankung nur in einem Teil der Fälle Antikörper im Blut (nur IgM oder IgM und IgG). Im Stadium II sind in den meisten Fällen (bis 90%) Antikörper nachweisbar, im Stadium III bei fast allen Fällen (fast 100%).
(B.Wilske et al., Lyme-Borreliose in: Qualitätsstandards in der mikrobiologisch-infektiologischen Diagnostik. Urban&Fischer Verlag, 2000)

 

Wann bestimmt man Borrelien Antikörper im Blut?
Borrelien-Antikörper sollten bei begründetem Verdacht auf Lyme-Borreliose bestimmt werden.

 

Die 2-Stufen-Diagnostik der Laborbestimmung von Borrelien-Antikörpern
Die Antikörperbestimmung bei Borreliose ist nicht ohne Probleme. Für möglichst aussagekräftige und gültige Befunde wird ein 2 Stufen-Verfahren empfohlen (und zwar sowohl für IgM- als auch für IgG-Antikörper):

1. Stufe: der Suchtest (für IgM- und IgG-Antikörper)
In einer ersten Stufe bestimmt man die Borrelien-Antikörper im Blut des Patienten mit einem sehr sensiblen Test, der nur wenige Borrelienfälle übersieht. Das ist meist ein sog. ELISA-Test, ein relativ einfaches Routine-Verfahren.

  • Ist dieser Test negativ, dann sind mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine Borrelien-Antikörper im Blut vorhanden und es liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Borrelien-Erkrankung vor. Wenn die Krankheit erst seit Kurzem besteht, kann der Test nach 2 - 4 Wochen wiederholt werden.
  • Ist dieser Test positiv oder unklar wird in den allermeisten Fällen der Bestätigungstest angeschlossen.

2. Stufe: der Bestätigungstest (für IgM- und IgG-Antikörper)
In der zweiten Stufe wird ein aufwändigerer Test durchgeführt, der wenig falsch positive Resultate hat. Ist dieser positiv, dann liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit wirklich ein Borrelien-Antikörper vor, und nicht irgendein kreuz-reagierender, anderer Antikörper. Ein solcher Test ist der sog. Immunoblot-Test für Borrelien-Antikörper.

  • Ist der Immunoblot negativ, dann war der ELISA-Test höchstwahrscheinlich falsch positiv und es sind keine Borrelien-Antikörper und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch keine Borrelien-Erkrankung vorhanden.
    Wenn trotz negativem Test der Verdacht auf Lyme-Borreliose weiter besteht kann der Test nach 3 - 4 Wochen wiederholt werden (falls die Krankheit erst seit Kurzem besteht) oder es können "Reservetests" angeschlossen werden (die z.B. andere Borrelien-Arten als das Test-Reagenz enthalten).
  • Ist der Immunoblot positiv, dann liegen Borrelien-Antikörper vor.
  • Ist der Immunoblot unklar, kann man noch "Reservetests" zur Abklärung versuchen und/oder eine neuerliche Bestimmung in 2 Wochen durchführen.
     
    Anmerkung: Der Immunoblot muss vom Labor richtig interpretiert werden, um das Ergebnis schließlich "positiv" oder "negativ" zu nennen. Es ist kein einfacher ja/nein-Test. Bei dieser Untersuchung weist man Antikörper gegen verschiedene Teile der Borrelien nach. Und erst wenn in dem Test Antikörper gegen eine bestimmte Anzahl von Teilen nachgewiesen werden, gilt der Immunoblot als "positiv". In den USA sind z.B. Immunoblots für Borrelien-IgG-Antikörper mit 10 verschiedenen Borrelien-Teilen in Verwendung. Die IgG-Antikörper müssen sich an mindestens 5 von den 10 binden sonst gilt der Immunoblot als "negativ". Auch wenn sich 4 gebunden haben. Man darf das aber nicht immer unüberlegt befolgen. Hat man bei einer ersten Untersuchung keinerlei Antikörper festgestellt, haben sich aber bei der Kontrollprobe nach 4 Wochen IgG-Antikörper an 4 Borrelien-Teile gebunden, ist das dennoch ein Hinweis darauf, dass eine Borrelien-Infektion abgelaufen ist. Auch wenn man die geforderte Zahl von 5 Bindungen nicht erreicht hat. Darüber hinaus sind nicht alle Antikörper gleich wichtig. Antikörper gegen bestimmte Borrelia-Teile sind wichtiger als andere. Auch die Menge an vorhandenem der Antikörper muss beachtet werden. In Europa gelten zwar etwas andere Regeln für die Interpretation, das Prinzip ist aber das gleiche. Daraus folgt, dass das Labor das Testergebnis interpretieren und im Befund erklären muss.
    Borrelien Immunoblot Beispiel eines Borrelien-Immunoblots
    Auf den käuflichen Blot-Streifen sind die verschiedenen Borrelien-Teile nach ihrer Größe aufgetrennt. Gibt man dazu Blutflüssigkeit eines Patienten, können sich Borrelien-Antikörper an den Blot-Streifen binden. Das kann man sichtbar machen. Wo sich ein Antikörper gebunden hat, tauchen sog. Banden auf. Jede Bande entspricht einem bestimmten Borrelien-Teil.

    Mit dem Blot kann man also erkennen, wie viele Borrelien-Antikörper da sind und gegen welche Borrelien-Teile sie sich richten. Im Beispiel links sind Antikörper gegen viele Borrelien-Teile vorhanden. Z.B. gegen das OspB, das Outer Surface Protein B der Borrelie (also ein Teil der Borrelien-Oberfläche).

 

Probleme der Antikörperbefunde 1: Falsche Antikörperbefunde
Bei jedem Test gibt es sog. "falsch negative" und "falsch positive" Ergebnisse. Das trifft in auch auf die Borrelien-Antikörper-Tests zu:

  • Falsch negative Ergebnisse (Patient hat die Erkrankung, es sind aber keine Antikörper nachweisbar)
    Ursachen:
    • Es wurde zu früh getestet (Antikörper sind aber erst nach etwa 3 Wochen eventuell auch erst später nachweisbar). Maßnahme: in 2-4 Wochen nochmals testen.
    • Nach einer erfolglosen Behandlung sind zwar die Antikörper nicht aber die Krankheit verschwunden
    • Der Labortest hat aus irgendeinem Grund versagt. Maßnahme: anderen Test versuchen.
  • Falsch positive Ergebnisse (Patient hat die Erkrankung nicht, es sind aber Antikörper nachweisbar)
    Ursachen:
    • Kreuzreaktion: Antikörper gegen andere Infektionserreger (z.B. Syphilis) reagieren auch mit den im Labortest verwendeten Borrelien-Bestandteilen. Maßnahme: Bei positiven Borrelien-Antikörperbefunden Syphilis durch Syphilistest ausschließen. Schließt zumindest eine Fehlerursache aus.
    • Patienten mit Autoimmunerkrankungen (z.B. "Rheuma" oder Lupus Erythematodes) können falsch positive Borrelien-Antikörperbefunde zeigen.
    • Patienten mit Infektiöser Mononukleose, auch Pfeiffersches Drüsenfieber genannt. Oder bei Herpes-Virusinfektion und manchen anderen Virusinfekten. Maßnahme: auf Mononukleose oder andere Virusinfekte untersuchen.

 

Probleme der Antikörperbefunde 2: Schwierige Beurteilung
Auch wenn der Antikörperbefund richtig und eindeutig ist, ist die Bedeutung oft nicht klar.

  • Borrelien-Antikörperbefund negativ
    Bei korrekter Durchführung der Untersuchung, Verwendung empfindlicher Tests und bei längerer Krankheitsdauer macht ein negativer Borrelien-Antikörper-Befund (also wenn keine Antikörper gefunden werden) eine Lyme-Borreliose sehr unwahrscheinlich. Nur bei kurz bestehender Erkrankung kann der Antikörperbefund häufiger negativ sein (Stadium I).
    Wie einleitend erwähnt, gibt es aber (sehr selten) Borreliose-Fälle ohne nachweisbare Antikörper im Blut.
  • Borrelien-Antikörperbefund positiv
    Aktive Lyme-Borreliose oder überstandene, vergangene Lyme-Borreliose.
    Borrelien-Antikörper beweisen nicht, dass wirklich eine aktive Borreliose vorliegt. Gerade in Gebieten in denen infizierte Zecken häufig sind, findet man bei einem großen Teil der gesunden Bevölkerung (ca. 10%) positive Antikörperbefunde. Vor allem IgG-Antikörper aber auch IgM-Antikörper können nach von selbst ausgeheilten oder erfolgreich behandelten Infektionen positiv bleiben.
    Beispiel: Patient hatte mit 25 eine Lyme-Borreliose, die aber völlig ausgeheilt ist. Borrelien-Antikörper sind aber auch nach überstandener Infektion und nach völliger Ausheilung eventuell jahrzehntelang nachweisbar. Mit 40 bekommt der Patient eine rheumatische Erkrankung mit Gelenksentzündungen. Man denkt auch an Borreliose-Folgen, bestimmt die Antikörper und findet sowohl IgG- als auch IgM-Antikörper. Die haben aber mit der jetzigen Gelenksentzündung gar nichts zu tun. Der positive Antikörperbefund beweist daher noch lange nicht, dass eine Borrelien-Erkrankung tatsächlich die Ursache der Gelenksbeschwerden ist.

Dies macht klar, warum eine Entscheidung bezüglich Diagnose und Therapie sich nicht nur auf Borrelien-Laborbefunde stützen darf. 

 

Zeigen Borrelien-Antikörper der Klasse IgM eine frische oder aktive Infektion an?
Nein. Bei vielen anderen Infektionserkrankungen sind IgM-Antikörper nur in den Anfangsstadien der Infektion vorhanden und nur die IgG-Antikörper bleiben länger nachweisbar. Daher zeigt ein positiver IgM-Antikörperbefund bei diesen Erkrankungen eine frische Infektion an. Bei der Borreliose ist das anders, nicht nur die IgG, auch die IgM können nach einer abgelaufenen Borrelioseinfektion jahrzehntelang im Blut nachweisbar bleiben. Über isolierte IgM-Antikörper siehe nächsten Punkt.

 

Was können "isolierte" IgM-Borrelien-Antikörper bedeuten?
Isoliert heißt: man findet nur IgM-Borrelienantikörper, aber keine IgG.
Auch das ist kein sicherer Beweis für eine frische Infektion.
Ursachen isolierter IgM-Antikörper sind:

  • Anfangsphase einer Borreliose (frische Infektion),
  • Falsch positiv (d.h. positiv obwohl keine Borreliose vorliegt). Kommt vor, selbst wenn man einen Immunoblot-Test durchführt. Ursachen: andere Virusinfektionen (Mononukleose, Herpes), rheumatische Erkrankungen (z.B. "Rheuma", Systemischer Lupus Erythematodes. Manchmal findet man aber keine Ursache.
    Anhaltspunkt für falsch positive IgM: Bleiben IgM-Borrelien-Antikörper länger als 4-6 Wochen nach dem Zeckenbiss isoliert positiv (kommt also 4-6 Wochen kein IgG dazu), werden sie höchstwahrscheinlich falsch positiv sein.

Eine späte Lyme-Erkrankung (Stadium III aber auch Stadium II) ist bei isoliertem IgM-Befund in jedem Fall extrem unwahrscheinlich.

 

Was können "isolierte" IgG-Borrelien-Antikörper bedeuten?
Isoliert heißt: man findet nur IgG-Borrelienantikörper, aber keine IgM.
Das ist nicht außergewöhnlich.
Ursachen isolierter IgG-Antikörper:

  • Länger bestehende Infektion
    (IgM-Antikörper können vorhanden sein, können aber auch fehlen)
  • Mit oder ohne Behandlung überstandene Infektion
    (IgM-Antikörper können vorhanden sein, können aber auch fehlen)
  • Nochmalige Infektion (=Reinfektion; Borreliose kann man mehrmals bekommen).
    Nochmalige Infektion läuft oft ohne IgM-Antikörper ab.

 

Kann man durch mehrmalige Bestimmung der Antikörper einen Hinweis auf eine echte (aktive) Lyme-Borreliose bekommen?
Ja. Wenn bei einem Patienten zuerst keine IgG-Antikörper nachweisbar, sich diese bei der nächsten Blutabnahme aber nachweisen ließen. Wenn man also den Übergang von Negativität zur Positivität, die sog. Serokonversion, beobachten kann. Die IgG-Serokonversion spricht für das Vorliegen einer echten Lyme-Borreliose-Erkrankung.
(L.H.Sigal, American Journal of Medicine, 2003)
Auch ein starker Anstieg des Antikörper-Spiegels (man nennt das bei Antikörpern "Titer") auf das 4-fache oder mehr kann ein Hinweis auf eine aktive Lyme-Borreliose sein.
Das heißt aber nicht unbedingt, dass eine schwere Erkrankung vorliegt. Auch bei unbemerkten, leichten Borrelien-Infektionen kommen Serokonversionen oder ein starkes Ansteigen des Antikörper-Titers vor.
(Bunikis J et al., Medical Clinics of North America, 2002)

 

Kann ein Sinken des Antikörper-Titers als Zeichen einer erfolgreichen Antibiotika-Behandlung gewertet werden?
Nein, jedenfalls nicht als verlässliches Zeichen. Es gibt Fälle erfolgloser Behandlung, die Antikörper-negativ werden. Andererseits bleiben bei vielen ausgeheilten Fällen Antikörper (IgG aber vielfach auch IgM) jahrzehntelang nachweisbar. Anzeiger für eine erfolgreiche Behandlung ist die Besserung der Beschwerden des Patienten.

 

Sagt die Höhe des Antikörper-Titers etwas über die Schwere der Erkrankung aus?
Nein. Die Antikörper sind ja Teil unserer Abwehrreaktion gegen den Erreger. Ein hoher Titer heißt daher nicht schwere Erkrankung.

 

Bezüglich Antikörper in der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor) siehe Bereich Untersuchungen im Liquor.

   
DER
NACHWEIS
VON
BORRELIEN:

 

DER NACHWEIS VON BORRELIEN

Der Nachweis von Borrelien ist nicht einfach und bleibt speziellen Fragestellungen vorbehalten.

Beispiele

  • Wenn der Verdacht auf Lyme-Borreliose besteht, die Antikörpersuche aber negativ war.
  • Wenn man eine Borreliose des Nervensystems vermutet, die Borrelien-Antikörper, auch die im Liquor (=Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit), keinen sicheren Hinweis brachten.
  • Wenn bei einer Gelenkserkrankung eine Borrelien-Infektion als Ursache vermutetet wird, die Antikörper im Blut dies aber nicht beweisen können (denn die sind ja auch bei ausgeheilten Infektionen vorhanden). Dann kann man einen Nachweis des Erregers in der Gelenksflüssigkeit oder in einer Gewebsprobe versuchen.
  • Bei Patienten mit Immunschwächen (wenn sie keine Antikörper mehr bilden können).
  • Wenn Hauterscheinungen nicht sicher als Lyme-Erkrankung zu erkennen sind, dann kann man aus Gewebsproben den Erreger nachzuweisen versuchen.

Methoden:
Für den Nachweis von Borrelien kommen vor allem 2 Verfahren in Betracht: die Borrelien-Kultur und PCR. Jede hat ihre Vor- und Nachteile.

 

1. Die Borrelien-Kultur
Dabei wird Untersuchungsmaterial (Hautgewebsprobe, Blut, Liquor, Gelenksflüssigkeit) in eine spezielle Nährflüssigkeit gebracht in der Borrelien sich vermehren können. Danach kann man sie einfach nachweisen.
Vorteil der Borrelien-Kultur: wenn man Borrelien mit Kultur nachweisen kann, ist das der Beweis einer aktiven Lyme-Borreliose. Auch deswegen, weil sich nur lebendige Borrelien in der Kultur vermehren können.
Nachteile: der Nachweis von Borrelien im Blut gelingt meist nur in den ersten 2-3 Wochen der Erkrankung. Im Liquor (Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit) gelingt der Borreliennachweis selten, in der Gelenksflüssigkeit praktisch nie.
Die Borrelien-Kultur ist überdies eine relativ schwierige Methode, auch der Probentransport ins Labor ist nicht unkritisch.
Aus all diesen Gründen wird die Borrelien-Kultur nur mehr sehr selten durchgeführt.
Führt man sie dennoch durch, ist ihr Ergebnis folgendermaßen zu deuten:

  • Positiv: aktive Lyme-Borreliose liegt vor
  • Negativ: geringe Aussage, Lyme-Borreliose kann dennoch vorliegen.

 

2. Die Borrelien-PCR
Die PCR ist ein sehr empfindliches Verfahren, bei dem Teile der Borrelien-DNA (die Trägerin der Erbinformation) vermehrt und dann auf verschiedene Weise sichtbar gemacht werden. Dadurch können schon kleine Borrelien-Mengen nachgewiesen werden.
Das Problem ist aber, dass Borrelien in vielen Phasen der Lyme-Borreliose im zugänglichen Untersuchungsmaterial (z.B. Blut, Liquor) nicht oder in zu geringer Zahl (selbst für die PCR) vorhanden sind. Deswegen schließt ein negativer PCR-Befund eine Borreliose auf keinen Fall aus. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Methode auch bei Vorhandensein von abgestorbenen Bakterien positiv werden kann. Man hat positive Befunde auch bei ausgeheilter Borreliose gefunden. Das heißt, dass im Gegensatz zur Borrelien-Kultur eine positive PCR eine aktive Lyme-Borreliose nicht mit letzter Sicherheit beweist.

Deutung des Befundes:

  • Positiv: spricht für Lyme-Borreliose, beweist diese aber im Gegensatz zur Borrelien-Kultur nicht sicher (ausgeheilte Infektionen, falsch positive Resultate)
  • Negativ: geringe Aussage, Lyme-Borreliose kann dennoch vorliegen.

 

Anwendung der PCR bei der Diagnose
Auf Grund der genannten Einschränkungen sind es einstweilen nur spezielle Fragestellungen, bei denen man die PCR einsetzt:

  • PCR der Gelenksflüssigkeit (oder einer Gewebsprobe aus dem Gelenk)
    Die Lyme-Borreliose führt manchmal zur Gelenksentzündung (Arthritis) meist größerer Gelenke. Dabei dürfte zuerst die Infektion selbst die Gelenksentzündung auslösen, später kann aber auch eine durch die Infektion ausgelöste Autoimmunreaktion die Gelenksentzündung verursachen. Das heißt, dass dann unsere eigene Abwehr die Gelenksentzündung verursacht.
    Ist noch die Infektion die Ursache, kann eine Behandlung mit Antibiotika helfen, ist die Entzündung aber schon autoimmun-bedingt, ist eine Antibiotikabehandlung sinnlos. Eine positive Borrelien-PCR aus der Gelenksflüssigkeit oder einer Gewebsprobe spricht sehr dafür, dass noch eine Borrelien-Infektion vorliegt. Eine negative PCR schließt aber eine Infektion nicht sicher aus.
    Man führt diese Untersuchung meist nach einer erfolglosen Antibiotikabehandlung einer vermeintlich durch Borreliose verursachten Arthritis durch. Ein positives Resultat kann einen neuerliche Antibiotikabehandlung rechtfertigen.
  • PCR der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit
    Findet man Borrelien, spricht das für eine Lyme-Borreliose des Nervensystems (Neuroborreliose). Findet man keine, sagt das fast gar nichts, weil die PCR in sehr vielen Fällen falsch negativ ist.

Die Borrelien-PCR steht aber erst am Anfang. Die Bedeutung der PCR für die Diagnose der Lyme-Borreliose könnte sich in den nächsten Jahren durchaus vergrößern.

Sensitivität ("Erkennungsraten") beim Nachweis
von Borrelia-Erregern

  Borrelien-Kultur Borrelien-PCR
Haut-Gewebsprobe
(Wanderröte, Acrodermatitis
chronica atrophicans)
50 - 70 % 50 - 70 %
Gelenksflüssigkeit
(Lyme-Arthritis)
Kultur-Nachweis
gelingt fast nie
50 - 70 %
Gehirn-Rückenmark-
Flüssigkeit (Liquor)
(Neuroborreliose, Stadium II)
10 - 30 % 10 - 30 %

(B.Wilske et al., Lyme-Borreliose in: Qualitätsstandards in der
mikrobiologisch-infektiologischen Diagnostik. Urban&Fischer Verlag, 2000)

 

 

    

 

UNTER-
SUCHUNGEN
IM LIQUOR

(=GEHIRN-
RÜCKENMARK-
FLÜSSIGKEIT):

 

Allgemeines
Die Erscheinungen und Beschwerden bei Borrelien-Erkrankung des Nervensystems (Neuroborreliose) sind vielfältig und erlauben oft keine eindeutige Diagnose. Auch die Bestimmung der Borrelien-Antikörper im Blut liefert oft keine schlüssige Antwort. Man versucht daher, durch Laboranalyse des Liquors das Vorliegen einer Neuroborreliose abzuklären. Dabei kann man einmal durch eine Routine-Liquoranalyse das Vorliegen einer Entzündung im Gehirn-Rückenmarksbereich nachweisen (weiße Blutkörperchen im Liquor, Eiweißerhöhung). Man kann ferner die Borrelienantikörper im Liquor messen und versuchen, den Erreger selbst im Liquor zu finden (PCR, Liquor-Kultur). Der Erregernachweis gelingt aber nur bei einem Teil der Neuroborreliose-Fälle.

 

Gewinnung von Liquor
Liquor wird durch Punktion (Einstich) im Bereich der Wirbelsäule gewonnen.

 

Routine-Liquorbefund
Wird bei Verdacht auf Neuroborreliose durchgeführt. Man findet meist ein entzündliches Bild: erhöhte Zellzahl, vorwiegend Lymphozyten und Monozyten (das sind bestimmte weiße Blutkörperchen), Eiweiß erhöht. Der Routine-Liquorbefund kann aber auch normal sein.

 

Bestimmung von Borrelien-Antikörpern im Liquor (IgG und bei Kindern unbedingt auch IgM)
Besteht der Verdacht auf einen Befall des Zentralnervensystems (Neuroborreliose) kann die gleichzeitige Bestimmung der Antikörper in Blut und Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor) helfen, dies abzuklären. Bei Neuroborreliose werden nämlich in den meisten Fällen Antikörper auch im Zentralnervensystem produziert, was man durch Vergleich der Antikörper-Spiegel in der Blutflüssigkeit und im Liquor erkennen kann.
Was spricht für Neuroborreliose: Entweder findet man im Liquor Borrelien-Antikörper, die man im Blut nicht gefunden hat. Oder man findet im Liquor unerwartet viel, also mehr als vom Blut in den Liquor übergetreten sein kann (ein bisschen Antikörper tritt auch normalerweise in den Liquor über. Es lässt sich aber berechnen, ob dieses normale Maß überschritten ist). Beides spräche dafür, dass im Gehirn-Rückenmarksbereich Borrelien-Antikörper produziert wurden. Und das wiederum spricht für das Vorliegen einer Neuroborreliose.
Auch ein vergleichender Immunoblot in Blutflüssigkeit und Liquor macht Sinn: findet man im Liquor Antikörper gegen mehr Borrelien-Teile als in der Blutflüssigkeit, dann spricht das für eine Neuroborreliose.
Eine Vermehrung von Borrelin-Antikörpern im Liquor (im Vergleich zum Blut) kann allerdings noch Jahre nach erfolgreicher Behandlung nachweisbar bleiben und ist daher kein guter Anzeiger für den Erfolg oder Misserfolg einer Behandlung.

 

PCR des Liquors
Findet man mit Hilfe der PCR Borrelien im Liquor, spricht das für eine Lyme-Borreliose des Nervensystems (Neuroborreliose). Findet man keine, sagt das fast gar nichts, weil die PCR in sehr vielen Fällen falsch negativ ist.

 

Kultur des Liquors
Wird nur sehr selten durchgeführt. Erkennungsrate (Sensitivität) für Neuroborreliose nicht höher als bei PCR, aber kompliziertere Methode.
Vorteil wäre, dass nur lebendige Borrelien in der Kultur positiv sind, während die PCR auch bei Vorliegen von ausschließlich abgestorbenen Borrelien positiv wird.

    

 

VERHALTEN
NACH
ZECKENBISS:
Entfernung der Zecke
Hat zwar mit der Diagnose nichts zu tun, aber weil manche vielleicht mit einer Zecke am Körper versehentlich auf diese Seite stoßen, möchten wir diese Informationen hier anführen.

Die Zecke soll mit einer dünnen Pinzette parallel zur Haut und so nahe wie möglich an der Haut gefasst und gerade herausgezogen werden.

Kein Drehen der Zecke. Unbedingt vermeiden muss man das Quetschen des Zeckenkörpers (wie das sogar mit manchen "Zeckenzangen" passiert), dabei könnten Borrelien erst in die Wunde gelangen.
Auch ein "Betäuben" der Zecke mit Öl, Klebstoff oder sonstigen Mitteln wird nicht empfohlen.
(U.R. Hengge, Lancet Infectious Diseases, 2003; Helfricht/Krickau, Die Zecken-Borreliose, Econ-Ullstein-List Verlag, 2000)

 

Wenn ein Stück in der Haut zurückbleibt?
Das ist nicht weiter tragisch, man kann es zurücklassen. Versucht man es zu entfernen, kann das zu Verletzungen und örtlichen Infektionen führen. Es wird mit der Zeit von selbst entfernt.
(U.R. Hengge, Lancet Infectious Diseases, 2003)

Die folgenden Fragen behandeln sehr umstrittene Themenbereiche. Im Einzelfall muss der zugezogene Arzt entscheiden, was das beste für den Patienten ist.

Sollte man nach einem Zeckenbiss vorbeugend Antibiotika nehmen?
Wird nicht empfohlen, selbst wenn man in Gebieten mit hoher Borrelien-Durchseuchung der Zecken war (d.h. wo viele Zecken Borrelien im Darm haben). Das Risiko von Schäden, die die unnötige Antibiotikabehandlungen verursachen könnten, wird größer eingeschätzt als der Nutzen einer frühzeitigen Behandlung in den wenigen Fällen, bei denen es tatsächlich zu einer Infektion kommt.
(U.R. Hengge, Lancet Infectious Diseases, 2003)

Sollte man die Zecke auf Borrelien untersuchen?
Mit PCR-Analyse würden sich die Borrelien in der Zecke nachweisen lassen. Wird wegen der geringen Ansteckungswahrscheinlichkeit nicht empfohlen.
(U.R. Hengge, Lancet Infectious Diseases, 2003)

Sollte man gleich nach einem Zeckenbiss nach Borrelien-Antikörpern im Blut suchen?
Das wird teilweise so gehandhabt (eine Blutabnahme nach dem Biss, eine 6 bis 8 Wochen später), obwohl es Experten für nicht notwendig halten.
(U.R. Hengge, Lancet Infectious Diseases, 2003)

   

 

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Letzte Änderung 2004-05-01

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