Kalium
- Details
Univ.Prof.Dr.med.
Wolfgang Hübl
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Info - Referenzbereiche - Erhöhung
- Verminderung - Kalium im Harn
Probe - Präanalytik - Bestimmung - Interferenzen |
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Der Name "Kalium" leitet sich vom arabischen "al
kalja" ab, was Pflanzenasche bedeutet. Aus Pflanzenasche bzw. Holzasche hat man durch
Auslaugen und Eindampfen in Töpfen (Pötten) die sog. Pottasche gewonnen. Pottasche ist
Kaliumkarbonat, also ein Kaliumsalz. Die engl. Bezeichnung für Kalium
"potassium" leitet sich direkt vom Wort Pottasche ab. |
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Was ist Kalium?
Chemisch gesehen ist Kalium ein sog. Alkali-Metall. Im Körper kommt Kalium aber nie in
metallischer Form, sondern vorwiegend als in Flüssigkeit gelöstes Kalium-Ion vor. Im
klinischen Sprachgebrauch spricht man trotzdem der Einfachheit halber immer von
"Kalium", auch wenn dies chemisch nicht korrekt ist.
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Hält man Kalium in die Flamme verfärbt sich
diese violett. Rechts zum Vergleich
Natrium (gelb-rot). Mit diesem Prinzip bestimmte
man früher im Labor u.a. Kalium und Natrium
(Flammenphotometrie). Heute
verwendet
man einfachere, aber nicht unbedingt bessere
Methoden. |
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Wofür ist Kalium im Körper wichtig?
Kalium ist das wichtigste positiv geladene Teilchen (Kation) in der Zelle. Es ist daher
entscheidend für das sog. Membranpotential der Zellen. Das eine elektrische Spannung die
sich zwischen dem Zellinneren und dem Raum außerhalb der Zelle ergibt. Diese wiederum ist
für die Weiterleitung von Nervenimpulsen, für den Herzrhythmus und für die Muskelarbeit
wichtig.
Wie kommen wir zu Kalium?
Kalium wird über die Nahrung aufgenommen. Es ist in fast allen Lebensmitteln vorhanden.
Viel Kalium ist in Obst (bes. in Bananen, Marillen und getrocknetem Obst), aber auch
Fleisch und Milch enthalten nennenswerte Mengen. Die aufgenommene Menge liegt zwischen 40
und 150 mmol/Tag (1.6 bis 5.8 Gramm/Tag). Empfohlen ist eine Aufnahme von etwa
90 mmol/Tag (3.5 Gramm). Diese Menge ist z.B. in 2.5 l Milch, 1 kg
Rindfleisch, etwa 3 kg Brot oder Semmeln und 800 g Bananen oder Marillen.
Wo ist das Kalium im Körper?
Kalium ist vorwiegend (zu 98%) in den Zellen, und da wieder vorwiegend in
den Muskelzellen (75%). In der Flüssigkeit außerhalb der Zellen (Blutflüssigkeit,
Lymphflüssigkeit, Flüssigkeit zwischen den Zellen) sind nur 2%.
Wie scheiden wir Kalium wieder aus?
Kalium wird zu 90% über die Nieren im Harn ausgeschieden und zu etwa 10% im Stuhl über
den Darm. Die ausgeschiedene Menge passt sich normalerweise der aufgenommenen Menge an.
Wir scheiden also etwa soviel aus, wie wir aufnehmen.
Wie wird der Kaliumspiegel im Blut
reguliert?
Zu hohes oder zu niedriges Kalium muss vermieden werden. Deswegen gibt es verschiedene
Regulationsmechanismen:
- Verschiebung von Kalium in die oder aus den Zellen (geht
rasch).
- Zuviel Kalium im Extrazellulärraum (also auch im
Blut) - Kalium wird in die Zellen verschoben
Wenn unser Körper nach dem Essen Kalium über den Darm aufnimmt, könnte unser
Kaliumspiegel in der Blutflüssigkeit bedrohlich ansteigen, ja uns sogar umbringen, wenn
das Kalium nicht innerhalb von Minuten von den Zellen aufgenommen würde. Gefördert wird
der Einstrom in die Zellen von Insulin (wird nach Nahrungsaufnahme ausgeschüttet), dem
Hormon Aldosteron und einem Mangel an Säure im Körper, der sog. Alkalose.
- Zu wenig Kalium im Extrazellulärraum - Kalium wird
aus den Zellen verschoben
Bei Kaliummangel kann Kalium aus den Zellen abgegeben werden, um den Spiegel
konstant zu halten. Dies passiert vermehrt wenn Insulin fehlt (Zuckerkrankheit),
Aldosteron fehlt (Addison-Krankheit), bei Zellzerstörung, extremem Muskeltraining und
durch manche Medikamente (siehe auch unter Kaliumerhöhung weiter unten).
- Verminderte oder vermehrte Ausscheidung von Kalium über die
Nieren (dauert länger).
Die Regulation der Ausscheidung über die Niere ist sehr kompliziert und wird von
vielen Faktoren beeinflusst. Es sei daher nur der wichtigste Faktor erwähnt, das
Aldosteron:
- Das Nebennieren-Hormon Aldosteron fördert die
Kaliumausscheidung - der Kaliumspiegel sinkt.
- Das Fehlen von Aldosteron hemmt die Ausscheidung - der
Kaliumspiegel steigt.
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Nebennieren
Die Nebennieren, hier gelb-orange dargestellt sitzen am oberen Nierenpol. Sie
produzieren u.a. die Mineralokortikoide (z.B. Aldosteron), die Glukokortikoide (z.B.
Cortisol) und die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin. |
Welche
Beschwerden oder Probleme verursacht ein zu hoher Kaliumspiegel?
Allgemein: Schwäche, allgemeine Unlust, Verwirrtheit
Herz: langsamer Herzschlag, Herzrhythmusstörungen bis zum Herzstillstand.
Muskeln: Muskelzuckungen, Muskelschwäche, seltener Lähmungen.
Es können auch Missempfindungen (=Parästhesien: Kribbeln, Brennen, Taubheitsgefühl) -
vor allem im Mundbereich - auftreten.
Muskelbeschwerden entstehen meist erst bei Spiegeln über 7.5 mmol/l. Im
Elektrokardiogramm (EKG) sind Veränderungen aber schon früher zu sehen. Werte ab
8 mmol/l können tödlich sein, Werte über 10 mmol/l sind es meist.
Welche
Beschwerden oder Probleme verursacht ein zu niedriger Kaliumspiegel?
Allgemein: Müdigkeit, Schwäche
Muskeln: Muskelschwäche, Muskellähmung, ev. auch Zerstörung von Muskelzellen
(Rhabdomyolyse),
Darm: Appetitlosigkeit, Verstopfung, Lähmung der Darmmuskulatur (paralytischer Ileus)
Niere: Vermehrung der Harnmenge (Polyurie) durch auch vermehrte Trinkmenge (Polydipsie)
Herz: Herzrhythmusstörungen meist erst unter 3 mmol/l, bei gleichzeitiger
Digitalis-Einnahme ("herzstärkendes" Mittel) oder vorbestehenden
Herzkrankheiten auch schon früher: schneller Puls, Extra-Schläge, Leitungsstörungen,
letztlich Herzstillstand.
Meist entstehen Beschwerden erst bei Kaliumspiegeln unter 3 mmol/l,
sicher aber unter 2.5 mmol. Das Ausmaß der Beschwerden hängt wesentlich davon ab,
wie schnell es dazu gekommen ist.
Wann bestimmt man Kalium im Blut?
In der Praxis gehört Kalium zu den Routinebestimmungen, auf die man bei der
Erstuntersuchung selten verzichten kann. Besonders wichtig ist die Bestimmung bei
Durchfällen, Erbrechen, Herzrhythmusstörungen, Einnahme von harntreibenden Mitteln
(Diuretika), Einnahme von Abführmitteln, Bluthochdruck, Nierenversagen, Übersäuerung
des Körpers oder Fehlen von Säure (Azidose/Alkalose), bei abnormen Befunden von Natrium,
Magnesium, Calcium oder Phosphat, bei künstlicher Ernährung sowie bei
intensivmedizinisch betreuten Patienten.
Daneben bestimmt man Kalium natürlich auch beim Auftreten von Beschwerden, wie sie für
den zu hohen und zu niedrigen Kaliumspiegel oben
beschrieben wurden. |
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*Bei Bestimmungen im Harn ist es meist besser, einen
Tag lang Harn zu sammeln und die Tages-Ausscheidung zu messen. Man kann sich aber das
eintägige Harnsammeln auch sparen und nur die Kalium-Konzentration in einer Harnprobe
messen, sofern die Harnmenge des Patienten annähernd normal ist (1-1.5 Liter Harn pro
Tag):
Ist Kalium in der Blutflüssigkeit erhöht oder erniedrigt, kann die Konzentration
im Harn helfen, die verschiedenen in Frage kommenden Krankheiten zu unterscheiden. Dabei
hat sich eine Grenze von 40 mmol/l und 20 mmol/l als hilfreich erwiesen. Ist die
Konzentration von Kalium im Harn größer als 40 mmol/l oder 20 mmol/l, spricht das
für bestimmte Krankheiten, ist sie geringer, für andere (siehe unter Erhöhung bzw.
Verminderung von Kalium weiter unten). |
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Hinweis: aus isolierten, leichten Erhöhungen
oder Erniedrigungen von Laborwerten kann man in den allermeisten Fällen keine
Schlussfolgerungen auf irgendeine Erkrankung ziehen. Liegen also nur leichte
Veränderungen vor, muss keineswegs irgendeine der nachfolgend genannten Erkrankungen oder
Veränderungen vorliegen! |
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ERHÖHUNG
=
HYPERKALIÄMIE: |
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1. Kaliumverteilungsstörung
(häufigere Ursache)
(weniger Kalium in den Zellen, mehr außerhalb der Zellen. Das
Kalium ist daher in der Blutflüssigkeit erhöht.)
- Bei Übersäuerung des Körpers (Azidose):
Diabetische Ketoazidose bei Zuckerkrankheit, urämische Azidose bei
Nierenversagen (Urämie)
- Auch der Mangel an Insulin bei Hungerzuständen oder
Zuckerkrankheit kann eine Erhöhung des Kaliumspiegels mitverursachen
- Kalium wird aus zerstörten Zellen frei
- Muskelzellzerstörung (=Myolyse; durch Gifte
wie Alkohol, Heroin; Verletzungen; manche Erbkrankheiten; Phosphatmangel; Verletzungen)
- Zerstörung der roten Blutkörperchen
(=Hämolyse; Immunhämolyse bei Fehltransfusionen, Rhesusinkompatibilität des
Neugeborenen, Infektionen oder unbekannter Ursache; toxische Hämolyse nach
Gifteinwirkung, z.B. Schlangengift, Bakteriengift; verschiedene Erbkrankheiten:
Kugelzellanämie, Sichelzellanämie, Thalassämie)
- Zerstörung von Krebszellen bei der Leukämie
oder Tumorbehandlung
- Medikamente
Digitalisvergiftung; Digitalis-Mittel sind
"herzstärkende" Medikamente. Beta-Blocker, das sind
Blutdrucksenker und Herzfrequenzsenker. Sie haben keinen großen Einfluss, können aber
eine Neigung zu erhöhtem Kaliumspiegel verursachen.
Succinylcholin, ein bei Operationen verwendetes
Muskel-Entspannungsmittel.
- Familiäre Hyperkaliämische Paralyse (Gamstorp-Syndrom;
sehr selten)
Erbliche Muskelschwäche, die nach körperlicher Belastung auftritt. Kalium strömt
aus den Zellen heraus. Frühe Kindheit.
HARN: außer bei
der urämischen Azidose ist in diesen Fällen die Ausscheidung von Kalium im Harn nicht
vermindert (bzw. die Konzentration größer 40 mmol/l). |
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2. Es wird dem Körper zu viel
Kalium zugeführt Unter normalen Umständen kann die
Niere überschüssiges Kalium aus der Nahrung ausscheiden. Eine zu große Aufnahme führt
daher nur bei gleichzeitigem Nierenschaden oder bei extrem hoher Kaliumzufuhr durch
- Tabletteneinnahme oder
- Kalium-Infusion zur Erhöhung des Kaliumspiegels.
- Auch eine Blutung in den Darm kann zur
Kaliumbelastung führen, weil in den roten Blutkörperchen sehr viel Kalium enthalten ist.
HARN: in diesen
Fällen ist die Ausscheidung von Kalium im Harn nicht vermindert (bzw. die Konzentration
größer 40 mmol/l). |
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3. Es wird zu wenig Kalium
ausgeschieden (häufige Ursache)
- Längerdauernder Nierenschaden bzw. Nierenversagen
mit Verminderung oder Fehlen der Harnbildung.
- Plötzliches (akutes) Nierenversagen
- Medikamente: manche Antibiotika (Trimethoprim z.B.
in Bactrim®), Cyclosporin in Sandimmun®.
- Seltener spezielle Nierenschäden mit
Verminderung der Kaliumausscheidung (renal tubuläre Azidose Typ IV; meist bei
Zuckerkrankheit und zunehmendem Nierenversagen; hyporeninämischer Hypoaldosteronismus).
HARN: in diesen
Fällen ist die Ausscheidung von Kalium im Harn vermindert (bzw. die Konzentration kleiner
40 mmol/l). |
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4. Es wird zu wenig Kalium
ausgeschieden UND es kann zu einer Verteilungsstörung kommen
(im Vordergrund steht die verminderte Ausscheidung,
daneben kommt es aber auch zur Verschiebung von Kalium aus den Zellen)
- Medikamente (häufige
Ursache!)
Besonders die sog. Kalium-sparenden, harntreibenden Mittel
(kaliumsparende Diuretika) wie das Amilorid (in Tensoflux®, Moducrin®, Moduretic®,
Amiloretik®, Aldoretic®), das Triamteren (in Jatropur®, Salodiur®, Inderal®,
Tardurol®, Hydrotrix®, Diurid®, Diucomb®), das Spironolacton (im Aldactone®,
Aldopur®, Buti-Spirobene®, Suprenoat®, Supracid®). In manchen Präparaten sind diese
Diuretika aber mit einem nicht-kaliumsparenden harntreibenden Mittel kombiniert, was eine
Erhöhung des Kaliumspiegels verhindern soll.
ACE-Hemmer (Blutdruckmittel)
Bestimmte Schmerz- und Entzündungshemmer (die nichtsteroidalen
Antiphlogistika) z.B. Indometacin in Amuno®, Indobene®, Ibuprofen in Brufen®, Sulindac
in Cinoril®
- Addison Krankheit (Kaliumerhöhung nur in schweren
Fällen)
Bei der Addison-Krankheit fehlen die Mineralokortikoide, weil die Nebennieren nicht mehr
funktionieren (das kann verschiedene Ursachen haben). Mineralokortikoide sind Hormone, das
wichtigste ist das Aldosteron. Wenn sie fehlen, führt das zu einer verminderten
Ausscheidung von Kalium in der Niere und zu einen verminderten Einstrom in die Zellen.
Folge: der Kaliumspiegel steigt.
Das Fehlen von Mineralokortikoiden wegen der Addison-Krankheit wird auch als Primärer
Hypoaldosteronismus bezeichnet.
Symptome der Addison-Krankheit sind u.a. Müdigkeit, Schwäche, Übelkeit,
Erbrechen, niedriger Blutdruck und verstärkte Hautbräunung ohne UV-Lichteinfluss.
- Isoliertes Fehlen der Mineralokortikoide (des Aldosterons)
Bei der Addison-Krankheit fehlen die Mineralokoritkoide (Aldosteron) und die
Glukokortikoide, weil die Nebenniere geschädigt ist (Glukokortikoide werden auch in der
Nebenniere hergestellt). Wenn nur die Mineralokortikoide fehlen, kommen seltene, spezielle
Krankheiten in Frage. Siehe Differentialdiagnose der
Hyperkaliämie.
HARN: in diesen
Fällen ist die Ausscheidung von Kalium im Harn vermindert (bzw. die Konzentration kleiner
40 mmol/l). |
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5. Pseudohyperkaliämie
("Falsch" hohes Kalium: Kalium nur im Röhrchen nicht
aber im Körper erhöht; gewissermaßen eine Fehlbestimmung)
- Zu lange Stauung (Absperren des Blutrückflusses mit
Staubinde) bei der Blutabnahme
Übersäuerung der Muskulatur führt zum Ausströmen von Kalium aus den Zellen.
Besonders, wenn der Patient die Faust währenddessen öffnet und schließt.
- Zerstörung der roten Blutkörperchen bei der
Blutabnahme oder im Röhrchen
Bei der Blutabnahme, besonders mit saugenden Vakuumröhrchen, bei schlechten Venen
und schlecht sitzender Nadel können rote Blutkörperchen platzen. Das Serum ist dann
rötlich gefärbt und sollte nicht für die Kaliumbestimmung verwendet werden.
- Eine sehr hohe Plättchenzahl im Blut kann im
Röhrchen zu einer Erhöhung des Kaliums führen, eventuell auch eine sehr hohe
Zahl weißer Blutkörperchen.
- Zu lange Lagerung des Blutes
Auch wenn man Blut vor der Laboranalyse zu lange aufbewahrt (besonders im
Eisschrank) strömt Kalium aus den roten Blutkörperchen und erhöht den Kaliumwert.
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1. Es wird in der Niere zu
viel Kalium ausgeschieden (häufigere Ursache)
- Produktion zu großer Mengen von Mineralokortikoidhormonen
(v.a. Aldosteron) in der Nebenniere:
- Morbus Conn = sog. primärer
Hyperaldosteronismus
meist durch einen gutartigen Tumor verursacht, der ungezügelt Aldosteron produziert;
hoher Blutdruck, niedriges Kalium und Beschwerden wie bei Kaliummangel (siehe
oben)
- Sekundärer Hyperaldosteronismus
Kommt u.a. vor bei Nierenarterienverengung, Leberzirrhose, Herzschwäche,
Nierenerkrankungen
- Übermäßiger Lakritzenverzehr
- Cushing-Syndrom: Produktion oder Gabe zu großer
Mengen von Glukokortikoidhormonen (z.B. Cortisol):
Meist produziert ein kleiner gutartiger Tumor der Hirnanhangsdrüse zu
viel ACTH. Dieses wieder treibt die Nebennieren zur Glukokortikoidproduktion an. Seltener
produzieren Tumoren der Nebenniere selbst ungezügelt Glukokortikoidhormone. Auch als
Medikamente eingesetzte Glukokortikoide ("Kortison") können den Kaliumspiegel
senken.
- Adrenogenitales Syndrom
Selten kann es auch beim sog. Adrenogenitalen-Syndrom (Vermännlichungssyndrom) zu
verminderten Kaliumspiegeln kommen.
- Einnahme bestimmter Medikamente
Hier sind an erster Stelle bestimmte harntreibende Mittel zu nennen, die zur
erhöhten Kaliumausscheidung im Harn führen (z.B. Lasix®, Hygroton®). Daneben auch
hochdosiertes Penicillin, Aminoglykosid-Antibiotika, Cisplatin, Mannitol. Auch
Carbenoxolon, das zur Behandlung von Magen und Zwölffingerdarmgeschwüren verwendet
wurde, senkt den Kaliumspiegel.
- Magnesiummangel
- Bartter-Syndrom (inkl. Gitelman-Syndrom)
Erbliche Erkrankungen mit Kaliumverlusten über die Niere. Renin hoch, Aldosteron
hoch. Normaler Blutdruck. Classic Bartter-Syndrom: Neugeborene bis frühe Kindheit,
Minderwuchs. Prostaglandin E2 im Harn hoch. Gitelman-Syndrom: Schulkinder bis Erwachsene.
Magnesium niedrig. Keine Wachstumsstörungen. Aldosteron und Prostaglandine im Harn
können normal sein. Unterscheidung durch unterschiedliche Reaktion auf Diuretika
möglich.
- Erbrechen
Die Magensäureverluste führen in letzter Folge zu einer erhöhten
Kaliumausscheidung in der Niere. Mit dem Erbrochenen selbst geht nur wenig Kalium
verloren.
- Liddle-Syndrom
Erbliche Erkrankung mit Hochdruck und Kaliumverlusten
- Bestimmte, spezielle Nierenschäden
Meist erblich; im Kindesalter oder erst im Erwachsenenalter auffällig (renal
tubuläre Azidosen Typ I und II, Fanconi-Syndrom)
HARN: in diesen
Fällen ist die Ausscheidung von Kalium im Harn trotz Kaliummangels nicht vermindert (bzw.
die Konzentration größer 20 mmol/l). |
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2. Kalium geht über den Darm
verloren (häufigere Ursache)
- Durchfälle
- Missbrauch von Abführmitteln
- Künstliche Darmausgänge
- Abnorme Verbindungsgänge vom Darm nach außen oder von einem
Darmabschnitt zum anderen (Darm-Fisteln)
- Manche gutartigen Dickdarmtumoren
Z.B. Kolonpapillom, Villöse Adenome. Diese können Kalium-reichen Schleim bilden.
- Angeborene Chlorid-Durchfälle
(Chlorid-Diarrhö; erblich; stark saure Durchfälle; seltene Erkrankung)
- Kaliumverluste beim Erbrechen:
Erbrechen führt zwar zu verminderten Kaliumspiegeln, die Kaliumverluste im
Erbrochenen sind dabei aber nicht ausschlaggebend. Vielmehr kommt es durch den
Magensäureverlust letztlich zu einer vermehrten Kaliumausscheidung in der Niere.
Erbrechen gehört also eigentlich nicht in diese Gruppe.
HARN: in diesen
Fällen ist die Ausscheidung von Kalium im Harn wegen des Kaliummangels eher vermindert
(bzw. die Konzentration kleiner 20 mmol/l). |
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3. Kaliumverteilungsstörung
(seltene Ursache)
(mehr Kalium in den Zellen, weniger außerhalb der Zellen. Das
Kalium ist daher in der Blutflüssigkeit vermindert)
- Künstliche Ernährung ohne Kaliumzufuhr
Führt man in der Nährlösung Zucker zu, kommt es zur Ausschüttung von Insulin,
was wiederum zum Einstrom von Kalium in die Zellen und dadurch zur Verminderung von Kalium
in der Blutflüssigkeit führt. Um dies auszugleichen sollte also in der Nährlösung auch
ausreichend Kalium enthalten sein.
- Behandlungs- bzw. Abklingphase einer Diabetischen Entgleisung
Durch die Behandlung kommt es zur Beseitigung der Übersäuerung, eventuell wird
auch Insulin verabreicht. Beides führt zum Einstrom von Kalium in die Zellen, was ein
Absinken des Kaliumspiegels in der Blutflüssigkeit zur Folge haben kann.
- Zu wenig Säure im Körper (Alkalose)
Wenn man durch Erbrechen Magensäure verliert, wenn zu viel alkalische
Gruppen per Infusion zugeführt werden. Wenn man "zu viel" atmet -
hyperventiliert: bei psychischen Problemen, Atmung in großer Höhe, Lungenerkrankungen,
Blutarmut, Erkrankungen des Atmungssteuerzentrums im Gehirn u.a.
- Stress-Hypokaliämie
Durch einschneidende Ereignisse (Herzinfarkt, Asthma-Anfall o.ä.)
werden große Mengen von Stresshormonen ausgeschüttet. Diese fördern den Einstrom von
Kalium in die Zellen, in der Blutflüssigkeit sinkt der Kaliumspiegel dann. Auch eine
entgleiste Schilddrüsenüberfunktion (thyreotoxische Krise) kann eine
Hypokaliämie verursachen. Auch manche Medikamente (die sog. beta-Sympathomimetika
[Asthmatherapie, Wehenhemmumg]) können auf ähnliche Weise den Kaliumspiegel senken.
- Familiäre Hypokaliämische Paralyse (Westphal-Syndrom:
selten)
Erbliche Erkrankung mit vorübergehenden Muskelschwächen oder Lähmungen und
Absinken des Kaliumspiegels. Ausgelöst durch Mahlzeit oder Anstrengung. Kinder und
Jugendliche.
HARN: der
Kaliummangel besteht bei manchen Verteilungsstörungen nur kurzfristig oder es stellt sich
ein neues Gleichgewicht ein. Die Ausscheidung im Harn wird daher meist nicht vermindert
sein (bzw. Konzentration größer als 20 mmol/l). |
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4. Es wird dem Körper zu
wenig Kalium zugeführt (seltene Ursache)
- Künstliche Ernährung mit zu geringer Kaliumzufuhr
Wird bei der Zusammenstellung der Nährlösungen zuwenig Kalium
beigegeben, könnte langfristig ein Mangel entstehen.
- extrem einseitige Ernährung oder Mangelernährung
Dadurch kann theoretisch ein Kaliummangel entstehen. Da die Niere aber die
Kaliumausscheidung stark vermindern kann und Kalium in sehr vielen Nahrungsmitteln
enthalten ist, kommt dies nur selten vor (Alkoholiker, Magersucht / Anorexie).
- Vermehrter Kaliumbedarf
Bei einer Blutarmut aufgrund von Eisen- oder Vitamin B12-Mangel werden bei
Behandlung (d.h. Gabe von Eisen oder Vitamin B12) sehr rasch sehr viele rote
Blutkörperchen gebildet. Dazu braucht der Körper viel Kalium. Das könnte zu einem
kurzfristigen Kaliummangel führen.
HARN: in diesen
Fällen ist die Ausscheidung von Kalium im Harn wegen des Kaliummangels eher vermindert
(bzw. Konzentration kleiner 20 mmol/l). |
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Kalium im Harn
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1. Kalium im Harn ist
ergänzende Information Die Bestimmung von Kalium im
Harn hat besonders als ergänzende Information beim Vorliegen eines zu hohen oder zu
niedrigen Kaliums im Blut Bedeutung:
- Ist Kalium im Blut zu hoch spricht eine verminderte Ausscheidung im
Harn dafür, dass von der Niere zu wenig Kalium ausgeschieden wird.
- Ist Kalium im Blut zu niedrig spricht eine hohe Ausscheidung im Harn
dafür, dass Kalium über die Nieren verloren geht.
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2. Kaliumausscheidung
nahrungsabhängig Die Kaliumausscheidung ist sehr
stark von der in der Nahrung aufgenommenen Menge abhängig. Der Referenzbereich
(Normalbereich) ist daher sehr breit. Bei vielen der nachfolgenden, prinzipiell möglichen
Ursachen einer erhöhten oder erniedrigten Kaliumausscheidung kann es daher vorkommen,
dass der Referenzbereich nicht über- oder unterschritten wird.
Folgerung:
Man muss den Wert im Harn unbedingt mit dem im Blut vergleichen, um
zu erkennen, ob zu viel oder zu wenig ausgeschieden wird.
Beispiel: Findet man im Harn eine Konzentration von 50 mmol/l, ist das nicht
unbedingt zu viel, wenn das Kalium im Blut normal ist. Ist das Kalium im Blut aber zu
niedrig, dann sollte nicht soviel Kalium ausgeschieden werden, die Ausscheidung von Kalium
ist also zu hoch.
Faustregel bei erniedrigtem Kalium in der Blutflüssigkeit
(Hypokaliämie):
Kalium im Harn kleiner 20 mmol/l: kein Kaliumverlust über die Niere.
Kalium im Harn größer 20 mmol/l: Kaliumverlust über die Niere.
Faustregel bei erhöhtem Kalium in der Blutflüssigkeit
(Hyperkaliämie):
Kalium im Harn kleiner 40 mmol/l: Ausscheidung in der Niere ist zu gering.
Kalium im Harn größer 40 mmol/l: Kaliumausscheidung in der Niere in Ordnung. |
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VERMEHRTE
AUSSCHEIDUNG
VON KALIUM IM
HARN =
HYPERKALIURIE:Nähere Info zu den
einzelnen Ursachen bei der Beschreibung der Blut-Kaliumspiegel weiter oben. |
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Eine vermehrte Ausscheidung von Kalium im Harn kommt
vor allem bei den Erkrankungen mit einem erniedrigtem Kaliumspiegel im Blut vor, der durch
vermehrte Ausscheidung in der Niere bedingt ist.
- Produktion zu großer Mengen von Mineralokortikoidhormonen (v.a.
Aldosteron) in der Nebenniere:
- Morbus Conn = sog. primärer Hyperaldosteronismus
- Sekundärer Hyperaldosteronismus
Kommt u.a. vor bei Leberzirrhose, Herzschwäche, Nierenerkrankungen
- Produktion oder Gabe zu großer Mengen von Glukokortikoidhormonen
(z.B. Cortisol): Cushing-Syndrom
- Übermäßiger Lakritzenverzehr
- Einnahme bestimmter Medikamente
Harntreibende Mittel, z.B. Lasix®, Hygroton®), hochdosiertes Penicillin,
Aminoglykosid-Antibiotika, Cisplatin, Mannitol.
- Magnesiummangel
- Bartter-Syndrom
- Erbrechen
- Liddle-Syndrom
- Nierenschäden (wenn noch viel Harn produziert wird)
- Bestimmte, spezielle Nierenschäden
renal tubuläre Azidosen Typ I und II, Fanconi-Syndrom
Daneben führen auch Alkalosen zu einer vermehrten
Ausscheidung von Kalium im Harn.
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Die Kaliumausscheidung im Harn kann
auch vermehrt sein bei den Erkrankungen mit erhöhtem Kalium im Blut:
- Zu große Kalium-Aufnahme
- Kalium-Tabletten
- Infusionen
- Blutungen in den Darm
Ist die Vermehrung von Kalium im Blut durch eine Verschiebung von
Kalium aus den Zellen verursacht, kann die Kaliumausscheidung im Harn (eventuell aber nur
kurzfristig) vermehrt sein
- Vermehrtes Kalium wegen Übersäuerung des Körpers (Azidose)
- Kalium wird aus zerstörten Zellen frei
- Muskelzellzerstörung
- Zerstörung der roten Blutkörperchen
- Zerstörung von Krebszellen
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VERMINDERTE
AUSSCHEIDUNG
VON KALIUM IM
HARN =
HYPOKALIURIE:Nähere Info zu den
einzelnen Ursachen bei der Beschreibung der Blut-Kaliumspiegel weiter oben. |
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Eine verminderte Ausscheidung von Kalium im Harn kommt
vor allem bei den Erkrankungen mit einem erhöhtem Kaliumspiegel im Blut vor, der durch
verminderte Ausscheidung in der Niere bedingt ist.
- Nierenschaden bzw. Nierenversagen mit Verminderung oder Fehlen der
Harnbildung.
- Seltener spezielle Nierenschäden mit Verminderung der
Kaliumausscheidung (renal tubuläre Azidose Typ IV)
- Addison Krankheit
- Medikamente
Kalium-sparende, harntreibende Mittel
ACE-Hemmer (Blutdruckmittel)
Bestimmte Schmerz- und Entzündungshemmer
Manche Antibiotika
Cyclosporin
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Die Kaliumausscheidung im Harn kann
auch vermindert sein bei den Erkrankungen mit erniedrigtem Kalium im Blut:
- Zu geringe Kalium-Aufnahme
- extrem einseitige Ernährung oder Mangelernährung
- Vermehrter Kaliumbedarf bei Behandlung einer Blutarmut
- Kaliumverluste über den Darm
- Durchfälle
- Missbrauch von Abführmitteln
- Künstliche Darmausgänge
- Krankhafte Verbindungsgänge vom Darm nach außen oder von einem
Darmabschnitt zum anderen (Darm-Fisteln)
- Manche gutartigen Dickdarmtumoren
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Serum oder Heparinplasma (Lithium- oder
Ammoniumheparinat). Plasma ist prinzipiell zu bevorzugen, weil bei der Gerinnung Kalium
aus Thrombozyten frei wird und den Kaliumwert leicht erhöht. Plasmawerte liegen daher
etwas unter den Serumwerten. Urinproben benötigen kein
Stabilisierungs- oder Konservierungsmittel. Haltbarkeit 14 Tage bei Raumtemperatur. |
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Probenlagerung
Serum oder Plasma sollte möglichst schnell von den Zellen abgetrennt werden, ansonsten
rascher Anstieg des Kaliums:
Pro Stunde steigt das Kalium ohne Abtrennung um 0.15 mmol/l bei Raumtemperatur und um
0.25 mmol/l bei 4°C.Stabilität des Kaliumwertes in
abgetrenntem und verschlossenem Serum oder Plasma 2 Wochen bei 4°C und auch bei
Raumtemperatur. Bei -20°C langfristig stabil.
Stauung bei der Blutabnahme
Übersäuerung der Muskulatur führt zum Ausströmen von Kalium aus den Zellen. Besonders,
wenn der Patient die Faust währenddessen öffnet und schließt. |
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Flammenphotometrie
Die klassische Methode zur Bestimmung von Kalium ist die Flammenphotometrie. Wird Kalium in der Flamme
erhitzt, entsteht eine charakteristische, violette Farbe, die man messen kann. |
ISE (Ionen-Selektive Elektrode)
Da man Flammenphotometer nicht so leicht in Chemie-Analysatoren einbauen kann und
zusätzlich eine Gasquelle benötigt wird hat sich heute die sog. ISE-Methode
durchgesetzt. Eine exakte Darstellung würde an dieser Stelle zu weit führen. Das Prinzip
extrem vereinfacht: bringt man in eine Flüssigkeit positiv geladene Ionen, dann wird
diese gewissermaßen positiv geladen sein. Sorgt man jetzt dafür, dass die Probe, die man
messen möchte, nur durch eine Membran getrennt an dieser Flüssigkeit vorbeifließt, dann
können Ionen aus der Probe durch die Membran in die Flüssigkeit übertreten und diese
aufladen. Lässt die verwendete Membran nur Kalium-Ionen durch, dann wird die Ladung der
Flüssigkeit von der Kaliumkonzentration in der Probe abhängen. Misst man die Ladung, hat
man die Kaliumkonzentration. |
Enzymatisch-spektrometrische Verfahren
Kaliumionen können ein bestimmtes Enzym aktivieren, die Pyruvatkinase. Dieses Enzym kann
eine Reaktion auslösen, die man mit einem Photometer
beobachten kann. |
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Hämolyse
Hämolytisches Serum oder Plasma liefert durch aus den roten Blutkörperchen frei
gewordenes Kalium falsch hohe Kaliumwerte. Die Analytik selbst ist nicht beeinträchtigt
(ISE).Ikterus
Keine Beeinträchtigung (der ISE-Methoden).
Lipämie
Bei stark lipämischen Proben kann eine vorherige Klärung notwendig werden (für
ISE-Methoden).
Thrombozyten, Leukozyten
Eine sehr hohe Thrombozytenzahl eventuell auch eine sehr hohe Zahl von Leukozyten im
Blut kann im Röhrchen zu einer Erhöhung des Kaliums führen, weil aus den Zellen Kalium
frei wird. Dies gilt besonders bei der Verwendung von Serum. Verwendung von Plasma statt
Serum kann dies verhindern oder zumindest vermindern. Gilt für alle Methoden. |
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