Was sind Ketonkörper?
Ketonkörper sind beim Abbau von Fett entstehende Substanzen. Im engeren Sinn versteht man
darunter das Azetoazetat, das Beta-Hydroxybutyrat und das Azeton.
Oft werden auch die Säure-Formen der Ketonkörper genannt, also statt dem
Azetoazetat die Azetessigsäure und statt dem Beta-Hydroxybutyrat die
Beta-Hydroxybuttersäure. Chemisch ist das zwar ein kleiner Unterschied, in der Medizin
meint man damit aber das gleiche.
Welche Bedeutung besitzen
Ketonkörper?
Ketonkörper sind Energielieferanten für viele Gewebe, auch für das Gehirn. Besonders im
Hungerzustand wird Energie aus Ketonkörpern gewonnen.
Die Ketonkörper entstehen aus dem Fettabbau, besonders die Leber produziert
große Mengen. Von der Leber gelangen die Ketonkörper über das Blut zu den anderen
Geweben. Sie werden sehr rasch aufgenommen sodass normaler Weise kaum Ketonkörper im Blut
zu finden sind.
Warum bestimmt man Ketonkörper im
Harn?
In den allermeisten Fällen werden die Ketonkörper ohne spezielle Begründung bei der
Harnuntersuchung einfach mitbestimmt, weil es ein Testfeld auf Mehrfelder-Harnteststreifen
ist.
Die Bestimmung der Ketonkörper kann helfen
- bei der Abklärung der Ursache einer Übersäuerung (Azidose)
des Körpers
- zur Unterscheidung verschiedener Formen von diabetischem Koma
(Bewusstlosigkeit wegen entgleister Zuckerkrankheit)
- als Begleitbefund bei der Erstdiagnose oder des Nachweises einer
schlechten Einstellung einer Zuckerkrankheit (bes. beim Diabetes
Typ I)
- zur Erkennung von Hungerzuständen
- als Hilfsbefund zur Erkennung von angeborenen
Stoffwechselerkrankungen bei Neugeborenen
Wie misst man die Ketonkörper im
Harn?
Alle 3 Ketonkörper ließen sich mit chemischen Analysen im Harn bestimmen, in der Praxis
wird aber meist nur der Harntstreifentest durchgeführt.
Dies reicht auch im Allgemeinen aus. Es muss aber berücksichtigt werden, dass die
Streifentests das Beta Hydroxybutyrat nicht erfassen. Das macht auch meist nichts, weil ja
das Azetoazetat und das Azeton ohnehin erhöht sind und den Streifen verfärben. Es gibt
aber nicht so selten Störungen, bei denen vor allem das Beta-Hydroxybutyrat erhöht ist,
die anderen Ketonkörper weniger. Hat man also mit dem Streifentest ein unerklärlich
negatives Resultat, muss man bedenken, dass dies daran liegen könnte.
Harnteststreifen Ketonkörper-Feld |
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Man taucht den Teststreifen kurz in den Harn, das
Ketonkörper-Feld wird sich verfärben, falls Ketonkörper im Harn sind. Nach einer Minute
vergleicht man die Farbe mit den oben abgebildeten Farbfeldern. Die Farbe erlaubt eine
Einteilung in gering (+), mittel (+++) und stark (+++) positiv. |
Ketonkörper sollten in frischem Urin gemessen werden.
Acetoacetat geht beim Stehen des Harns in Azeton über. Azeton ist mit dem Teststreifen
viel schlechter messabr, außerdem entweicht es aus dem Harn als Gas (Azetongeruch des
Harns, Nagellackentferner-artig).
Wie kommt es prinzipiell zu einer Erhöhung
der Ketonkörper?
Es ist vor allem das Zusammentreffen zweier Ursachen
- der Fettabbau ist gesteigert
Beim Fettabbau entsteht das sog. Azetyl-CoA. Aus diesem können wiederum die
Ketonkörper entstehen.
- Zucker- (Glucose-) Verwertung ist gestört
Wenn die Glucoseverwertung nicht "läuft" dann kann das beim Fettabbau
entstehende Azetyl-CoA nicht weiter verarbeitet werden. Es entstehen dann daraus vermehrt
Ketonkörper.
Wann findet man Ketonkörper im Harn?
Unerwartet negatives
Ketonkörper-Ergebnis
Wenn ein Patient mit Zuckerkrankheit oder Alkoholismus eine Übersäuerung (Azidose) zeigt
und dazu noch im Blut eine erhöhte Anionenlücke,
die einem sagt, dass im Blut irgendein Anion vermehrt sein muss, dann ist es sehr
wahrscheinlich, dass es Ketonkörper sind, die da vermehrt sind. Dann würde man erwarten,
dass der Harnstreifen-Test Ketonkörper im Harn anzeigt. Manchmal ist es nicht so.
Das liegt daran, dass der Streifentest nicht alle Ketonkörper anzeigt. Und wenn nicht das
Azetoazetat oder das Azeton sondern vorwiegend das Beta-Hydroybutyrat erhöht ist, dann
kann der Streifentest trotz Ketonkörper-Erhöhung negativ bleiben, weil er
Beta-Hydroxybutyrat nicht anzeigt.
Das kommt bei Alkoholikern vor, auch bei Diabetikern, wenn eine Minderdurchblutung
größerer Gewebsabschnitte vorliegt (z.B. durch Blutgefäßverengungen).
Eine andere Möglichkeit wäre ein zu lange gestandener Harn, aus dem die Ketonkörper
bereits als Azeton (Gas) entwichen sind.
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