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Fallstudien 
II. Irregularitäten in der Serumgegenprobe

DI(FH) Adelheid Weidinger, BMA

Für die großzügige Bereitstellung von Reagenzien und Verbrauchsmaterialien möchten wir der
Firma Diamed Diagnostic and Medical Products herzlich danken.

 

  

 

Bombay-Typ

 

Serumgegenprobe bei Bombay-Typ Serumgegenprobe wie Blutgruppe 0, aber 0-Zelle positiv und Antikörper-Screening bei Raumtemperatur positiv.
Blutgruppenkarte bei Bombay-Typ In der Blutgruppenkarte imponiert Patient als Blutgruppe 0 positiv.
Antikörper-Screening bei 37 °C bei Bombay-Typ Antikörper-Screening bei 37 °C Liss/Coombs und Papain positiv.

 

Um Bombay-Blut von 0-Bluten zu unterscheiden:

Man vermischt 1 Tropfen (50 µl) Vollblut mit 1 Tropfen (50 µl) Anti H-Reagenz.

Reaktion mit Anti H bei Blutgruppe 0 Blutgruppe 0 reagiert mit Anti H da sie viel H-Substanz hat.
Reaktion mit Anti H bei Bombay-Typ Bombayblut reagiert nicht mit Anti H, da keine H-Substanz vorhanden ist.

 

Durch einen genetischen Defekt fehlt diesen Menschen das H-Gen. In Folge kann keine H-Substanz gebildet werden. Ohne H-Substanz können A- bzw. B-Antigene an der Erythrozytenoberfläche nicht ausgeprägt werden.

Das heißt, egal welche Blutgruppe genetisch vorliegt, das Blut erscheint immer als Blutgruppe 0.

Im Serum der Bombay-Typen findet sich als natürlicher Antikörper ein Anti-H. Dieses Anti H ist ein Allo-Antikörper, der im 1.Lebensjahr gebildet wird.

Dieser Antikörper ist klinisch wichtig!

  • Aktiviert Komplement - führt zu Hämolyse!
  • Reagiert mit allen Testerythrozyten sehr stark
  • Coombsaktiv
  • Hohe Temperaturamplitude (4 °C bis 37 °C)

Menschen mit Bombay-Blut können nur mit Eigenblut oder Bombay-Blut transfundiert werden!

 

 

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IgM-Antikörper

 

Beispiel einer Serumgegenprobe bei Vorliegen eines IgM-Antikörpers Serumgegenprobe wie Blutgruppe A aber 0-Zelle positiv!
Blutgruppe A negativ In der Blutgruppenkarte imponiert Patient als Blutgruppe A negativ.
Postitive Reaktion im Antikörper-Screening Antikörper-Screening bei 37 °C  Liss/Coombs und  Papain positiv.
Positive und negative Reaktionen in Teil eines 11er Panels Im 11er Panel (sowohl Liss/Coombs als auch Papain) lassen sich eindeutig zwei Rhesusantikörper identifizieren: Anti D und Anti C.
Positive und negative Reaktionen in Teil eines 11er Panels

 

Auffällig ist bei diesem Fall die Reaktionsstärke der Antikörper im Liss/Coombs-Milieu. Das heißt der Titer der Antikörper muß relativ hoch sein, was wiederum auf eine nicht lange zurückliegende Immunisierung schließen läßt.

Untermauert wird diese These, da der Antikörper in der Neutralkarte reagiert, was für einen IgM-Antikörper spricht = frische Immunisierung.

Patient muß vor kurzem entweder 0 positive Konserven oder 0 positive Thrombokonzentrate (können bis 0,5 ml Erythrozyten enthalten) erhalten haben.

Patient ist A negativ mit Anti D und Anti C. Da es sich um   IgM-Antikörper handelt, stören diese die Serumgegenprobe.

Ausweg: Erythrozyten-Suspension aus 0 negativen Konserven oder 0 negativem Patienten herstellen und damit Serumgegenprobe zu verifizieren!

 

 

 

 

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Anti-H (bis 37 °C)

 

Serumgegenprobe bei Anti H Serumgegenprobe nicht auswertbar. B stärker positiv (passend zu Blutgruppe A) aber A2 und 0 positiv.
Blutgruppe A positiv In der Blutgruppenkarte imponiert Patient als Blutgruppe A positiv.
Antikörper-Screening 37 °C bei Anti H (mit Temperaturamplitude bis 37 °C!) Antikörper-Screening bei 37 °C Liss/Coombs und Papain positiv
Serumgegenprobe im Röhrchen bei 37 °C: 0-Zellen und Patientenserum Serumgegenprobe im Röhrchen bei 37 °C: 0-Zelle reagiert schwach positiv
Serumgegenprobe im Röhrchen bei Raumtemperatur: 0-Zellen und Patientenserum Serumgegenprobe im Röhrchen bei Raumtemperatur: 0-Zelle reagiert stärker positiv als bei 37 °C

 

Positive und negative Reaktionen in 11er Panel Im 11er Panel Liss/Coombs bei 37 °C läßt sich kein Antikörper identifizieren.
Positive und negative Reaktionen in 11er Panel
Starke und schwächere positive Reaktionen in 11er Panel Im 11er Panel Liss/Coombs bei Raumtemperatur läßt sich kein Antikörper identifizieren.
Starke und schwächere positive Reaktionen in 11er Panel
Verträgliche und unverträgliche Kreuzprobe In der Kreuzprobe sind ca. 8 von 10 Konserven verträglich, da 78 % der A-Blute A1-Blute sind.

 

 

  • Da A2 und 0 Zellen bei Raumtemperatur stärker positiv reagieren als bei 37 °C und A1 negativ ist, besteht der Verdacht auf Anti H
  • Kontrolle der A-Untergruppe bringt Bestätigung: Patient ist Blutgruppe A1.
  • Im Serum findet sich Anti H (Obwohl nicht vom Bombaytyp mit Temperaturamplitude bis 37 °C!)
  • Anti H kommt bei A1- und A1B-Bluten vor, da sie sehr wenig H-Substanz haben. Dieses Anti H ist meist vom Kältetyp.
  • Anti H vom Bombaytyp - hohe Temperaturamplitude! 4 °C bis 37 °C!

Unbedingt A1-Konserven transfundieren!!!

 

 

 

 

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Irreguläres Anti A1 IgM

 

Serumgegenprobe bei irregulärem Anti A1-IgM Serumgegenprobe: A1 positiv
Blutgruppe AB positiv In der Blutgruppenkarte  imponiert Patient als Blutgruppe AB positiv.

 

  • Austestung der AB-Untergruppe bestätigt den Verdacht auf irreguläres Anti A1.
  • Patient ist A2B positiv mit irregulärem Anti A1-IgM (Antikörper reagiert in Neutralkarte bei Raumtemperatur).
  • Dieser Antikörper kommt bei A2- (2 %), A2B-Bluten (25 %) und erblich phänotypisch abgeschwächten A-Bluten wie A3, A3B oder Ax (99,9 %) vor.

A2-Konserven transfundieren!

 

 

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Irreguläres Anti A1 IgG

 

Unverträgliche und verträgliche Kreuzproben Ca. 8 von 10 Kreuzproben unverträglich.
Negatives Antikörper-Screening Antikörperscreening negativ
Da hoher Prozentsatz an unverträglichen Konserven können Antikörper, die nicht im kleinen Screening vorhanden sind, ausgeschlossen werden. (Z.B. Anti Lua, Anti Kpa - nur 0,1 Prozent AG-positiv)
Serumgegenprobe für Blutgruppe A Serumgegenprobe Raumtemperatur wie Blutgruppe A
Blutgruppe A positiv In der Blutgruppenkarte imponiert Patient als Blutgruppe A positiv.
Serumgegenprobe bei 37 °C in Liss/Coombs-Karte bei irregulärem Anti A1-IgG Ansatz der Serumgegenprobe in Liss/Coomskarte bei 37 °C um IgG-Antikörper zu erfassen.

 

  • Austestung der A-Untergruppe bestätigt den Verdacht auf irreguläres Anti A1.
  • Patient ist A2 positiv mit irregulärem Anti A1-IgG (Antikörper reagiert in Liss/Coombskarte bei 37 °C).

A2-Konserven transfundieren!

 

 

 

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Immun-Anti A1

 

Serumgegenprobe in Liss/Coombs-Karte bei Immun Anti A1 Serumgegenprobe bei Neugeborenen in Liss/Coombs-Karte bei 37 °C wie Blutgruppe A (B sehr stark) u. A1 positiv.
Blutgruppe A positiv Blutgruppenkarte des Neugeborenen imponiert als A positiv.
DCT schwach positiv Direkter Coombstest schwach positiv

 

Die Mutter des Neugeborenen ist Blutgruppe 0 positiv.

Im Serum des Neugeborenen findet sich Anti A1,nachweisbar in Liss/Coombs bei 37 °C = IgG.

Am häufigsten wird dies bei Müttern mit Blutgruppe 0 beobachtet. Blutgruppe 0 hat den höchsten IgG-Anteil an Isoagglutininen. Diese können in den kindlichen Kreislauf gelangen und sind dort ca. 6 - 8 Wochen nachweisbar.

Dieses Anti A1 wird als Immun-Anti A1   bezeichnet. Immun-Anti A1 ist am häufigsten, Anti B und Anti A2 sind seltener.

Zu beachten ist, dass der DCT beim Neugeborenen nicht unbedingt positiv sein muß. (Ursache: Die kindlichen ABO-Antigene sind noch unreif). Daher ist es empfehlenswert, bei Neugeborenen, die Konserven benötigen, eine Serumgegenprobe bei 37 °C mitzuführen.

Prinzipiell ist dieser Antikörper nicht von Bedeutung.

Falls aber Konserven benötigt werden, unbedingt Blutgruppe 0 transfundieren! (bis Immun-Anti A1  nicht mehr nachweisbar ist)

 

 

Immun-Anti B

Serumgegenprobe in Liss/Coombs-Karte bei Immun Anti B Serumgegenprobe bei Neugeborenen in Liss/Coombs-Karte bei 37 °C mit Reaktion in B
Blutgruppe B positiv Blutgruppenkarte des Neugeborenen imponiert als B positiv.
DCT schwach positiv Direkter Coombstest positiv

 

Die Mutter des Neugeborenen ist Blutgruppe 0 positiv.

Die Isoagglutinine (Anti A1und Anti A2) des Neugeborenen sind noch nicht nachweisbar. Im Serum des Neugeborenen findet sich Anti B, nachweisbar in Liss/Coombs bei 37 °C = IgG.

Am häufigsten wird dies bei Müttern mit Blutgruppe 0 beobachtet. Blutgruppe 0 hat den höchsten IgG-Anteil an Isoagglutininen. Diese können in den kindlichen Kreislauf gelangen und sind dort ca. 6 - 8 Wochen nachweisbar.

Dieses Anti B wird als Immun-Anti B bezeichnet. Es kommt relativ selten vor.

Zu beachten ist, dass der DCT beim Neugeborenen nicht unbedingt positiv sein muß. (Ursache: Die kindlichen ABO-Antigene sind noch unreif). Daher ist es empfehlenswert, bei Neugeborenen, die Konserven benötigen, eine Serumgegenprobe bei 37 °C mitzuführen.

Falls Konserven benötigt werden unbedingt Blutgruppe 0 transfundieren! (bis Immun-Anti B nicht mehr nachweisbar ist)

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Letzte Änderung 2007-10-14

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