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BSE BEIM MENSCHEN:
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Zusammenfassung: Der BSE-Erreger verursacht beim Menschen die sogenannte neue Variante der Creutzfeldt-Jakob Erkrankung (nvCJD). Man infiziert sich wahrscheinlich durch den Verzehr prionenhaltiger Nahrung, erkrankt eine unbekannte Zeit später. Die ersten Symptome sind Verhaltensauffälligkeiten und psychische Störungen, später Bewegungsstörungen. Die Krankheit dauert im Durchschnitt 14 Monate und endet immer tödlich. Erst nach dem Tod kann man die Diagnose durch Untersuchung des Gehirns beweisen. Krankheitsfälle sind bisher nur in Großbritannien und Frankreich nachgewiesen worden. |
Welche Erkrankung ruft der BSE-Erreger beim Menschen hervor? | ||||||||||||||||||||
Die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (nvCJD). | ||||||||||||||||||||
Als beim Menschen durch den BSE-Erreger hervorgerufene Erkrankung wird die sogenannte neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung angesehen. Im Englischen wird die Krankheit als "new variant Creutzfeldt-Jakob-Disease" (nvCJD) bezeichnet. Die Bezeichnung leitet sich von der "klassischen" Creutzfeldt-Jakob Erkrankung ab, einer schwammartigen Hirnerkrankung, die schon länger bekannt ist und nichts mit Rindern zu tun hat. |
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Wie kann eine Ansteckung des Menschen mit nvCJD ("BSE") erfolgen? | ||||||||||||||||||||
Wahrscheinlich über die Nahrung. | ||||||||||||||||||||
Die Ansteckung des Menschen durch den BSE Erreger erfolgt wahrscheinlich über den Nahrungsweg, also den Verzehr von prionenhaltiger Nahrung. Immer noch ist dieser Infektionsweg nicht bewiesen, er wird aber zunehmend wahrscheinlicher. | ||||||||||||||||||||
Wie lange ist die Zeit zwischen Ansteckung und Erkrankung/Symptomen? | ||||||||||||||||||||
Unbekannt. Möglicherweise bis zu 30 Jahren. | ||||||||||||||||||||
Das ist eine der wichtigsten, wenn
nicht die wichtigste Frage zu BSE überhaupt. Leider lässt sie sich nicht sicher
beantworten. Warum die Frage so wichtig ist? Nun, wäre die Inkubationszeit nur 3 Jahre,
dann wäre BSE kein großes Problem. Die größte Gefährdung der englischen Bevölkerung
liegt schon weit mehr als 3 Jahre hinter uns und bisher sind nicht viele Menschen
erkrankt. |
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Welche Symptome zeigt der erkrankte Mensch? | ||||||||||||||||||||
Depressionen, Angstzustände, abnormes Verhalten. Später Bewegungsstörungen. | ||||||||||||||||||||
Die ersten Symptome sind oft
psychiatrischer Natur: Depressionen, Angstzustände, schizophrene Bilder, andere
Verhaltensauffälligkeiten. Bei dem Fall eines englischen Jugendlichen z.B., der in
Wutanfällen die Einrichtung demolierte, glaubte man anfangs an pubertäre
Auffälligkeiten. Es handelte sich aber, wie sich später herausstellte, um
"BSE". |
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Kann man nvCJD ("BSE") beim lebenden Menschen diagnostizieren? | ||||||||||||||||||||
Nicht mit Sicherheit. | ||||||||||||||||||||
Es gibt einige Befunde, die man neben den Symptomen als Hinweis für nvCJD werten kann, beweisen kann man die Erkrankung aber erst nach dem Tod der Patienten. Versuche haben gezeigt, dass man Prionen bei an BSE erkrankten oder verstorbenen Menschen aus Proben der Gaumenmandel nachweisen kann. Wie früh man die Krankheit damit erfasst, ist allerdings noch fraglich. Im Tierversuch konnte man Prionen im Harn nachweisen. Dies könnte ein Ansatz für einen Test am beim Menschen sein. |
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Wie kann man die Erkrankung nachweisen? | ||||||||||||||||||||
Erst nach dem Tod des Patienten können Untersuchungen seines Gehirns die Krankheit den sicheren Nachweis erbringen (siehe Rinder-BSE-Tests). |
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Wenn man nvCJD ("BSE") aus Gaumenmandelproben nachweisen kann, kann man dann nicht die Durchseuchung der Bevölkerung testen? | ||||||||||||||||||||
Derartige Untersuchungen sind unterwegs, bis jetzt liegen nur Zwischenergebnisse liegen. | ||||||||||||||||||||
Einerseits weiß man noch nicht sicher, wie sensitiv und aussagekräftig der Nachweis in den Gaumenmandeln ist, andererseits ist die Entnahme einer Gaumenmandelprobe beim Menschen auch nicht so einfach. Trotzdem initiierte das Englische Gesundheitsministerium im April 2000 eine prospektive Studie in der 2000 Gaumenmandelproben ausgewertet werden sollen (die Proben fallen ja bei den Mandeloperationen, den Tonsillektomien, an). Ergebnisse wurden vom Department of Health noch nicht bekannt gegeben. Nach mehr als 8 Monaten ein wenig beunruhigend. Man würde annehmen, dass es längst einen Zwischenbericht gegeben hätte, wenn alle Proben negativ ausgefallen wären. Eine restrospektive Untersuchung, bei der man 3170 konservierte Gaumenmandelproben auswertete, die in den Jahren 1996-1998 gewonnen wurden, zeigte kein einziges positives Resultat. Das beweist natürlich nichts, da konservierte Proben noch schwieriger auszuwerten sind, ist aber immer noch besser, als hätte man hunderte positive Proben gefunden. |
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Sind die Laborbefunde eines an nvCJD ("BSE") erkrankten Menschen auffällig? | ||||||||||||||||||||
Nein. | ||||||||||||||||||||
Die meisten Routinetests inklusive der Entzündungsmarker sind negativ. Bei manchen Fällen können Leberenzyme (AST, ALT) kurzfristig leicht erhöht sein. Das ist aber ein absolut unspezifisches Zeichen (d.h. es kommt bei vielen Erkrankungszuständen vor). |
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Wie alt sind die Erkrankten? | ||||||||||||||||||||
Relativ jung, das Durchschnittsalter liegt bei ca. 30 Jahren. | ||||||||||||||||||||
Warum sind die Erkrankten relativ jung? | ||||||||||||||||||||
Unbekannt. | ||||||||||||||||||||
Die Antwort auf diese Frage könnte
sehr wichtig sein, man kennt sie aber noch nicht. Diskutiert wurden die besonderen
Ernährungsgewohnheiten junger Menschen oder eine besondere, noch zu definierende
Anfälligkeit jüngerer Menschen. |
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Sind jüngere Menschen vielleicht durch Impfungen in der Kindheit angesteckt worden? | ||||||||||||||||||||
Dafür fand man keinen Anhaltspunkt. | ||||||||||||||||||||
Da manche Impfungen Rinderbestandteile enthalten, ist man dieser Frage in England nachgegangen, konnte aber keine Anhaltspunkte finden. Die meisten Impfungen der Erkrankten fanden vor 1980 statt, eine Zeit in der das BSE Risiko minimal war, wenn es überhaupt schon vorhanden war. |
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Betrifft es mehr Frauen oder mehr Männer? | ||||||||||||||||||||
Ziemlich ausgeglichen |
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Wie lange dauert die Erkrankung beim Menschen? | ||||||||||||||||||||
Ca. 14 Monate. | ||||||||||||||||||||
Die durchschnittliche Krankheitsdauer liegt bei etwa 14 Monaten. Die Krankheit führt immer zum Tod. | ||||||||||||||||||||
Kann man die Krankheit heilen? | ||||||||||||||||||||
Nein. | ||||||||||||||||||||
Derzeit gibt es keine Therapie, die Erkrankung
verläuft immer tödlich. Versuche laufen z.B. mit den sog. Beta-Brechern, die die Faltblattstruktur des BSE-Prionenproteins wieder in die richtige Form umwandeln sollen. Andere Gruppen konnten durch die Verminderung der Komplementproteine (das sind Proteine der Immunabwehr) im Blut durch Kobragift geringfügige Lebensverlängerungen von BSE-Mäusen erzielen. Auch Klein und Mitarbeiter in Zürich beschrieben eine Lebensverlängerung bei erkrankten Mäusen, wenn diesen bestimmte Komplementproteine fehlten. Aber das alles ist noch in einem frühen Versuchsstadium. |
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In welchem Land sind die meisten nvCJD ("BSE") Erkrankungsfälle? | ||||||||||||||||||||
Großbritannien (102). | ||||||||||||||||||||
Großbritannien: 102 Fälle (bestätigt oder vermutet;
Stand 3.12.2001), Frankreich: 3 Fälle, Irland: 1Fall. Das erste dokumentierte Opfer war
der Brite Stephen Churchill im Mai 1995. In Österreich und Deutschland gibt es noch keine Fälle. |
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Erkranken Menschen in Risikoberufen häufiger an nvCJD ("BSE")? | ||||||||||||||||||||
Nein. | ||||||||||||||||||||
Englische Studien aus den Jahren 1982 bis 1996 konnten keine höhere Erkrankungshäufigkeit bei Risikoberufen (Fleischer, Bauern, Tierärzte, Schlachthofarbeiter) zeigen. Die Fallzahlen dieser Studien sind allerdings nicht besonders hoch. | ||||||||||||||||||||
Unbekannt. | ||||||||||||||||||||
Das ist die wichtigste Frage, die sich aber leider nicht beantworten lässt. Die Schätzungen gehen von wenigen Dutzend Fällen pro Jahr bis zu Millionen erkrankter Menschen in Europa. | ||||||||||||||||||||
Kann es sein, dass nur bestimmte Menschen nvCJD ("BSE") bekommen können? | ||||||||||||||||||||
Ja, das wäre möglich, vielleicht können es aber auch alle bekommen, manche früher manche erst später. | ||||||||||||||||||||
Es könnte möglich sein, dass nur bestimmte Menschen an nvCJD ("BSE") erkranken können. Bei den bisher untersuchten Fällen fand sich eine bestimmte genetische Konstellation des Prionen-Protein-Gens (für Interessierte: in einer Studie von 1999 waren alle Erkrankten homozygot für die Aminosäure Methionin am Codon 129). Es könnte sein, dass diese Konstellation eine Anfälligkeit für den BSE-Erreger verursacht. Es könnte aber auch sein, dass es bei diesen Menschen nur rascher zum Ausbruch der Erkrankung kommt, und dass die anderen später nachfolgen. Ein großer Trost ist dies in keinem Fall, da 38% der weißen Bevölkerung diese Genkonstellation aufweisen. | ||||||||||||||||||||
Kennt man andere Faktoren, die entscheiden, ob ein Mensch, der BSE-Erreger zu sich genommen hat, erkrankt oder nicht? | ||||||||||||||||||||
Nein, aber begründete Vermutungen gibt es einige. | ||||||||||||||||||||
Man kann derzeit nicht beweisen, dass es solche Faktoren gibt. Aber man vermutet, es müsste sie geben. Warum? Nun, in England sind bisher nicht viele Menschen erkrankt. Man weiß aus Tierversuchen, dass die Infektionswahrscheinlichkeit von der Menge des verzehrten infektiösen Gewebes abhängt. Die in England Erkrankten nahmen aber, soweit man dies nachträglich ermitteln konnte, durchschnittlich nicht mehr und nicht weniger gefährdende Nahrungsmittel zu sich als die Normalbevölkerung. Warum also sind gerade sie erkrankt? Neben der oben erwähnten genetischen Komponente wurden noch folgende Faktoren diskutiert: Verletzungen im Mund (erleichtert Eindringen des Erregers), Mandelentzündungen, Darmentzündungen. Bei den beiden letzteren Faktoren sind die lymphatischen Gewebe der Mandeln und des Darmes aktiviert und man weiß, dass Prionen diese Gewebe besiedeln können. | ||||||||||||||||||||
Warum bildet unser Körper keine Antikörper gegen das Prionprotein und zerstört es? | ||||||||||||||||||||
Unbekannt, Immuntoleranz vermutet. | ||||||||||||||||||||
Scheinbar haben wir für das Protein eine sog. Immuntoleranz. Die könnte daher kommen, dass unser eigenes, normales Prionenprotein dem kranken so ähnlich ist. Und eigene Proteine greift unsere Immunabwehr im Regelfall nicht an. | ||||||||||||||||||||
Was ist die klassische Creutzfeldt-Jakob Erkrankung? | ||||||||||||||||||||
Eine tödliche Erkrankung des Gehirns mit schwammartigen Veränderungen und Prionenproteinablagerungen. | ||||||||||||||||||||
Die klassische Creutzfeldt-Jakob
Erkrankung ist eine seltene, stets tödliche Nervenkrankheit, die in den 20er Jahren des
vergangenen Jahrhunderts erstmals beschrieben wurde. Auch bei dieser Erkrankung kommt es
zu abnormalen Prionenproteinablagerungen und schwammartigen (spongiformen) Veränderungen
im Zentralnervensystem. Sie betrifft vorwiegend ältere Personen und führt bei den
meisten Patienten innerhalb von 6 Monaten zum Tod. 1. eine seltene erbliche Form, Wie die nvCJD ist auch die klassische CJD erst nach dem Tod mit letzter Sicherheit beweisbar. |
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Was sind die Unterschiede zwischen der sporadischen, klassischen CJD und der nvCJD ("BSE")? | ||||||||||||||||||||
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*Das normale Prionenprotein ist bei jedem Menschen etwas anders. Bei allen bisher untersuchten erkrankten Fälle war die Aminosäure, die am Codon 129 kodiert wurde, homozygot Methionin. Vielleicht haben diese Menschen eine erhöhte Anfälligkeit für die Erkrankung nvCJD. ** Die abnormalen Prionenproteine werden in verschiedene Gruppen eingeteilt |
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Welche anderen übertragbaren, schwammartigen Hirnerkrankungen (TSEs) kennt man beim Menschen? | ||||||||||||||||||||
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Diese Erkrankungen haben nichts mit der Rinderseuche zu
tun. Kuru ist vielleicht die bekannteste Erkrankung, die sich bei Kannibalen des Fore Stammes in Papua Neu Guinea ausgebreitet hat. Kuru heißt Zittern. Die Erkrankung wird durch den Verzehr von Gehirnen Erkrankter übertragen. Man nahm bisher an, dass die Inkubationszeit etwa 12 Jahre beträgt, hat aber jetzt Hinweise auf eine längere, vielleicht sogar 30-jährige Spanne zwischen Ansteckung und Erkrankung: Ältere Stammesmitglieder sterben immer noch an der Erkrankung, obwohl der Kannibalismus bereits im Jahre 1957 aufgegeben wurde. |
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