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DIE PRIONEN |
Zusammenfassung: Prionen (=infektiöse Eiweiße, Proteine) sind höchstwahrscheinlich die Erreger des Rinderwahnsinns (BSE) und der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob Erkrankung beim Menschen. Prionen bestehen aus ca. 250 Aminosäuren. Jedes Tier und jeder Mensch besitzt Prioneneiweiß, aber nur normales Prioneneiweiß. Dieses stellt der Körper laufend selbst her und baut es auch laufend wieder ab. Seine Funktion ist nicht bekannt. Das Problem mit den abnormen, "kranken" Prionen ist, dass der Körper sie nicht abbauen kann. Und wirklich gefährlich werden "kranke" Prionen dadurch, dass sie unsere normalen Prioneneiweiße in kranke verwandeln können. Dazu brauchen sie ihnen anscheinend nur nahe zu kommen. Und jedes verwandelte, "krank gemachte" Prion kann wieder andere, normale Prioneneiweiße "anstecken". Eine Kettenreaktion läuft ab. So können "kranke" Prionen sich vermehren und wir selbst liefern ihnen das Material dazu. Da der Körper aber die entstandenen, abnormen Prionen nicht abbauen kann, häufen sie sich besonders im Gehirn und Rückenmark an und führen zur Zerstörung der Nervenzellen. |
Was ist der Erreger von BSE beim Rind? | ||
Höchstwahrscheinlich sog. Prionen, das sind infektiöse Eiweiße. | ||
Diese Frage ist zwar noch nicht völlig ausdiskutiert, aber es gilt als sehr wahrscheinlich, dass sogenannte Prionen die Verursacher von BSE sind. Prionen sind eine neue, bisher unbekannte Klasse von Infektionserregern. Sie sind keine Viren und keine Bakterien. Im Gegensatz zu Viren, Bakterien und anderen bisher bekannten Infektionserregern besitzen sie keine Nukleinsäuren (DNA oder RNA). Sie bestehen nur aus Eiweiß. Man könnte sie auch als infektiöse Eiweiße bezeichnen. Im Gegensatz zu bisher bekannten Erregern sind sie strahlungs- und hitzebeständig. Manche glauben, dass erst eine Verbrennung bei 1000°C eine vollständige Zerstörung der Prionen sicherstellt. Die Virustheorie: es gibt auch noch Anhänger der Virustheorie. Die Größe des BSE-Erregers könnte einem kleinen Virus entsprechen. Auch die Anpassung des Erregers an verschiedene Wirte (Mensch, Rind, Schaf,...) sehen manche als Hinweis auf ein Virus als Erreger. Dass man noch keine Viren finden konnte und dass das infektiöse Material durch normalerweise Viren-inaktivierende Prozeduren nicht beeinflussbar war, erklären die Virustheorieanhänger mit dem Übermaß an Prionenprotein, das die Nukleinsäure der Viren einschließt. |
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Wieso heißen die Erreger Prionen? | ||
Prion leitet sich von der englischen Bezeichnung "PRoteinaceous InfectION Particle", also Eiweiß-Infektions-Teilchen. | ||
Gibt es in unserem Körper normalerweise Prion-Proteine? | ||
Ja, normale Prionenproteine gibt es bei Mensch und Tier. | ||
Wir selbst produzieren ein
Prionenprotein, das so ähnlich aufgebaut ist, wie der BSE-Erreger. Es besteht aus fast
denselben Aminosäuren, die in ähnlicher Reihenfolge angeordnet sind, aber es
unterschiedet sich vom BSE-Erreger in der Raumstruktur oder "Konformation". Die Funktion des normalen Prionenproteins ist übrigens noch unbekannt. Man findet es an der Oberfläche von Nervenzellen. |
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Warum ist es für das Verständnis von BSE wichtig zu wissen, dass wir selbst Prionenproteine bilden? | ||
Weil sich die BSE-Prionen nur mit Hilfe unserer eigenen normalen Prionen gewissermaßen selbst vervielfältigen können. | ||
Wie vermehrt sich ein "krankes" Prion? | ||
Indem es sich an unsere normalen Prionenproteine anlagert und diesen seine Form aufzwingt. | ||
Normale Erreger (Bakterien, Viren) vermehren sich immer unter Vermehrung ihrer Nukleinsäure (DNA oder RNA). Dafür haben normale Erreger die notwendige Ausstattung oder sie missbrauchen die Wirtszellen (z.B. unsere Zellen) dazu. Wie sollte sich aber ein Prion, also ein Eiweiß,
vermehren? Dazu gibt es folgende Theorie: |
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Damit sich der BSE-Erreger vermehren kann, braucht er also unser normales Prionenprotein? | ||
Ja. | ||
Dies scheint so zu sein. Wir liefern dem Erreger das Protein, das er dann umformen kann und sich somit vermehren kann. Im Tierversuch konnte man Mäuse, bei denen man verhinderte, dass sie normales Prionenprotein bildeten, durch den BSE- Erreger nicht infizieren. Sie blieben gesund. Nur die Mäuse, die das normale Prionenprotein bildeten, erkrankten. |
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Wie schaden uns die "kranken" Prionen? | ||
Das abnorme Prionenprotein kann nicht abgebaut werden, häuft sich im Gehirn und Rückenmark an und zerstört damit Nervenzellen. | ||
Jeder Stoff, der von unserem Körper hergestellt wird, muss auch wieder abgebaut oder ausgeschieden werden. Unser normales Prionenprotein (PrPC) wird durch ein Enzym, die sog. Proteinase K abgebaut. Im Gegensatz zum normalen Prionenprotein kann das BSE-Prionenprotein (PrPSc) von der Proteinase K aber nicht abgebaut werden. Außerdem neigt PrPSc dazu, sich aneinanderzulagern (Aggregatbildung). Dadurch kommt es zu einer Anhäufung dieses Proteins im Körper. Und zwar an Stellen wo es sehr stört: im Nervensystem. Die Ablagerungen führen schließlich zum Absterben von Nervenzellen. |
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Was ist PrPC und PrPSc? | ||
Das normale Prionenprotein wird in wissenschaftlichen Arbeiten oft als PrPC, das kranke als PrPSc bezeichnet. |
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Das normale vom Menschen oder Tier gebildete Prionenprotein wird manchmal auch PrPC oder Präamyloid genannt. Der BSE-Erreger, das die Krankheit nvCJD auslösende Prion, wird oft als PrPSc oder PrPSc Typ 4 bezeichnet. Manche nennen es auch PrPBSE. PrPSc Typ 1 bis 3 lösen die schon länger bekannten, nicht mit dem Rind in Zusammenhang stehenden Formen der CJD aus. | ||
Haben Tier und Mensch das gleiche normale Prionenprotein? | ||
Nein, die Prion-Proteine von Menschen, Kühen, Schafen, Mäusen, Ratten und Hamstern sind einander zwar sehr ähnlich, sind aber nicht ident. |
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Haben alle Menschen das gleiche normale Prionenprotein? | ||
Nein, es gibt von Mensch zu Mensch kleine Unterschiede. |
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Die PrPC-Proteine verschiedener Menschen können sich geringfügig unterscheiden. Dies könnte für den Krankheitsverlauf von großer, wenn nicht entscheidender Bedeutung sein. Vielleicht können nur Menschen mit einem bestimmten PrPC-Protein erkranken. Manches deutet derzeit darauf hin. Es könnte aber auch sein, dass die Krankheit bei verschiedenen Menschen nur unterschiedlich spät ausbricht. | ||
Wie lange ist ein Prionenprotein? | ||
Etwa 250 Aminosäuren lang. | ||
Ein Prionenproteinkette besteht aus
ca. 250 Aminosäuren (Aminosäuren sind die Grundbausteine von Eiweiß, zum Vergleich:
Insulin hat 51, Hämoglobinketten haben 141 Aminosäuren). |
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Weiß man, wo das Prionenprotein C beim Menschen codiert ist? | ||
Ja, auf dem kurzen Arm des Chromosoms 20. |
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(Der Mensch hat 46 Chromosomen, bei denen man jeweils einen langen und einen kurzen Arm unterscheidet) | ||
Produzieren wir, wenn wir infiziert sind, mehr normales Prionenprotein? | ||
Nein. |
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Die Menge des gebildeten normalen Prionenproteins erhöht sich nach BSE-Infektion, zumindest bei Versuchstieren, nicht. Es scheint also wirklich nur das Problem zu sein, dass man das Prionenprotein nicht mehr abbauen kann, sobald es einmal in das abnorme PrPSc umgewandelt wurde. | ||
Wie kann man abnorme Prionen zerstören? | ||
Verschiedene Verfahren vermindern die Anzahl aktiver Prionen. Um alle abzutöten braucht man vielleicht 1000°C. | ||
Eines vorweg: durch Kochen, Braten, Grillen, Einfrieren
oder andere im Haushalt üblichen Techniken lässt sich die Prionengefahr nicht
vermindern. Man geht davon aus, dass z.B. die Behandlung von Tiermehl (20 Minuten unter hohem Druck bei 133°C) das Risiko erheblich vermindert. Eine vollständige Zerstörung aller Prionen dürfte dies aber nicht garantieren. Manche Experten glauben, dass dazu Temperaturen bis 400°C oder vielleicht sogar 1000°C notwendig sein könnten. Da man aber die Dosis, die einen Menschen gefährden kann, derzeit noch nicht kennt, weiß man auch nicht, ob eine vollständige Abtötung überhaupt notwendig ist. |
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