| Was ist Natrium? Chemisch gesehen ist Natrium ein sog. Alkali-Metall. Im Körper kommt Natrium aber nie in
        metallischer Form, sondern vorwiegend als in Flüssigkeit gelöstes Natrium-Ion vor (wenn
        sie Kochsalz, also Natriumchlorid,  im Wasser lösen, bilden sich auch Natrium-Ionen
        im Wasser). Im klinischen Sprachgebrauch spricht man trotzdem der Einfachheit halber immer
        von "Natrium", auch wenn dies chemisch nicht korrekt ist.
 
 
          
            |  | Hält man Natrium in die Flamme verfärbt sich diese gelb. Rechts zum Vergleich
 Kalium (violett). Mit diesem Prinzip bestimmte
 man früher im Labor u.a. Natrium und Kalium
 (Flammenphotometrie). Heute
            verwendet man
 einfachere, aber nicht unbedingt bessere
 Methoden.
 |  |   Wofür ist Natrium im Körper wichtig?Natrium ist das wichtigste geladenen Teilchen (Kation) der Flüssigkeit außerhalb der
        Zellen (Extrazellulärraum: Raum zwischen den Zellen, Blutflüssigkeit,
        Lymphflüssigkeit). Dadurch hat Natrium natürlich auch Bedeutung für das elektrische
        Potential der Zellen, für die Nervenleitung, den Herzrhythmus und die Muskelarbeit.
 Die größte Bedeutung besitzt Natrium aber bei der Regulation des Wasserhaushaltes des
        Menschen. Wir müssen genug Wasser im Extrazellulärraum haben, damit unser Kreislauf
        funktioniert und unsere Gewebe nicht "austrocknen". Wir dürfen aber nicht zu
        viel Wasser haben. Das würde zu hohem Blutdruck und/oder Wassersucht (=Ödeme; Wasser
        z.B. in den Beinen oder im Gesicht) führen.
 Für diese Regulation ist das Natrium sehr wichtig, weil es Wasser gewissermaßen anzieht
        und so mit der Natriumverteilung im Körper auch die Wasserverteilung wesentlich
        beeinflusst wird.
   Wie kommen wir zu Natrium?Natrium wird über die Nahrung aufgenommen. Eine durchschnittliche Ernährung enthält
        ausreichend Natriumchlorid (130 bis 260 mmol = 7.6 - 15.2 Gramm). Es spricht sogar einiges
        dafür, dass die durchschnittlich aufgenommene Menge zu hoch ist und Krankheiten wie den
        hohen Blutdruck mitverursachen könnte.
   Wie scheiden wir Natrium wieder aus?Natrium wird vor allem über die Nieren im Harn ausgeschieden (40 - 220 mmol, je nach
        Nahrungsaufnahme), nur ein kleinerer Teil im Stuhl über den Darm.  Schwitzen kann
        auch eine nennenswerte Natriumausscheidung bedeuten. Normalerweise werden etwa 10 bis 40
        mmol pro Tag im Schweiß ausgeschieden. Das kann in heißen Gegenden oder bei extremer
        Anstrengung aber auch viel mehr werden. Besonders Personen, die noch nicht an das Klima
        angepasst sind, können über 260 mmol (15 Gramm) Salz pro Tag verlieren.
 Anmerkung: Schweiß hat aber einen geringeren Natriumgehalt als die
        Blutflüssigkeit. Man verliert also über den Schweiß "mehr" Wasser als
        Natrium, man muss also als Ausgleich auch mehr Wasser als Salz zuführen.
   Der Natriumspiegel darf nur wenig
        schwanken!Wegen der großen Bedeutung für den Wasserhaushalt des Körpers muss der Natriumspiegel
        sehr genau reguliert sein. Der Referenzbereich (Normalbereich) ist daher sehr eng: 135 -
        145 mmol/l. Das ist eine Schwankungsbreite von nur etwa ±4%. Zum Vergleich: der
        Normalbereich für Blutzucker oder Kalium umspannt etwa ±20%.
   Zu wenig Natrium heißt nicht unbedingt zu
        wenig Natrium!Diese unlogische Überschrift soll auf eine
        Besonderheit hinweisen, die für die Verständnis des Natriumspiegels im Blut sehr wichtig
        ist:
 
          Ist der Natriumspiegel (= die Natriumkonzentration) im Blut zu
            niedrig kann das zwei prinzipiell völlig unterschiedliche Ursachen haben:  
          
            Wir haben wirklich zu wenig Natrium aufgenommen
              und/oder zuviel ausgeschieden und haben jetzt zu wenig Natrium im Körper. Man nennt das
              auch Natriumbilanzstörung. Das kann zu einem niedrigen Natriumspiegel
              führen, ist aber seltener. Häufiger ist  die zweite mögliche Ursache an einem
              niedrigen Spiegel schuld:Wir haben zu viel Wasser aufgenommen und/oder
              zuwenig ausgeschieden. Die Natriummenge im Körper ist so groß wie immer, es ist nur mehr
              verdünnt. Es ist in mehr Wasser verteilt. Es liegt dann eine Wasserbilanzstörung
              vor.   Auch ein erhöhter Natriumspiegel kann
        völlig unterschiedliche Ursachen haben! 
          Ist der Natriumspiegel also die Natriumkonzentration im Blut zu hoch
            kann auch das zwei prinzipiell völlig unterschiedliche Ursachen haben:  
          
            Wir haben wirklich zu viel Natrium aufgenommen
              und/oder zuwenig ausgeschieden und haben jetzt zu viel Natrium im Körper. Man nennt das
              auch Natriumbilanzstörung. Das kann zu einem erhöhten Natriumspiegel führen, ist aber
              seltener. Häufiger ist die zweite mögliche Ursache an einem erhöhten Spiegel schuld:Wir haben zu wenig Wasser aufgenommen und/oder
              zuviel ausgeschieden. Die Natriummenge im Körper ist so groß wie immer, es ist nur
              konzentrierter. Es ist in weniger Wasser verteilt. Es liegt dann also eine
              Wasserbilanzstörung vor. Verkompliziert wird das ganze noch dadurch, dass es häufig
        kombinierte Störungen gibt, also Störungen der Wasserbilanz und der Natriumbilanz. Dies
        führt dazu, das exakte Deutungen des Natrium- und Wasserhaushaltes manchmal sehr
        schwierig sind. Oft ist es aber ausreichend, die im Vordergrund stehende Störung zu
        erkennen.   Der Natriumspiegel wird durch den
        Wasserhaushalt reguliert 
          A. Wenn uns Wasser fehlt, dann ist das Natrium in zu wenig
          Wasser verteilt, es ist zu konzentriert:Das merken Sensoren (Fühler) in einem Teil des Zwischenhirns, dem Hypothalamus. Sie
          bewirken,
 
            dass die Hirnanhangsdrüse ein Hormon ausschüttet, das dafür sorgt,
              dass in der Niere weniger Wasser ausgeschieden wird. Das Hormon heißt antidiuretisches
              Hormon, kurz ADH.dass wir Durst haben und Wasser trinken. Das führt durch eine Verdünnung des Natriums im Blut zu einer Abnahme
          der Natriumkonzentration. B. Wenn wir zu viel Wasser haben:Das merken diese Sensoren natürlich auch und es wird weniger ADH ausgeschüttet. Wir
          haben keinen Durst und scheiden mehr Wasser im Harn aus.
 Das führt durch einer "Eindickung" des Natriums im Blut zu einer Zunahme
          der Natriumkonzentration.
 
            
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 | ADH-Bildung Gebildet wird das ADH im Hypothalamus. Dann wird es in den hinteren Teil der
              Hirnanhangsdrüse transportiert und dort bei Bedarf ans Blut abgegeben.
 Das ADH wirkt auf die Nieren und vermindert dort die Wasserausscheidung.
 |  Der Blutdruck hat aber auch Einfluss auf die
        ADH-AusschüttungDie ADH-Ausschüttung wird nicht nur von der Konzentration der Salze im Blut
        bestimmt. Auch der Blutdruck und das Blutvolumen haben Einfluss auf die ADH-Ausschüttung
        und den Durst (geringer Blutdruck, Blutverlust, zu wenig Flüssigkeit im Kreislaufsystem
        führt zur ADH-Ausschüttung und zu Durst).
   Die Natriumausscheidung wird im Wesentlichen
        durch die Flüssigkeitsmenge im Kreislauf bestimmt, nicht durch den Natriumspiegel im Blut 
          A. Wenn Blutvolumen fehlt, der Blutdruck niedrig ist:Das merken Drucksensoren im Herzen, anderen Blutgefäßen und in den Nieren. Sie bewirken,
 
            dass die Hormone Angiotensin II und Aldosteron
              (letzteres in der Nebennniere) vermehrt gebildet werden. Dies führt zum Zurückhalten von
              Natrium und Wasser in der Niere. dass wir "Salzhunger" haben. Das führt durch Vermehrung von Natrium und Wasser
          im Körper zu einer Steigerung des Blutvolumens und Blutdrucks. Die
          Natriumkonzentration steigt dabei kaum oder gar nicht. B. Wenn wir zu viel Blutvolumen und/oder Blutdruck haben:Den hohen Druck merken diese Drucksensoren auch und es wird dann
 
            weniger Angiotensin II und Aldosteron gebildet
              wird und wir haben keinen Salzhunger. Hingegen werden im Herzenvermehrt die sog. Natriuretischen Peptide (Atriales
              Natriuretisches Peptid, ANP; Brain-type Natriuretisches Peptid, BNP) freigesetzt,
              die zu einer vermehrten Ausscheidung von Natrium und Wasser in der Niere führen.Auch der hohe Blutdruck selbst führt zur vermehrten Ausscheidung von
              Wasser und Salz in der Niere. Das alles führt zu einer Verminderung von Natrium und
          Wasser im Körper. Die Natriumkonzentration sinkt dabei kaum oder gar nicht. 
          
            |  | Nebennieren Die Nebennieren, hier gelb-orange dargestellt sitzen am oberen Nierenpol. Sie
            produzieren u.a. das Aldosteron.
 Aldosteron vermindert die Ausscheidung von Natrium und Wasser in der Niere.
 | Die oben nur skizzierten Zusammenhänge des Wasser- und
        Natriumhaushalts sind (nicht nur für Laien) ziemlich kompliziert. Eines ist aber zum
        Verständnis des Natriums im Blut wichtig: Abweichungen des Natriumspiegels im
        Blut sind Hinweise auf eine Störung im Wasserhaushalt des Körpers. Sie sind weniger
        häufig durch eine Störung des Natriumhaushalts verursacht.
   Welche Beschwerden oder Probleme
        verursacht ein zu hoher Natriumspiegel?Es sind eher schwere Erkrankungen, die zu einem erhöhten Natriumspiegel führen. Es ist
        also unwahrscheinlich, dass sich bei einem unauffälligen, scheinbar gesunden Menschen
        gewissermaßen unbemerkt ein erhöhter Spiegel auftritt.
 Das Hauptzeichen ist der Durst. Dazu kommt Verwirrtheit, Krämpfe, Koma
        (Bewusstlosigkeit), Hirnblutungen, Gefäßverstopfungen (Thrombosen).
 Die Ursache der Probleme liegt darin, dass das Natrium in der Flüssigkeit, die die Zellen
        umgibt, zu hoch ist. Das zieht Wasser aus diesen Zellen, sie schrumpfen und funktionieren
        nicht mehr richtig. Am meisten trifft das unser Gehirn. Entscheidend ist auch, wie schnell
        es zu einem erhöhten Natrium kommt. Je langsamer die Veränderung eintritt, desto besser
        kann sie der Körper verkraften.
 Wenn dazu noch ein Flüssigkeitsmangel besteht, kommen Zeichen des
        Flüssigkeitsmangels dazu: trockene Schleimhäute, Schlaffheit des Hautgewebes, niedriger
        Blutdruck und schneller Puls beim Aufstehen.
 Wenn dazu noch eine Flüssigkeitsüberladung kommt, kommen Zeichen der
        Flüssigkeitsüberladung dazu: Gewichtszunahme, Schwächegefühl, Atemnot bei Belastung,
        geschwollene Augen am Morgen, geschwollene Füße am Abend, Flüssigkeitsansammlungen
        (Ödeme) in der Lunge, dem Bauchraum, den Beinen.
 
 Welche Beschwerden oder Probleme
        verursacht ein zu niedriger Natriumspiegel?Leichte Persönlichkeitsveränderungen, Lethargie, Verwirrung. Unter einem
        Natrium von 120 mmol/l kommt es dann zu Hirndruckzeichen: Kopfschmerz, Erbrechen,
        Bewusstseinstrübung bis zum Koma, Krampfanfälle. Die Probleme entstehen, weil in der
        Flüssigkeit, die die Zellen umgibt, zu viel Wasser und zu wenig Natrium ist. Das Wasser
        dringt in die Zellen ein, sie schwellen an. Das Gehirn im Schädel kann aber nicht
        anschwellen, der Hirndruck steigt. Entscheidend ist auch, wie schnell es zu einem
        verminderten Natrium kommt. Je langsamer die Veränderung eintritt, desto besser kann sie
        der Körper verkraften.
 
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