Zusammenfassung: ANCA sind gegen bestimmte weiße
Blutkörperchen gerichtete Antikörper. Die Messung von ANCA im Blut ist vor allem für
die Erkennung und Verlaufsbeobachtung von Blutgefäßentzündungen von Bedeutung.
Was sind ANCA?
ANCA sind Antikörper, die sich gegen bestimmte weiße Blutzellen richten, nämlich gegen
die Neutrophilen Granulozyten. Wie bei fast allen Zellen,
kann man bei den Neutrophilen Granulozyten zwischen Zellkern und Zellplasma (=Zytoplasma)
unterscheiden. ANCA richten sich gegen bestimmte Stoffe im Plasma der Zelle, daher der
Name.
Woher kommen ANCA?
ANCA werden von unserem eigenen Abwehrsystem erzeugt und richten sich gegen unsere eigenen
Zellen, sie sind also sog. Autoantikörper. Man kann sie in der Blutflüssigkeit
nachweisen.
Warum erzeugt unser Abwehrsystem ANCA?
Warum erzeugt unser Abwehrsystem Antikörper wie z.B. ANCA, die sich gegen uns selbst
richten? Zu dieser Frage gibt es viele Theorien aber keine sicheren Antworten.
Wann bestimmt man ANCA in der
Blutflüssigkeit?
Wenn der Verdacht auf bestimmte Formen von Blutgefäßentzündungen (=Vaskulitis) besteht.
Es geht dabei um Gefäßentzündungen, die als Autoimmunkrankheit auftreten, bei denen
sich also das Abwehrsystem des Körpers gegen unsere eigenen Gewebe und bei einer
Gefäßentzündung besonders gegen die Gefäße richtet. Bei diesen Gefäßentzündungen
(den sog. Autoimmun-Vaskulitiden) findet man oft ANCA in der Blutflüssigkeit.
Was bringt der Nachweis von ANCA?
Der Nachweis eines ANCA kann einerseits bei der Erkennung einer solchen Gefäßentzündung
(Autoimmun-Vaskulitis) helfen, andererseits kann man durch die genaue Bestimmung des
ANCA-Typs (siehe weiter unten) verschiedene Formen der Gefäßentzündung unterscheiden.
Was passiert bei einer Entzündung von
Blutgefäßen (Vaskulitis)?
- Örtliche Entzündung: Die Wand des Gefäßes ist verdickt und von
weißen Blutkörperchen durchsetzt, das betroffene Gebiet kann heiß sein und schmerzen.
Das alles sind typische, örtliche Entzündungszeichen.
- Allgemeine Entzündung: Betrifft das Entzündungsgeschehen größere
Abschnitte, dann werden auch allgemeine Entzündungszeichen dazukommen: Fieber,
Müdigkeit, Gewichtsverlust, Erhöhung der Blutsenkung,
Erhöhung der Zahl der weißen Blutkörperchen und des CRP im Blut.
- Funktionsausfall: In weiterer Folge wird auch die Funktion, die die
Blutgefäße erfüllen sollten, behindert. Es kann durch Verstopfungen zu Blutmangel in
den betroffenen Organen kommen, durch zerstörte Gefäße kann es aber auch zu Blutungen
kommen.
Welche Beschwerden oder
Krankheitszeichen hat man bei einer Blutgefäßentzündung (Vaskulitis)?
Das hängt davon ab, wie groß die betroffenen Gefäße sind und welche Abschnitte/Organe
betroffen sind.
Sind vorwiegend kleinere Gefäße betroffen kommt es oft zu vielen kleinen Blutungen. Bei
Befall der Haut führt das zu violetten Flecken (sog. Purpura), bei Befall der Lunge zu
Bluthusten und bei Befall der Niere zu Blut im Harn. Auch die Nerven können durch die
Gefäßschäden in Mitleidenschaft gezogen werden und es kommt zu Reizerscheinungen
(Mißempfindungen) oder Ausfällen (Taubheitsgefühl, Lähmungen) in den betroffenen
Gebieten.
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Violette Flecken (Purpura) auf der Haut verursacht durch eine
Gefäßentzündung. |
Sind mittelgroße Gefäße betroffen kann das zur
Blutunterversorgung und damit zu Infarkten des Herzens, der Niere, des Darmes oder auch
der Gliedmaßen kommen.
Eine Gefäßentzündung kann also je nach betroffenem Gefäßtyp und je nachdem, welcher
Teil des Körpers betroffen ist, sehr unterschiedliche Zeichen haben. Zeichen, die
überdies auch von vielen andere Erkrankungen verursacht sein können.
Für den behandelnden Arzt ist es oft sehr schwierig zu entscheiden, ob hinter den
Beschwerden des Patienten eine Gefäßentzündung stecken kann. Daher ist der Nachweis von
ANCA in der Blutflüssigkeit für die richtige Diagnose oder den Ausschluss einer
Autoimmun-Gefäßentzündung von großer Bedeutung.
Wie kann man ANCA nachweisen?
Indirekte Immunfluoreszenz: Dies ist die klassische Methode. Vereinfacht
gesagt, bringt man dabei die Blutflüssigkeit des Patienten mit Neutrophilen Granulozyten
zusammen. Hat der Patient einen ANCA, dann wird sich dieser auf die Testzellen setzen.
Dann markiert man diesen Antikörper des Patienten mit einem grünfluoreszierenden
Antikörper.
Hat der Patient einen ANCA in der Blutflüssigkeit werden die Zellen im
Fluoreszenzmikroskop grün aufleuchten. Nach dem Muster, das man im Mikroskop sieht, kann
man auf die Art des ANCA schließen (Beispiele siehe ANCA-Typen
weiter unten). Für die notwendige Laborarbeit und die Beurteilung der Bilder ist aber
große Erfahrung notwendig.
Immuntests (besonders
Elisa-Verfahren): Dabei wird das Serum des Patienten nicht mit Zellen
zusammengebracht sondern nur mit Zellbestandteilen, die man aus Neutrophilen
Granulozyten gewonnen hat. Durch weitere Reaktionsschritte entsteht durch den ANCA
letztlich eine Verfärbung, die man im Photometer messen kann. Diese Tests sind gut
automatisierbar und einfacher beurteilbar, können aber im Gegensatz zur Indirekten
Immunfluoreszenz die Vielfalt der möglichen Antikörper nicht erfassen.
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Beispiel Elisa
Auf dieser sog. Mikrotiterplatte sind 96 kleine Näpfchen. In diesen sind Zellbestandteile
der Neutrophilen Granulozyten (z.B. PR3 oder Myeloperoxidase) angebracht. Man gibt
Blutflüssigkeit dazu. Nach dem Waschen bleiben ANCA hängen, falls vorhanden. Mit einer
Färbereaktion macht man diese sichtbar und im Photometer messbar. |
Welche ANCA Typen gibt es?
Nach dem Muster in der Immunfluoreszenzuntersuchung unterscheidet man c-ANCA, p-ANCA und
x-ANCA. X-ANCA werden auch atypische ANCA oder a-ANCA genannt.
X-ANCA sind meist nicht mit Gefäßentzündungen
sondern mit anderen Krankheiten verbunden.
Weiß man auch, gegen welche
Bestandteile der Neutrophilen Granulozyten sich ANCA richten?
Ja, großteils kennt man die Ziele (Zielantigene) der ANCA. C-ANCA richten sich meist
gegen das Enzym Proteinase 3 (=PR3), p-ANCA gegen die Myeloperoxidase. Das sind die
wichtigsten Ziele der ANCA.
ANCA können sich aber auch gegen andere Bestandteile der Neutrophilen Granulozyten
richten. Nur namentlich erwähnt seien: ANCA gegen Elastase, Lysozym, Lactoferrin,
Cathepsin G, BPI, Azurocidin. Gegen welches Antigen sich ein ANCA richtet, kann man
mit den oben beschriebenen Immuntests bestimmen.
Wie richten die ANCA eigentlich den
Schaden in den Blutgefäßen an?
Das weiß man noch nicht genau. Eine Möglichkeit wäre, dass sich ANCA an die
Neutrophilen Granulozyten binden. Diese werden dadurch aktiviert und richten ihre
zerstörerische Wirkung, die eigentlich fremde Krankheitserreger beseitigen sollte, gegen
Blutgefäße. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass sich ANCA an die Innenwände der
Blutgefäße binden. Das Innere der Blutgefäße könnte sich dann in der Folge so
verändern, dass sich weiße Blutkörperchen daran anheften können und so eine
Entzündung auslösen. |